Laufenselden ist die nördlichste der Heidenroder Einzelgemeinden. Sie liegt am oberen Dörsbach, in den in Laufenselden drei kleinere Zuflüsse münden. Wie zahlreiche Dörfer der Umgebung erscheint der Ort erstmalig in der um 1260 aufgestellten Teilungsurkunde der Grafen Diether und Eberhard von Katzenelnbogen. 1360 wurden Laufenselden die Stadtrechte mit Markt- und Festungsrecht verliehen. Die Ortschaft hieß 1269 Loifenseldem, 1272 Laufenphelden, 1301 Lafenseldun oder Laufenseldun, 1327 Laufenselden und 1603 Lauffeseelln.
Während im 15. Jahrhundert der Ort als wohlhabend galt, wird im 18. und 19. Jahrhundert von großer Armut der Einwohner berichtet. Insbesondere im 19. Jahrhundert wanderten daher viele Einwohner aus. In der Vergangenheit überwog das Handwerk; neben Weberei und Schafzucht spielte die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle.
Territoriale Zugehörigkeit Laufenselden gehörte bereits seit seiner Ersterwähnung 1260 zur Grafschaft Katzenelnbogen. Anders als andere Heidenroder Ortsteile gehörte Laufenselden ab 1361 nicht mehr zum Vierherrengericht, sondern war den Grafen direkt unterstellt. 1806 bis 1813 lag der Ort in den Pays réservé de Catzenellenbogen. Ab 1816 zählte er zum Herzogtum Nassau, Amt Langenschwalbach. Von 1867 bis 1945 war Laufenselden preußisch, unterbrochen von 1919 bis 1923. Damals befand er sich im Freistaat Flaschenhals, einem schmalen, unbesetzten Korridor zwischen der französischen und der amerikanischen Besatzungszone. Seit 1945 ist er Teil des Bundeslandes Hessen, 1972 wurde Laufenselden zum größten Ortsteil der Gemeinde Heidenrod.
Bauliche Entwicklungen 1301 wird eine Kapelle und 1330 eine dem Apostel Simon Zelotes geweihte Pfarrkirche erwähnt. Nach der Ernennung zur Stadt wurde Laufenselden ab 1360 mit Weiher, Graben und Palisaden umgeben. Der Ort besaß ein Ortsgericht, dessen Vorsitz bei dem seit 1389 erwähnten Schultheiß lag. Mühlen werden seit 1426 genannt, 1536 wird eine Schule und 1607 ein Rathaus erwähnt. Das heutige Rathaus wurde 1825 erbaut und diente zunächst als Schule.
Die historische Befestigung der Ortschaft zeigt sich noch heute. Die unregelmäßigen Rundform, die sich zwischen Wiesbadener Straße, Kastell-, Bremmbach-, Grabenstraße und Reitallee abzeichnet, zeigt diese deutlich. Die Bebauungsgrenzen waren durch den 1353 erstmals genannten großen Weiher (Deich) im Osten, zur Fischzucht genutzte Gräben, Wall und einen festen Palisadenzaun vorgegeben. Der Ort war in der Vergangenheit nur durch zwei Tore zugänglich, je eines in Richtung Nastätten und Reckenroth. Innerhalb dieser Einfriedung wurde die Entwicklung nach der Stadtrechtsverleihung nur mäßig beschleunigt. Der Ort wird im 16. und 17. Jahrhundert in zeitgenössischen Urkunden als Flecken bezeichnet. Im 16., 17. und 19. Jahrhundert musste Laufenselden große Zerstörungen erleiden: 1565, 1691 brannten das Pfarr- und das Rathaus sowie die Schule nieder. 1883 brannten 22 Wohnhäuser sowie 29 Scheunen und Ställe ab.
Im 18. Jahrhundert verfiel die alte Befestigung, der Graben und die vertrockneten Weiher wurden bebaut. Die 1787 bei rund 800 Einwohnern gezählten 147 Häuser zeichneten sich durch bescheidene Wohnqualität aus, wenige besaßen ein Schieferdach, die Mehrzahl war mit Stroh gedeckt. Einziger Massivbau, neben der Kirche, war das 1870 abgebrochene sogenannte Steinerne Haus. Diese Gebäude war der ehemalige Große Hof der Grafen von Katzenelnbogen, dessen wahrscheinlich im 17. Jahrhundert in Fachwerk errichteter Teil auf angeblich mittelalterlichen Grundmauern - wenn auch verändert - noch vorhanden ist. Das südlich der Kirche gelegene Anwesen hebt sich durch stattliche Dimensionen von der äußerst kleinteiligen Bebauung (Tagelöhnerhäuser) nördlich der Rudolf-Dietz-Straße (Hundsgasse) ab.
Reste historischer Bausubstanz Reste historischer Bausubstanz finden sich heute in der Kastellstraße 1 (Kastell-Apotheke). Das Fachwerkhaus wurde um 1700 errichtet und besitzt Reste von Zierfachwerk. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude verändert, das Dachgeschoss stammt aus dem 19. Jahrhundert. In der Hundsgasse 7 steht ein kleines, zweizoniges Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach. Das Fachwerk wurde verkleidet.
Einwohnerentwicklung 1583 bestand der Laufenselden aus 73 Hausgesäßen. 1809 hatte der Ort 889 Einwohner. Bis 1846 stieg die Einwohnerzahl auf 1.216 an und sank anschließend bis 1939 auf 894 ab. Seitdem stieg sie bis 2014 auf 1.866.
(Hessisches Landesamt für Denkmalpflege, 2009 / Jörn Schultheiß, hessenARCHÄOLOGIE, 2017)
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