Zur Wasserversorgung für die Villa Hügel, die Krupp‘schen Arbeitersiedlungen und für das Werk in Altendorf ließ Alfred Krupp parallel zum Bau der Villa Hügel 1872-74 ein Wasserwerk an der Ruhr direkt unterhalb der Villa Hügel errichten. Diese Anlage mit Woolf’schen Balancier-Dampfmaschinen wurde schon kurz nach Fertigstellung wegen der schlechten Bauqualität kritisiert. Da das Wasser direkt der Ruhr entnommen wurde, konnte es nur abgekocht als Trinkwasser benutzt werden. Zudem entsprach die Leistungskraft nicht mehr den steigenden Ansprüchen. Daher wurde 1901 ein neues Wasserwerk an der Mündung des Wolfsbachs in die Ruhr errichtet mit einer Jahreskapazität von 12 Millionen Kubikmeter Wasser. Das im Wasserwerk geförderte Wasser wurde im Erdbehälter auf dem Bredeneyer Hochplateau nahe der Siedlung Brandenbusch und der Villa Hügel gespeichert. Von 1971 bis zu seiner Stilllegung 1989 wurde aus dem Wasserwerk auch Kettwig mit Wasser versorgt. Es wird heute als Künstleratelier genutzt und ist nicht zugänglich. Das idyllisch im Ruhrtal direkt neben der Ruhrtalbahn gelegene Werk besteht aus drei, zu einem Backsteinkomplex zusammengefügten Hallen und einem turmartigen Brunnenhaus. Zum Tor ist das hoch aufragende Maschinenhalle orientiert. Daran schließen sich zwei parallel direkt aneinander gebaute Hallen für Kesselhaus und Kohlenlager an. Hinter dem Kesselhaus erhob sich der hohe, heute nicht mehr existierende Kamin.
Die Maschinenhalle ist in den Fassaden zweigeschossig ausgebildet, wird von einem Satteldach überdeckt und ist an beiden Schmalseiten mit Treppengiebeln geschmückt. Im freistehenden Giebel befindet sich der portalartige Haupteingang und darüber im Giebeldreieck die drei Krupp-Ringe. In beiden Trauffassaden gibt es große Rundfenster im unteren und schmale Fensterformate im oberen Fassadenbereich. Die Backsteinarchitektur wird in allen Ansichten gegliedert durch schmale, vertikale Putzstreifen. Das rückwärtige Kesselhaus hat besonders breite Fenster, während das Kohlenlager durch eine Überdachung der Anlieferzone gekennzeichnet ist. In der Fassadenausbildung gleicht diese Doppelhalle der vorderen Maschinenhalle. In der Maschinenhalle gab es vier Balancier-Dampfmaschinen von 1874 und 1880. Die Maschinen wurden 1952 demontiert. Etwas abseits steht das auf achteckigem Grundriss errichtete Brunnenhaus. Der Turmbau ist in drei Geschosse aufgeteilt mit schlank-hochrechteckigen Fenstern für das mittlere Haupt- und kleinen Fensterformaten für das Sockel- und Dachgeschoß. Der Turm ist mit einem Zeltdach gedeckt. Das ehemalige Wasserwerk wird heute von großkronigen Bäumen umstanden. Auf das Zufahrtstor führt eine aus der Bauzeit des Wasserwerks stammende Allee zu. Hier befindet sich auch das Wohnhaus des leitenden Ingenieurs des Krupp’schen Wasserwerks.
Die Krupp’schen Anlagen zur Gewinnung und Speicherung von Wasser standen in der für das 19. und frühe 20. Jahrhundert typischen Tradition in der Industrie, sich möglichst unabhängig von kommunalen Einrichtungen eigenständig zu versorgen.
Baudenkmal Das Objekt Wasserwerk Krupp ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Essen, laufende Nr. 167).
(Walter Buschmann, 2010)
Literatur
Fischer, Ludger (1996)
Bau- und Kunstdenkmäler in Essen-Werden. Essen.
Föhl, Axel (2001)
Die Villa als mechanische Werkstatt - Technik und Technologie auf Hügel. In: Villa Hügel. Das Wohnhaus Krupp in Essen, S. 154-200. Berlin (2. überarbeitete Auflage).
Föhl, Axel; Hamm, Manfred (1985)
Die Industriegeschichte des Wassers. Transport. Energie, Versorgung. Düsseldorf.
Stadtwerke Essen (Hrsg.) (1992)
125 Jahre Stadtwerke Essen. Unternehmensgeschichte im Überblick. Essen.
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