Die Pestalozzisiedlung Im Grund wurde Anfang der 1950er Jahre errichtet. Die Realisierung des in der Schweiz nach Vorbild des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi erstmalig durchgeführten Konzeptes verfolgte mehrere Ziele, die ganz im Sinne der Zeche Zollverein standen. Primär sollte das Siedlungsmodell dazu dienen, in den Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges heimatlos gewordenen Jugendlichen eine Heimat und Beschäftigung zu geben. Des Weiteren wollte die Zeche Nachwuchsarbeiter an sich binden. Mit der Zeit hatte die schwere Tätigkeit im Bergbau an Attraktivität verloren und die Sorge um die Sicherung weiterer Beschäftigter veranlasste, dass das Konzept durch die Kombination eines Ausbildungsplatzes mit der Integration der Jugendlichen in eine neue Familie umgesetzt wurde.
Um eine zentrale Wiese gruppieren sich die blau gestrichenen Doppelhäuser mit Schlagläden an den Fenstern und Dachgauben an der Straße Im Grund. Weitere Doppelhäuser gleichen Bautyps reihen sich entlang des Pestalozziweges. Die Siedlung umfasst insgesamt 15 Doppelhaushälften und beherbergte insgesamt 30 Familien. Jeweils eine Pestalozzifamilie bewohnte zusammen mit sechs Jungen, die sich zwei Räume im ausgebauten Dachgeschoss teilten, eine Doppelhaushälfte. Der zugehörige Nutzgarten mit Hühner- und Schweinestall diente nicht nur der Eigenversorgung, sondern verfolgte auch pädagogische Zwecke. Die aus der Zechenbelegschaft rekrutierten Pestalozzi-Eltern sollten den Jugendlichen den Lebensalltag eines Bergarbeiters und „bergmännische“ Werte vermitteln. Neben einem Dorfleiter, einem Gemeinschaftshaus und dem Dorfparlament rundeten zahlreiche weitere Freizeitangebote das soziale Spektrum des Pestalozzidorfes ab.
Das Objekt Pestalozzisiedlung Im Grund in Katernberg ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Essen, laufende Nummer 919, Eintragungstext siehe PDF-Datei in der Mediengalerie). Sie repräsentieren nicht nur den Wiederaufbau des Ruhrgebietes nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern sind auch ein Beispiel für besondere pädagogische Maßnahmen, die die Zeche Zollverein zur Aufrechterhaltung ihres Betriebes durchführten.
(LVR-Fachbereich Umwelt, 2010)
Literatur
Großmann, Joachim (1999)
Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft. S. 62 ff., Essen.
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