Das „Mönchstörchen“ Ein hölzernes Tor in der Heisterbacher Klostermauer am südlichen Teich gilt als bauliches Relikt der populären Sage des Mönchs von Heisterbach. Diese Legende erzählt von einem Mönch, der in jungen Jahren zweifelnd das Kloster verlassen hatte und nach 300 Jahren geläutert und voller Einsicht in dieses zurückkehrte. Eine in die Holztür der Pforte geschnitzte Inschrift verweist auf die Legende: „Gott ist erhaben über Ort und Zeit. / Ich weiß: Ihm ist ein Tag wie tausend Jahr. / Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.“
Legende und Mythos des „Mönchs von Heisterbach“ Die populäre Sage vom Mönch von Heisterbach berichtet von einem Mönch, der in jungen Jahren zweifelnd das Kloster verlassen hatte und nach 300 Jahren geläutert und voller Einsicht in dieses zurückkehrte. Die Geschichte ist eine symbolhafte Darstellung des Bibelzitats „Tausend Jahre sind vor Gott wie ein Tag“: „Denn tausend Jahre sind für dich / wie der Tag, der gestern vergangen ist, / wie eine Wache in der Nacht.“ (Psalm 90,4), bzw. „Das eine aber, liebe Brüder, dürft ihr nicht übersehen: dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind.“ (2. Petrus 3,8).
Die inhaltlichen Motive sind eng mit dem antiken Mythos vom „Schlaf des Epimenides“, der mittelalterlichen Kyffhäusersage um den schlafenden Kaiser Friedrich aber auch mit den amerikanischen Erzählungen Washington Irvings „Rip Van Winkle“ und „Sleepy Hollow“ (beide 1819) verwandt. Größere Verbreitung erlangte die Legende durch die Ballade „Der Mönch von Heisterbach“ (1837) des in Königswinter geborenen Dichters der Rheinromantik Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873, eigentlich Peter Wilhelm Karl Müller).
Der Mönch von Heisterbach (Ballade, Wolfgang Müller von Königswinter, 1837)
Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach / lustwandelt an des Garten fernstem Ort, der Ewigkeit sinnt still und tief er nach / und forscht dabei in Gottes heil'gem Wort. Er liest, was Petrus der Apostel sprach: / Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr, und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag. / Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar; und er verliert sich zweifelnd in den Wald, / was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht. Erst wie die fromme Vesperglocke schallt, / gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
Im Laufe erreicht er den Garten schnell, / ein Unbekannter öffnet ihm das Tor, Er stutzt - doch sieh! schon glänzt die Kirche hell, / und draus ertönt der Brüder heil'ger Chor. Nach seinem Stuhle gehend, tritt er ein - / doch wunderbar - ein andrer sitzet dort! Er überblickt der Mönche lange Reihn, / nur Unbekannte findet er am Ort. Der Staunende wird angestarrt ringsum, / man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr. Er sagt's da murmelt man durchs Heiligtum: / Dreihundert Jahre hieß so niemand mehr.
Der letzte dieses Namens, tönt es dann, / er war ein Zweifler und verschwand im Wald, man gab den Namen keinem mehr fortan! - / Er hört das Wort, es überläuft ihn kalt. Er nennt nun den Abt und nennt das Jahr, / man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand; da wird ein großes Gotteswunder klar: / er ist's der drei Jahrhunderte verschwand.
Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar, / er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht, und sterbend mahnt er seiner Brüder Schar: / Gott ist erhaben über Ort und Zeit. Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar! / Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach! Ich weiß, ihm ist ein Tag wie tausend Jahr, / und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag!
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