Mönchspforte in der Klostermauer der Abtei Heisterbach

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 41′ 36,29″ N: 7° 12′ 48,04″ O 50,69341°N: 7,21334°O
Koordinate UTM 32.373.810,69 m: 5.617.254,77 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.585.776,36 m: 5.618.243,21 m
  • Inschrift an der Mönchspforte an der Abtei Heisterbach

    Inschrift an der Mönchspforte an der Abtei Heisterbach

    Copyright-Hinweis:
    Knöchel, Franz-Josef / CC-BY-SA 3.0
    Fotograf/Urheber:
    Knöchel, Franz-Josef
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Audiodatei mit dem Text der Ballade "Der Mönch von Heisterbach" von Wolfgang Müller von Königswinter, 1837 (mp3-Audiodatei, 1,9 MB, 2010).

    Audiodatei mit dem Text der Ballade "Der Mönch von Heisterbach" von Wolfgang Müller von Königswinter, 1837 (mp3-Audiodatei, 1,9 MB, 2010).

    Copyright-Hinweis:
    Knöchel, Franz-Josef
    Medientyp:
    Audio
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Mönchspforte an der Abtei Heisterbach

    Mönchspforte an der Abtei Heisterbach

    Copyright-Hinweis:
    Knöchel, Franz-Josef / CC-BY-SA 3.0
    Fotograf/Urheber:
    Knöchel, Franz-Josef
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Das „Mönchstörchen“
Ein hölzernes Tor in der Heisterbacher Klostermauer am südlichen Teich gilt als bauliches Relikt der populären Sage des Mönchs von Heisterbach. Diese Legende erzählt von einem Mönch, der in jungen Jahren zweifelnd das Kloster verlassen hatte und nach 300 Jahren geläutert und voller Einsicht in dieses zurückkehrte. Eine in die Holztür der Pforte geschnitzte Inschrift verweist auf die Legende:
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit. /
Ich weiß: Ihm ist ein Tag wie tausend Jahr. /
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.“


Legende und Mythos des „Mönchs von Heisterbach“
Die populäre Sage vom Mönch von Heisterbach berichtet von einem Mönch, der in jungen Jahren zweifelnd das Kloster verlassen hatte und nach 300 Jahren geläutert und voller Einsicht in dieses zurückkehrte.
Die Geschichte ist eine symbolhafte Darstellung des Bibelzitats „Tausend Jahre sind vor Gott wie ein Tag“: „Denn tausend Jahre sind für dich / wie der Tag, der gestern vergangen ist, / wie eine Wache in der Nacht.“ (Psalm 90,4), bzw. „Das eine aber, liebe Brüder, dürft ihr nicht übersehen: dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind.“ (2. Petrus 3,8).

Die inhaltlichen Motive sind eng mit dem antiken Mythos vom „Schlaf des Epimenides“, der mittelalterlichen Kyffhäusersage um den schlafenden Kaiser Friedrich aber auch mit den amerikanischen Erzählungen Washington Irvings „Rip Van Winkle“ und „Sleepy Hollow“ (beide 1819) verwandt. Größere Verbreitung erlangte die Legende durch die Ballade „Der Mönch von Heisterbach“ (1837) des in Königswinter geborenen Dichters der Rheinromantik Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873, eigentlich Peter Wilhelm Karl Müller).

Der Mönch von Heisterbach (Ballade, Wolfgang Müller von Königswinter, 1837)

Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach / lustwandelt an des Garten fernstem Ort,
der Ewigkeit sinnt still und tief er nach / und forscht dabei in Gottes heil'gem Wort.
Er liest, was Petrus der Apostel sprach: / Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr,
und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag. / Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar;
und er verliert sich zweifelnd in den Wald, / was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht.
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt, / gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.

Im Laufe erreicht er den Garten schnell, / ein Unbekannter öffnet ihm das Tor,
Er stutzt - doch sieh! schon glänzt die Kirche hell, / und draus ertönt der Brüder heil'ger Chor.
Nach seinem Stuhle gehend, tritt er ein - / doch wunderbar - ein andrer sitzet dort!
Er überblickt der Mönche lange Reihn, / nur Unbekannte findet er am Ort.
Der Staunende wird angestarrt ringsum, / man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr.
Er sagt's da murmelt man durchs Heiligtum: / Dreihundert Jahre hieß so niemand mehr.

Der letzte dieses Namens, tönt es dann, / er war ein Zweifler und verschwand im Wald,
man gab den Namen keinem mehr fortan! - / Er hört das Wort, es überläuft ihn kalt.
Er nennt nun den Abt und nennt das Jahr, / man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand;
da wird ein großes Gotteswunder klar: / er ist's der drei Jahrhunderte verschwand.

Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar, / er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht,
und sterbend mahnt er seiner Brüder Schar: / Gott ist erhaben über Ort und Zeit.
Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar! / Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach!
Ich weiß, ihm ist ein Tag wie tausend Jahr, / und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag!


(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2010)

Internet
gutenberg.spiegel.de: Text der Ballade (abgerufen 30.06.2010, Inhalt nicht mehr verfügbar 04.03.2020)

Literatur

Gath, Goswin Peter (1955)
Rheinische Legenden. S. 178-181, Köln.
Roessler, Kurt (Vortrag) / Stiftung Abtei Heisterbach (Hrsg.) (2003)
Der Mönch von Heisterbach zu Zeit und Ewigkeit. Königswinter.
Schumacher, Karl (1986)
Der Eremitenpütz bei Heisterbach. In: van Rey: Oberdollendorf und Römlinghoven (1986), S. 235-239. o. O.

Mönchspforte in der Klostermauer der Abtei Heisterbach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Heisterbacher Straße
Ort
53639 Königswinter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1192

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Mönchspforte in der Klostermauer der Abtei Heisterbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-FJK-20100630-0007 (Abgerufen: 26. April 2024)
Seitenanfang