Die Waldbahn im Reichswald fuhr zwischen 1917 und 1945 vom Bahnhof Pfalzdorf vorbei an Nergena, Asperden und Kessel bis kurz vor die Reichsgrenze am Genneper Weg. Sie diente dem Transport von Holz, aber auch militärischen Zwecken. Sie war rund sechzehn Kilometer lang, eingleisig und schmalspurig ausgeführt. Am westlichen Ende gab es ursprünglich Abzweige nach Süden auf ca. 150 Meter Länge und nach Norden auf ca. 800 Meter Länge bis zum Forsthaus. Die Waldbahn Pfalzdorf wurde seit 1917 überwiegend von der Forstverwaltung betrieben und diente dem Abtransport von Holz aus dem Reichswald zu örtlichen Abnehmern, vor allem aber für die Kohlengruben im Ruhrgebiet.
Geschichte ab 1925 Der offizielle Name der Bahn lautete um 1921 „Forstfiskalische Waldbahn − Pfalzdorf am Niederrhein“. 1927 pachtete der Unternehmer Ernst Esch die Bahn, der sie bis 1945 erfolgreich führte.
In den Jahren nach 1925 wurden große Teile der Bahn umgebaut. In Jagen 83 wurde die Hammstraße, die alte Handelsstraße von Gennep nach Kleve, mit einer einfachen Holzbrücke gequert. Diese wurde baufällig und 1925 durch eine Umfahrung von rund 500 Metern Länge in Jagen 82 ersetzt. Am westlichen Ende wurde der Abzweig zum Forsthaus stillgelegt. Im Bereich Jagen 56 errichtete man eine weitere Umfahrung mit einem Anschluss an eine kleine Sandgrube. Die Waldbahn wurde anscheinend nicht bei den Arbeiten an den Grenzbefestigungen vor und während des Zweiten Weltkrieges benutzt. Militärische Bedeutung erlangte sie erst Ende 1944, als die Wehrmacht die Dampflokomotiven stilllegte. Deren Rauch sollte für Feindflugzeuge nicht sichtbar sein. Als Ersatz kamen fünf oder sechs kleine, offene Diesellokomotiven in den Reichswald. Diese transportierten nun auch Munition sowie Material zum Ausbau der Stellungen im Reichswald. Während der Endkämpfe 1945 gab es größere Schäden an der Waldbahn. Am Bahnhof Pfalzdorf lagerten die Alliierten Materialien für die geplante Rheinquerung, dazu beseitigte man Schienen auch der Waldbahn. Bei Frasselt wurden Schienen von Niederländern entfernt. Und nach Kriegsende verwendeten Anlieger Reste der Schienen und Schwellen zum Bau von Scheunen. Die beiden Lokomotiven Max und Moritz standen bei Kriegsende unversehrt im Lokschuppen; das weitere Schicksal ist jedoch nicht bekannt. Bedingt durch die Zerstörungen und den erheblichen Aufwand für einen Wiederaufbau wurde die Waldbahn Pfalzdorf 1945 stillgelegt. Von der Waldbahn sind am Bahnhof Pfalzdorf noch wenige Gebäudereste erhalten, im Reichswald liegen zwei Brunnenschächte sowie große Abschnitte der Bahntrasse.
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013)
Quellen Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Bestand Regierung Düsseldorf, Forstamt Kleve, Akten Nr. 36, 82, 113
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