Die Geschichte der Hespertalbahn ist verbunden mit der Geschichte der Eisenhütte „Phoenix“ in Essen-Kupferdreh. Diese errichtete ab 1853 ein neues Hüttenwerk, da sowohl die zur Herstellung von Eisen erforderlichen Rohstoffe in der Nähe vorhanden waren als auch günstige Verkehrsverhältnisse durch die Ruhrschifffahrt und die Prinz-Wilhelm-Bahn gegeben waren. So kamen Kohlen aus der unmittelbaren Umgebung, Kalk aus Velbert-Hefel und Eisenerze aus Kupferdreh und dem Großraum Velbert. Kohleneisenstein förderte man nicht nur in der Umgebung von Kupferdreh und im Deilbachtal, sondern auch im Hespertal: Stollenzeche Reher Dickebank und Zeche Richradt. Da hier die Flöze nicht sehr beständig waren, wurde die Förderung bereits zwischen 1890 und 1905 wieder eingestellt.
Erzbergbau in Velbert In Velbert gab es seit dem 16. Jahrhundert einen beständigen Erzbergbau auf Blei, Eisen und Alaun. Nach Stillstand während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Förderung um 1850 wieder intensiv aufgenommen. Wurde zunächst Eisenerz gesucht, dehnte man die Förderung später auf Blei- und Zinkerze aus. Gab es zunächst noch viele kleine Gruben, gründete der Lütticher Kaufmann Gallus Anton Lamarche 1851 die „Gesellschaft G.A. Lamarche“ mit dem Ziel, die Berechtsame dieser Gruben zu erwerben und in den Feldern Gruben aufzufahren. Doch schon 1855 wurde das Bergwerkseigentum Lamarches im Velberter Raum als Rohstoffgrundlage an die Phoenix AG verpachtet.
Bau der Pferdeschleppbahn Wegen der Lage der Lamarcheschen Grubenfelder stellte der Abtransport des gewonnenen Materials ein großes Problem dar. Schon 1852/53 wurde daher eine schmalspurige Pferdeschleppbahn errichtet: von den Gruben Thalburg / Wulff VII / Clara bei Heiligenhaus zur Grube Diedrich-Wilhelm in Velbert. Nach Übernahme der Lamarcheschen Erzgruben und der Pferdeschleppbahn durch die Phoenix AG entschloss sich diese, die Pferdebahn bis zur Hütte in Kupferdreh zu verlängern. Diese Bahn war 1857 vollendet. Sie wurde mit einer Spurweite von 720 mm errichtet und besaß eine Länge von rund 15 Kilometern. Mit Pferden betrieben transportierte sie im Schnitt 30.000 bis 40.000 Tonnen Kohlen und Brauneisenstein im Jahr.
Transportgüter In der Zeche Stolberg wurde Kalk gewonnen, der in der Phoenix-Hütte als Zuschlag gebraucht wurde; er diente auch in der Bauindustrie und als Dünger in der Landwirtschaft. Zur Steigerung der Produktion wurden bei Velbert-Langenhorst große Brüche angelegt, die auch an die Schleppbahn angeschlossen waren. Somit war der Fortbestand der Hespertaler Schleppbahn gesichert. Zusätzlich eröffnete man neue Brüche in Velbert-Hefel, die ebenfalls mit einer Stichstrecke an die Hespertalbahn angeschlossen wurden. Zugleich wurden in Hesperbrück drei Kalktrichteröfen erbaut, später erbaute man hier 1883/1884 einen der damals modernen Kalkringöfen. Für den Bau und Betrieb der Kalksteinbrüche und der Kalköfen wurde die Gewerkschaft Stolberg gegründet, die auch Eigentümerin der Schleppbahn wurde, nachdem die Phönix-Hütte den Betrieb zu den Erzgruben aufgegeben und die Strecke südlich der Kalkgrube Stolberg abgebaut hatte.
Zeche Pörtingssiepen Im unteren Hespertal lag die Zeche Pörtingsiepen, die 1578 erstmals urkundlich erwähnt ist. Nach Gründung der Gewerkschaft Ver. Pörtingssiepen und dem Niederbringen von Schacht II wurde die Kohleförderung 1875 intensiv aufgenommen. Der fördernde Malakowturm über Schacht II wurde mit einem kurzen Anschlussgleis an die Hespertalbahn angeschlossen, deren Hauptaufgabe nun der Abtransport der auf Pörtingssiepen geförderten Kohle wurde. Danach erhielt dieser Schacht sogar den Namen „Eisenbahnschacht“. Da jedoch die schmalspurige Schleppbahn nicht mehr den Anforderungen der Transportmengen der Zeche Ver. Pörtingssiepen und der Gewerkschaft Stolberg genügen konnte, wurde der Abschnitt Kupferdreh bis zur Zeche Richradt auf Normalspur 1.423 mm umgebaut. Unabhängig davon verkehrte zunächst noch die Schleppbahn weiter mit Pferden, die drei bis viermal täglich einen Zug mit bis zu 15 Loren beförderten.
Bau der Normalspurbahn Nachdem die Normalspurbahn bis zur Zeche Richradt 1877 eröffnet worden war, begann man mit dem Bau der Verbindung bis Hesperbrück auf dem östlichen Talhang, während die Schleppbahn hier auf dem westlichen Talhang verlief. Hier lagen die Anlagen des Kalkwerkes der Gewerkschaft Stolberg, deren Produkte noch mit der Pferdeschleppbahn zur Umladeanlage in der Zeche Richradt transportiert werden mussten. Die Neubaustrecke erhielt ihre Betriebsgenehmigung am 26. April 1878, und zwar für die Gewerkschaft Stolberg. Die Schmalspurbahn auf dem Abschnitt Hesperbrück bis Kupferdreh wurde anschließend stillgelegt und abgebaut.
Geschichte der Hespertalbahn Zur Geschichte der Hespertalbahn siehe das PDF-Dokument in der Medienleiste, hier finden sich auch weiterführende Zitate.
(Claus Weber 2011)
Literatur
Hagedorn, Dirk; Leitsch, Joachim / Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn e.V. (Hrsg.) (2008)
Kohle, Kalk und Erze. Die Geschichte der Hespertalbahn. Essen (2. erweiterte Auflage).
Wolff, Gerd (1974)
Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 3: Nordrhein-Westfalen. Gifhorn.
Wolff, Gerd; Riedel, Lothar (1998)
Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 5: Nordrhein-Westfalen: Nordwestlicher Teil. Freiburg.
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