In Velbert gab es seit dem 16. Jahrhundert einen beständigen Erzbergbau auf Blei, Eisen und Alaun. Nach Stillstand während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Förderung um 1850 wieder intensiv aufgenommen. Wurde zunächst Eisenerz gesucht, dehnte man die Förderung später auf Blei- und Zinkerze aus. Gab es zunächst noch viele kleine Gruben, gründete der Lütticher Kaufmann Gallus Anton Lamarche 1851 die „Gesellschaft G.A. Lamarche“ mit dem Ziel, die Berechtsame dieser Gruben zu erwerben und in den Feldern Gruben aufzufahren. Doch schon 1855 wurde das Bergwerkseigentum Lamarches im Velberter Raum als Rohstoffgrundlage an die Phoenix AG verpachtet.
War zunächst noch die Förderung von Eisenerzen wichtig, gewann der Blei-Zinkerzbergbau an Bedeutung. Daneben förderte man Kalk, wichtig bei der Erzerzeugung, u.a. in der Zeche Stolberg, wo sehr reine Kalkadern aufgeschlossen werden konnten. Wegen der Lage der Lamarcheschen Grubenfelder stellte der Abtransport des gewonnenen Materials ein großes Problem dar. Schon 1852/53 wurde daher eine schmalspurige Pferdeschleppbahn errichtet: von den Gruben Thalburg / Wulff VII / Clara bei Heiligenhaus zur Grube Diedrich-Wilhelm in Velbert.
Schmalspurbahn von Diedrich-Wilhelm bis Kupferdreh ab 1857
Nach Übernahme der Lamarcheschen Erzgruben und der Pferdeschleppbahn durch die Phoenix AG entschloss sich diese, die Pferdebahn bis zur Hütte in Kupferdreh zu verlängern. Diese Bahn war 1857 vollendet. Sie wurde mit einer Spurweite von 720 mm errichtet und besaß eine Länge von rund 15 Kilometern. Sie wurde mit Pferden betrieben und transportierte im Schnitt 30.000 bis 40.000 Tonnen Kohlen- und Brauneisenstein im Jahr.
Nach Stilllegung des Abschnittes Grube Wulf bis Diederich Wilhelm sorgten für den Fortbestand der Hespertaler Schleppbahn andere Rohstoffe, zuerst Kalk, der insbesondere in der Zeche Stolberg gewonnen werden konnte. Dieser wurde in der Phoenix-Hütte als Zuschlag gebraucht, diente aber auch in der Bauindustrie und als Dünger in der Landwirtschaft.
Nach Gründung der Gewerkschaft Ver. Pörtingssiepen und dem Niederbringen von Schacht II wurde die Kohleförderung 1875 intensiv aufgenommen. Der Abtransport erfolgte über die Hespertalbahn. Da jedoch die schmalspurige Schleppbahn nicht mehr den Anforderungen der Transportmengen der Zeche Ver. Pörtingssiepen und der Gewerkschaft Stolberg genügen konnte, wurde der Abschnitt Kupferdreh bis zur Zeche Richradt auf Normalspur 1.423 mm umgebaut. Damit entfiel das personalintensive und kostentreibende Umladen in Kupferdreh.
Unabhängig davon verkehrte zunächst noch die Schleppbahn weiter mit Pferden, die drei bis viermal täglich einen Zug mit bis zu 15 Loren beförderten. Ab April 1878 teilte sich die Hespertalbahn in drei unterschiedlich konzessionierte Abschnitte auf:
- Strecke Kupferdreh – Richradt (Normalspur, Zeche Pörtingssiepen)
- Richradt – Hesperbrück (Normalspur, Gewerkschaft Stolberg)
- Hesperbrück – Hefel – Stolberg (Schmalspurpferdebahn, Gewerkschaft Stolberg)
Schmalspurbahn Diederich Wilhelm bis Oberhesper
Am 1. November 1879 konzessionierte das Oberbergamt in Dortmund die Gewerkschaft Stolberg, die Schmalspurbahn mit dampfbetriebenen Lokomotiven durchführen zu können und damit den aufwändigen Pferdebahnbetrieb einstellen zu können. Eine besonders konstruierte und an das Streckenprofil angepasste Lokomotive der Fabrik Hohenzollern kam am 10. November 1879 ins Hespertal, 1880 kam eine zweite hinzu. Bis 1885 wurden die rechtlichen Verhältnisse auf der nun auch so genannten Hespertalbahn geregelt. Die Gewerkschaft Stolberg wurde 1885 in eine Gewerkschaft 'neuen Rechts' umgewandelt und erwarb die Gesamtkonzession für die Normalspurbahn und Schmalspurbahn. Schienen und das rollende Material verblieben im Besitz der Gewerkschaft Pörtingssiepen, die auch für den Betrieb und die Instandhaltung zuständig war. Damit erschien der Name 'Hespertalbahn' das erste Mal. Die Betriebsführung der Schmalspurbahn verblieb bei der Gewerkschaft Stolberg.
1872 hatte die Velberter Eisenerzgrube Dietrich-Wilhelm ihren Betrieb eingestellt, der Abschnitt der Hespertalbahn von Diederich Wilhelm bis Oberhesper wurde kurz darauf stillgelegt.
Geschichte der Hespertalbahn
Zur Geschichte der Hespertalbahn siehe das PDF-Dokument in der Medienleiste, hier finden sich auch weiterführende Zitate.
(Claus Weber 2011)