1705 ist das Gründungsjahr für den Ort Kripp, denn in diesem Jahr erging die erste Erlaubnis, an dieser Stelle ein Haus zu errichten. Dieses Haus trägt jedoch einen Stein im Torbogen mit der Aufschrift 1701. Damit ist Kripp etwas mehr als 300 Jahre alt und somit einer der jüngsten Orte am Rhein zwischen Andernach und Bonn.
Der Grund für die Gründung des Orts liegt im Konflikt mit dem gegenüber gelegenen Ort Linz, der im Gegensatz zu Remagen und somit auch Kripp, die zum Herzogtum Jülich-Berg gehörten, Kurköln unterstellt war. Linz hatte bereits seit 1473 ein Fährrecht und verpachtete dies an den Meistbietenden. Der Grundherr Johann Wilhelm von der Pfalz, Pfalzgraf von Neuburg und Herzog von Jülich-Berg (1658-1716, genannt „Jan Wellem“), vergab nun seinerseits ein Fährrecht an Kripp mit der Begründung auf seiner Seite befände sich nun ebenfalls eine Siedlung. Dies führte zum offenen Konflikt, bei dem Truppen des Kurfürsten von Köln den Rhein bei Linz nach Kripp hin überschritten. Das Ergebnis des Konflikts, der erst 1730 beigelegt wurde, war, dass das Recht bei Linz verblieb.
Kripp und seine Gründung bedrohten die Vormachtstellung des Ortes Remagen, der hier das Stapelrecht innehielt. Die Bürger Remagens befürchteten nun, dass sich die Geschäfte nach Kripp verlagern würden und sie keine Steuern mehr erheben könnten. Dieser Konflikt wurde 1735, also 30 Jahre nach den Gründung des Orts, beigelegt. Die Kripper Bürger erkannten Remagen als die Oberhoheit an und erhielten das Bürgerrecht der Stadt Remagen. Die Kripper mussten nun auch ihren Teil zum Erhalt der Gemeingüter beitragen.
Bereits 1768 wohnen hier 17 Familien. 1772 erhielten sie eine eigene Kapelle. Bei dem Wunsch eine eigene Kapelle zu besitzen, wurden sie von den Linzern unterstützt, die eine größere Unabhängigkeit bezüglich ihrer Nachbarn von Remagen befürworteten. So wurde die dortigen Gottesdienste vor allem von den Linzer Kaplänen gehalten. Die Bevölkerung lebte von der Versorgung der Treidelschifffahrt, aber auch von der Landwirtschaft, wie dem Wein- und Obstbau sowie vom Fischfang. In Kripp findet man heute noch Überreste von Öfen, die hier zum Kalkbrennen genutzt wurden. Der Kalk wurde nach Bonn oder Köln verschifft um die Häuser zu weißen.
Mit dem Aufkommen über die Dampfschifffahrt um 1820 geht die Treidelschifffahrt zurück und somit auch eine wichtige Einnahmequelle für die Kripper. Es kam zu einem bewaffneten Aufstand der Rheinhalfen, so wurden die Leute genannt, die die Pferde für das Treideln führten. Jedoch wurde der Aufstand durch preußische Truppen niedergeworfen.
Um 1800 wurden in Kripp bereits Ziegel gebrannt und die wachsende Ziegelei bot 1860 bereits 46 Menschen eine Arbeitsstelle. Hier fanden auch viele der hier arbeitslos gewordenen Halfen eine Arbeit, es kamen sogar Wanderarbeiter aus den Niederlanden und England um hier zu arbeiten. Der Rohstoff für die Ziegel war in ausreichenden Mengen um Kripp vorhanden. Mit der Gründerzeit nach 1871 stieg der Bedarf an Ziegeln weiter an. Auch in Kripp standen größere Baumaßnahmen an, wie beispielsweise die Lederfabrik und der Wasserturm (1904). Der Bedarf an Ziegeln ließ erst im 20. Jahrhundert nach, als hier die Nutzung von Bims, der durch den Vulkanausbruch des Laacher Sees entstanden war, als Baustoff aufkam.
Die Veränderung der Verdienstmöglichkeiten macht sich auch in der Ortsstruktur sichtbar. Waren die ersten Hauser noch möglichst nah an den Rhein gebaut, so entwickelte sich der Ort nun mehr vom Rhein weg. 1872 entstand hier eine Weinessig- und Senffabrik. Der Zuzug führte auch dazu, dass die Kapelle des Orts zu klein wurde und eine Kirche gebaut werden musste. 1901 wurde mit dem Bau begonnen und 1902 wurde die Kirche eingeweiht.
Wichtig für den Ort war die Lederfabrik, in der Leder zunächst gegerbt und anschließend gefärbt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Lederfabrik für einige Zeit als Kommandantur für das Gefangenenlager in den Rheinwiesen. Nach den Zweiten Weltkrieg entwickelte sich, wie in ganz Westdeutschland, die Wirtschaft stark und der Ort wuchs, heute sind Remagen und Kripp fast zusammengewachsen. In Kripp wurde ebenfalls, wie in benachbarten Orten, eine Quelle gefunden, an der Wasser mit heilender Wirkung bis in die 1970er Jahre gefördert wurde. Diese Quelle beflügelte auch den Tourismus in Kripp.
1958 lebten in dem einstmals kleinem Ort etwa 1.600 Menschen. Viele der kleineren Betriebe litten unter dem Wandel der Wirtschaftsstruktur, den die 1960er und 1970er Jahre mit sich brachten. In den 1990er Jahren wurde der Ort entlang des Baumschulwegs erweitert und Kripp erreichte die Einwohnerzahl von etwa 3.000. Die Arbeitgeber haben den Ort heute weitestgehend verlassen und sind in die umliegenden Gewerbegebiete gezogen.
(Jan Hansen, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet
www.kripper.de: Traditionsverein Kripp: 300 Jahre Kripp (abgerufen 05.08.2014)