Die Kaiserliche Oberpostdirektion wurde im Jahr 1905 nach den Planungen der Bauverwaltung des Reichspostministeriums am Friedrich-Ebert-Ring erbaut. Zwei Jahre nach Baubeginn konnte das ursprünglich dreistöckige Gebäude fertiggestellt werden. Charakteristisch sind die spätgotischen Stilelemente, die trotz mehrmaligen Umbau- und Wiederaufbauarbeiten bis heute erhalten geblieben sind. Besonders deutlich werden die gotischen Einflüsse an der Architektur des Treppenturms, der originalgetreu rekonstruiert wurde, mit seinem Rundbogen und der angrenzenden Fensterrose, der aus der ansonsten schlichten Fassadenfläche des Vierflügelbaus heraussticht. Im oberen Teil des Turmes befindet sich eine leicht hervorstehende Galerie, die begehbar ist. Der achteckige Turm, der als besonderer Blickfang gilt – besonders aus Richtung Südallee schauend - prägt gemeinsam mit der Herz-Jesu-Kirche und der Christuskirche, die über gleiche Stilelemente verfügen, das Erscheinungsbild des Friedrich-Ebert-Rings.
Die Oberpostdirektionen, kurz OPD, galten seit 1850 als Verwaltungseinheiten der Postverwaltungen. Die Aufgabe der OPDs, die zunächst in Preußen gegründet wurden, lag in der Entlastung des Generalpostamts in Berlin. Die jeweilige OPD war für die Postanstalten, die Personalangelegenheiten sowie das Kassen- und Rechnungssystem des zugehörigen Bezirkes zuständig. Im Laufe der Jahrzehnte erweiterten sich die Aufgaben der OPD, sodass diese auch beispielsweise für die Einrichtung neuer Telegraphenlinien verantwortlich waren. Infolge der territorialen Veränderungen und der Regierungsverschiebungen nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige OPDs geschlossen, andere neu gegründet. Die OPD in Koblenz blieb bis 1995 in der vorgestellten Form erhalten bis sich die Auswirkungen der Umstrukturierung infolge der Wiedervereinigung durchsetzten.
Auch die Kaiserliche Oberpostdirektion wurde im Krieg schwer zerstört. Der Wiederaufbau des Gebäudes begann bereits 1948. Das ehemals dreistöckige Gebäude wurde dabei aufgestockt und die zwei- beziehungsweise dreiachsigen Risalite (hervorstehende Gebäudeteile) am Friedrich-Ebert-Ring und der Casinostraße wurden stark vereinfacht, jedoch später wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt errichtet.
Im Zeitraum von 1983-1986 wurde das Gebäude sowohl innen als auch außen umfassend renoviert und vor allem im Inneren stark modernisiert, sodass das Gebäude heute eine Kombination traditioneller spätgotischer Bauelemente mit modernen Stilelementen darstellt. Im Gebäude der OPD ist seit 1962 eine postgeschichtliche Sammlung ausgestellt, die nach Anmeldung besichtigt werden kann. Diese Ausstellung reicht von Bildern alter Postkutschen und –reiter im Treppenhaus über Noten der unterschiedlichen Hornsignale bis hin zu historischen Dienstgeräten. Die Ausstellung ermöglicht den Besuchern einen historischen Rundgang, beginnend in der Römerzeit. Es folgen mittelalterliche Ausstellungsstücke sowie Zeugnisse und Gegenstände der Neuzeit. Ein Besuch des historischen Gebäudes lohnt sich also nicht nur wegen seiner architektonischen Besonderheit, sondern auch um historische Einblicke in die Funktions- und Arbeitsweisen der OPD Koblenz zu erhalten.
(Katharina Breuer, Universiät Koblenz, 2014)
Literatur
Baedeker, Karl (1983)
Koblenz. Kurzer Stadtführer. S. 60 f, Freiburg i.Br..
Berg, Guido (1999)
Koblenz. S. 160, Remagen.
Weiss, Erhard (1992)
Ein Führer zur Baugeschichte in Koblenz. S. 107, Neuwied.
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