Die evangelische Christuskirche in Pfaffendorf befindet sich zwischen der Emser Straße und der alten Auffahrt zur Pfaffendorfbücke auf einem dreieckigen Grundstück und gehört zu evangelischen Kirchengemeinde Pfaffendorf, die im Jahr 1899 gegründet wurde.
Die evangelische Gemeinde bestand hauptsächlich aus preußischen Militärangehörigen und Verwaltungsbeamten. Die Gottesdienste wurden während des 19. Jahrhunderts in den Räumlichkeiten von Militärgebäuden gehalten. Der Wunsch der wachsenden evangelischen Gemeinde nach einer eigenen Kirche wurde folglich immer größer.
Neben einer gewissen Barausstattung besaß die Kirchengemeinde das Grundstück zwischen Brückenrampe und Emser Straße, das sie bereits im Jahr 1894 vom Eisenbahnfiskus gekauft hatte und das nun auf die Pfaffendorfer Gemeinde überschrieben worden war. Im Sommer 1900 wurden das Grundstück oberhalb der Rampe und das Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite für den Bau eines Pfarrhauses erworben, sodass endlich ein Standort für die Kirche gefunden worden war.
Der Baubeginn der Kirche, die wie das Pfarrhaus nach den Plänen des Koblenzer Architekten Ehrhardt Müller errichtet wurde, wird auf den 15. März 1901 datiert. Die Einweihung der Kirche fand am 14. Dezember 1902 statt.
Ein lateinisches Kreuz bildet den Grundriss der im neugotischen Stil erbauten Kirche. Der Haupteingang der Kirche, dem eine überwölbte Freitreppe vorgebaut ist, befindet sich im südwestlichen Kreuzwinkel.
Dass die Kirche auf einem nach Norden und Osten ansteigenden Gelände steht, wird mithilfe des aus Grauwacke bestehenden Sockels ausgeglichen. Die Wände bestehen aus heimischem beigefarbenen Tuff, wobei für die Architekturteile roter Sandstein verwendet wurde.
Aufgrund der Form des Grundstückes, auf dem die Kirche errichtet wurde, ist der polygonale Chor nach Norden ausgerichtet. Das zwei Geschosse umfassende Chorpolygon wird durch eine gebogene halbhohe Altarwand in zwei Teile gegliedert, so dass ein Teil als Sakristei genutzt werden kann.
In der vom Chorraum aus gesehen westlichen Ecke befindet sich ein kleiner quadratischer Turm. Im Osten des Chors steht der hohe sechseckige Hauptturm der Kirche, der einen Spitzhelm hat und der über ein Glockengeschoss verfügt, das von einer zwölfeckigen Balustrade umgeben ist. An der zur Rhein gewandten Seite sind zwei halbrunde Erker mit Kegeldächern angebaut.
Allgemein dominieren beim Außenbau der Kirche, der sich unter anderem durch Spitzbogenfenster, Portale und Blendgiebeln, einem Rosettenfenster und der Balustrade am Turm auszeichnet, gotische und spätgotische Elemente. Im Vergleich dazu zeichnet sich der hohe Innenraum mit einer rippengewölbten Decke aus. Über den Seitenarmen des Innenraums befinden sich Emporen mit Balustraden in Maßwerkform. Über den Seitenarmen befindet sich ein Kreuzgewölbe, das von Bündelpfeilern gestützt wird. Zwischen den Pfeilern befinden sich flache Arkaden.
Von der früheren Innenausmalung der Kirche ist heute nichts mehr sichtbar. Einige der heute nicht mehr erhaltenen Fenster wurden von der in Horchheim ansässigen Familie Mendelssohn finanziert. Auch die Kaiserin Augusta und einige andere wohlhabende Familien steuerten zur Ausstattung der Kirche bei.
Die Innenraumgestaltung der evangelischen Christuskirche orientiert sich am Wiesbadener Programm von 1890, das den Zentralbau einer evangelischen Kirche forderte. Das bedeutet, dass Altar, Kanzel und Orgel so in der Kirche angeordnet werden sollen, dass sie während des Gottesdienstes für alle sichtbar sind.
Die 1950 umgebaute und über Altar und Kanzel angebrachte Orgel wurde in den 1960er Jahren an die gegenüberliegende Südseite versetzt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden das Dach und die Fenster der evangelischen Christuskirche bei Luftangriffen zerstört.
Zur Jahrtausendwende trug die Christuskirche aufgrund von Wasserschäden erneut große bauliche Schäden davon. Bei der Erneuerung von Teilen des Fundaments kam es zu einer Hebung der Westseite, die wiederum zur Bildung von Rissen in den Gewölbekappen und Wandflächen führte. Auch die Treppenhauserker an der Westwand haben sich gelöst und die Glockenanlage im Kirchturm muss in Zukunft baulich verändert werden, da die jetzigen Schwingungen der Glocken den Turm Schaden zuführen. Aufgrund der gegenwärtigen Baumängel und den damit verbundenen statischen Problemen ist die Kirche derzeit geschlossen.
Die Kirchengemeinde muss die Kosten der Schadensbeseitigung selbst tragen, da der bei der Fundamenterneuerung verwendete Beton eine chemische Reaktion mit einem dort im Boden vorkommenden sulfathaltigen Material eingegangen ist, was zur Quellung des bereits harten Betons geführt hat. Weil diese Reaktion laut Gutachten nicht sicher vermeidbar gewesen wäre, können die am Bau des neuen Fundamentes beteiligten Personen nicht zur Rechenschaft gezogen und keine Versicherung in Anspruch genommen werden.
(Friederike Meiers, Universität Koblenz-Landau, 2014)
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