Während des 19. Jahrhunderts betrug der Anteil männlicher Wanderarbeiter an der Gesamtzahl der Arbeiter im Fürstentum Lippe ungefähr 40%. Jedes Frühjahr verließen sie das Fürstentum Lippe und arbeiteten bis zum Herbst in den nördlichen Gebieten Deutschlands, in den Niederlanden, in Skandinavien und in Osteuropa in Ziegeleien. Grund für die große Zahl der Wanderungen war die Armut in der Heimat, da das Bevölkerungswachstum stetig zunahm und die gängige Erbregelung vorsah, dass nur ein Sohn den elterlichen Landbesitz erben konnte (Anerbenrecht). Folglich gab es eine Vielzahl an landlosen Familien, die auf dem landwirtschaftlich geprägten Arbeitsmarkt des Fürstentums Lippe als Tagelöhner in der Landwirtschaft tätig waren oder keine Arbeit fanden, sodass viele männliche Bewohner des Fürstentums ihr Einkommen über die Saisonarbeit verdienen mussten.
Die für die Wanderarbeiter aus dem Fürstentum Lippe erbaute evangelische Kirche wurde unter anderem mit finanzieller Unterstützung der Kaiserin Augusta und durchKollekten, die vom Lippischen Konsortium Detmold und der Evangelischen Kirche in Berlin zur Verfügung gestellt wurden, finanziert. Die Anzahl der Protestanten in der Metternicher Bevölkerung stieg von 1889 mit 50 Personen auf 155 Personen im Jahre 1900 an. Im Jahre 1907 wurde die evangelische Metternicher Bevölkerung in die Kirchengemeinde eingepfarrt. 1965 kam es zum Zusammenschluss mit der evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Lützel, der auch die evangelischen Kirchen in Güls, Kesselheim und Neuendorf angehören. Seit diesem Zeitpunkt wird die Zieglerkirche unter dem Pfarrbezirk Metternich/Güls geführt.
Die evangelische Kirche in Metternich ist im neuromanischen Stil erbaut. Sie hat ein Satteldach und einen nach Norden ausgerichteten Chorraum. Der leicht nach links verschobene Vorbau der Kirche ist im Vergleich zum Kirchensaal niedrigerer und schmaler, so dass rechts vom Vorbau Platz für den runden Kirchturm mit Kegeldach ist.
Im Obergeschoss des Vorbaus sind drei Rundbogenfenster. Das mittlere Fenster überragt die beiden äußeren Fenster in seiner Größe.
Die Außenansicht der in weiß verputzten Kirche wird durch verschieden gestaltete Bogenfriese unter den Traufen, Lisenen, unterschiedlich großen Rundbogenfenstern und aus Backstein angefertigte Fensterbänke geprägt.
Im Innenraum schließt sich dem Vorraum der kleine Saal an, an den ein um zwei Stufen erhöhter Chorraum grenzt. Der Chorraum hat drei bunte Rundbogenfenster und in der Bogenmitte der Chorwand steht ein Altar. Der Saal hat einen halboffenen Dachstuhl mit einem eisernen Hängewerk. Die Wände sind schlicht in Weiß gehalten. Im Obergeschoss des Vorbaus war früher ein Leseraum untergebracht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Empore jedoch zum Kirchensaal geöffnet, sodass der Leseraum heute nicht mehr existiert. Die Orgel der evangelischen Kirche befindet sich rechts vom Eingang des Kirchensaals. Bei dieser Orgel handelt es sich um eine mechanische Pfeifenorgel, die im Jahre 1965 von der Firma Oberlinger aus Winzenheim an der Nahe erbaut wurde. Die Glocken der Kirche stammen aus dem Jahr 1963 und wurden von der Glocken- und Kunstgiesserei Rincker aus Sinn in Hessen angefertigt.
Die kleine evangelische Zieglerkirche ist der erste evangelische Kirchenneubau im heutigen Koblenzer Stadtgebiet und ein Zeichen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Metternich.
(Friederike Meiers, Universität Koblenz-Landau, 2014)