Im zweiten nachchristlichen Jahrhundert wurde ein römischer Podientempel mit Freitreppe und Altar gebaut, der als Quellheiligtum diente. Diese Quelle versorgte anfangs alleine den hohen Wasserbedarf der Stadt und vermutlich auch der Barbarathermen. Der Wasserbedarf stieg stetig mit der Bevölkerungszahl an, als Trier zur Residenzstadt wurde und die Konstantinischen Großbauten errichtet wurden. Daher wurde gegen Ende des dritten Jahrhunderts die Ruwertal-Wasserleitung angelegt.
Die römische Kultstätte am Herrenbrünnchen stand auf einem soliden Steinfundament und maß in der Breite 23 Meter und in der Tiefe 65 Meter, sie hatte drei Meter dicke Mauern und eine mit Säulen gestaltete Front. Die Architektur war griechisch-römisch geprägt.
Der Legende nach soll der als erster Bischof von Trier verehrte Eucharius in der Mitte des 3. Jahrhunderts die ersten christlichen Taufen an diesem Quellheiligtum durchgeführt haben. Bemerkenswert ist, dass an diesem Ort beide Religionen – „heidnische“ und christliche – ausgeübt wurden.
Heute steht in unmittelbarer Nähe nur noch ein Quellhäuschen jüngeren Datums, das bis 1970 für die Wasserversorgung der Stadt genutzt wurde. Der Standort des eigentlichen Tempels befindet sich auf dem Gelände verschiedener privater Gärten, der Quellhorizont wurde kanalisiert und dem Olewiger Bach zugeführt. Dieser wird in seinem späteren Verlauf zum sogenannten Altbach, der dann wiederum kanalisiert der Mosel zugeführt wird.
(Christoph Jürgens, Universität Koblenz-Landau, 2014)