„Die Reste des römischen Amphitheaters fand ich respektabel; da aber das Gebäude über sich selbst zusammengestürzt und wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte als Steinbruch behandelt war, ließ sich nichts entziffern. Bewundernswert jedoch war noch immer, wie die Alten ihrer Weisheit gemäß große Zwecke mit mäßigen Mitteln hervorzubringen suchten, und die Naturgelegenheit eines Tals zwischen zwei Hügeln zu nutzen gewußt, wo die Gestalt des Bodens an Exkavation und Substruktion dem Baumeister vieles glücklich ersparte.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Kampagne in Frankreich, 29. Oktober 1792)
Der Baubeginn des Amphitheaters, eine ellipsenförmige römische Kampfarena, erfolgte um das Jahr 100 n. Chr., es zählt damit zu den ältesten noch sichtbaren römischen Spuren in Trier.
Schon in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts war die Stadt ‚Augusta Treverorum‘ als Kulturzentrum der Treverer, als Handels- und Etappenort zur Versorgung der am Rhein stationierten Truppen und als Verwaltungszentrum so bedeutend, dass Stätten der Unterhaltung und der Freizeitgestaltung geschaffen werden mussten. Das Amphitheater diente neben dem Circus in Trier der Unterhaltung, dabei kam es im Amphitheater zur Darbietung von Spielen, bei denen Kämpfe von Tieren und Menschen abgehalten wurden – ferner aber auch zu weiteren Vorführungen, wie religiösen Festen oder Versammlungen der Gemeinde. Das Amphitheater befindet sich verkehrsgünstig am östlichen Rand der Stadt, am Fuße des Petrisberges. Seine verkehrsgünstige Lage rührt daher, dass das Amphitheater von der West-Ost Achse des römischen Straßensystems tangiert wurde, die in ihrer Verlängerung nach Osten als wichtige Fernstraße zum südlichen Hunsrück eine wesentliche Zubringerfunktion innehatte. Im Westen führte sie durch das römische Stadtzentrum zur Römerbrücke.
Bei der Erbauung nutzte man das vorhandene Geländerelief für den stadtäußeren Teil der Wallanlage für die Tribünen geschickt aus. Stadtseitig wurde der Wall mit einer künstlichen Erdaufschüttung errichtet. Durch diesen Wall führen auch die beiden mächtigen ‚Vomitorium‘-Zugänge zu den Sitzreihen des Amphitheaters (von lateinisch vomere, ausspeien, sich erbrechen), die seinerzeit wohl den Eindruck erweckt haben, sie spuckten die hereinströmenden Zuschauermassen regelrecht aus. Die ellipsenförmige Arena ist 50 mal 75 Meter groß und von einem etwa 20.000 Menschen fassenden Zuschauerraum umgeben. Dieser hatte drei Hauptränge mit jeweils acht Sitzreihen. Die Gesamtausmaße sind 120 mal 145 Meter, womit sich das Amphitheater größenmäßig an zehnter Stelle aller römischen Amphitheater einreiht.
Unter dem Arenaboden befindet sich ein kreuzförmig angelegter Keller, der durch eine in Teilen bis heute erhaltene Hebevorrichtung mit der Arena verbunden war und später ‚Kaskeller‘ genannt wurde (die Herkunft dieses Worts ist nicht sicher geklärt, vgl. volksfreund.de). Als am Ende des zweiten Jahrhunderts die römische Stadtmauer erbaut wurde, integriert man das Amphitheater als zusätzlichen östlichen Zugang zur Römerstadt ‚Augusta Treverorum‘. Dabei fungierten die Eingänge im Norden und Süden des Ovals als Ein- und Ausgang. Der nördliche Eingang befand sich in der Stadt und der südliche Eingang außerhalb. Mangels Verkehrsspuren (also z.B. eingetieften Fahrrinnen von Wagen an den Schwellen) verbietet es sich allerdings, das Amphitheater als zu einer Verkehrsachse gehörendes Tor zu interpretieren (Goethert 2014).
Nach dem Abzug der Römer diente das Amphitheater als Fluchtburg für die einheimische Restbevölkerung und in der weiteren Folge als Steinbruch des 1134 gegründeten Klosters Himmerod bei Großlittgen (Landkreis Bernkastel-Wittlich) sowie als Weinberg. Heute vermittelt die vorhandene Mauer am südlichen Eingang zum Amphitheater die damalige Außenansicht, da diese an die römische Außenwand angelehnt ist. Des Weiteren waren die heutigen sichtbaren Unterbrechungen der Zuschauerränge oberhalb der Zugänge nicht gegeben, da diese Teile der Ränge erst im Mittelalter trichterförmig eingebrochen sind.
Im Trierer Amphitheater finden heute regelmäßige Schauspiel-Führungen mit dem „Gladiator Valerius“ statt, ferner seit 1997 regelmäßig das antike Arenaspektakel „Brot & Spiele“. Seit 1998 war es zudem mehrfach Aufführungsort der „Antikenfestspiele“, bei denen auf antike Stoffe zurückgehende Werke aus dem Bereich Musiktheater und Schauspiel aufgeführt werden. Weitere Veranstaltungen wie Musicals, Volkstheater und (Rock-)Konzerte finden regelmäßig im Oval des Römerbaus statt.
Das Trierer Amphitheater ist seit 1986 Teil des UNESCO-Welterbes „Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier“.
(Christoph Jürgens, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet www.volksfreund.de: „Auf den Spuren des Kaskellers“ (Trierischer Volksfreund vom 06.12.2013, abgerufen 27.06.2014) zentrum-der-antike.de: Das Amphitheater (abgerufen 25.08.2017)
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