Die frühe römische Stadt war mit einer Fläche von 80 Hektar noch bedeutend kleiner als das spätantike Trier und wurde sicher über der Hochwasserlinie angelegt. Zu dieser Zeit gab es allem Anschein nach noch keine steinerne Stadtbefestigung um das damalige Siedlungsgebiet. Somit gibt es auch keine eindeutig zu bestimmende Begrenzung der frührömischen Augustusstadt. Lediglich triumphbogenartige Bögen signalisierten den Eintritt in die Stadt.
Die Erkenntnisse der Ausbreitung der frührömischen Gründungsstadt rühren aus einzelnen Funden von Keramik und Gräbern, denn zur damaligen Zeit war es üblich, dass die Toten nicht in der Stadt, sondern außerhalb bestattet wurden. Daraus lässt sich eine Ausbreitung im Westen bis zur heutigen Feldstraße im hochwassersicheren Bereich bestimmen, im Süden bis ungefähr zur heutigen Nikolausstraße, im Osten bis zu den später errichteten Großbauten aus der Zeit Konstantins des Großen (um 275-337, römischer Kaiser 306-337) und im Norden vermutlich bis zum Beginn des heutigen Hauptmarktes.
Dabei war im schachbrettartigen römischen Straßenraster als elementare Entwicklungsleitlinie die damals übliche West-Ost Achse, auch ‚decumanus‘ genannt, vorgegeben und richtete sich in Trier an der Römerbrücke aus. Diese Straßenlinie verband das Amphitheater mit der Römerbrücke. Dort trafen die überregionalen Straßen aus Andernach, Köln, Reims und Metz zusammen.
Im östlichen Verlauf ging der ‚decumanus’ in das Olewiger Tal hinein, durch das man in den Hunsrück gelangte. Im Zentrum der Stadt wurde diese Linie rechtwinkelig von der Nord-Süd Achse, dem sogenannten ‚cardo’, rechtwinkelig geschnitten. Somit ergab sich um diese Schnittstelle eine schachbrettartig angelegte Ansammlung von Straßen, zwischen denen 70 bis 100 Meter große Vierecke (‚insulae‘) für die Bebauung vorgesehen waren.
(Christoph Jürgens, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet
zentrum-der-antike.de: Trier - Zentrum der Antike (abgerufen 25.08.2017)