Hinrichtungsstelle „Galgen“ in der Gemarkung Retterath

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Retterath
Kreis(e): Vulkaneifel
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 15′ 50,74″ N: 6° 59′ 24,32″ O 50,26409°N: 6,99009°O
Koordinate UTM 32.356.751,55 m: 5.569.927,12 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.570.638,97 m: 5.570.253,40 m
  • Informationstafel, Erster Abschnitt der Geschichtsstraße Kelberg: Station 13 "Galgen" mit einem Ausschnitt des Titelkupfers der "Constitutio Criminalis Carolina" von 1532.

    Informationstafel, Erster Abschnitt der Geschichtsstraße Kelberg: Station 13 "Galgen" mit einem Ausschnitt des Titelkupfers der "Constitutio Criminalis Carolina" von 1532.

    Copyright-Hinweis:
    Burggraaff, Peter
    Fotograf/Urheber:
    Burggraaff, Peter
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Ausschnitt einer historischen Karte (um 1619) an der "hohe Landstraß nach Meyyen" mit der Darstellung von Hinrichtungsstätten.

    Ausschnitt einer historischen Karte (um 1619) an der "hohe Landstraß nach Meyyen" mit der Darstellung von Hinrichtungsstätten.

    Copyright-Hinweis:
    gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Im markierten Areal befand sich bis 1795 auf einer Bergkuppe, etwa 553 Meter über N.N., eine sogenannte „Blutgerichtsstätte“ der Grafschaft Virneburg. Der letzte Galgen wurde 1664 auf zwei Säulen erbaut, aber hier wurden die zum Tode Verurteilten nicht nur erhängt, sondern je nach Strafmaß auch gerädert, verbrannt, geköpft oder gevierteilt. Zu dieser Zeit war die Kuppe nicht bewaldet, denn diese Hinrichtungsstätten mussten weit sichtbar sein, um ihre abschreckende Wirkung erzielen zu können. Der dortige Wald ist erst um 1850 im Rahmen der preußischen Aufforstungen entstanden.

Es heißt im Weistum von 1631: „... Die Hinrichtung und Exekution aber der Missetäter, belangend, als nämlich so einer mit dem Strang vom Leben zum Tode hingerichtet werden soll, dann soll der Heimbürger von Mannebach mit Zutun seiner Nachbarn den Galgen herrichten und was ferner dazu und zu solcher Exekution vonnöten sein würde, darstellen und verschaffen. Wer aber zum Rad verdammt und verwiesen sein würde, zu dessen Exekution und Hinrichtung soll der Heimbürger von Retterath samt seinen Nachbarn alle nötigen Sachen dermaßen dahin verschaffen und darstellen, daß daran keinen Mangel noch Fehler erscheine. Wenn aber einer mit dem Feuer hingerichtet werden soll, zu solcher Exekution soll der Heimbürger von Oberelz oder Lirstal, wo derselbe wohnen täte, mitsamt seinen Nachbarn alles was dazugehörig wäre darstellen, aber unseres Gnädigen Herren Bott soll das Feuer dahin beschaffen ...“

Die Mitwirkung bei den verschiedenen Hinrichtungsarten war also auf die drei Heimbürgerschaften des Retterather Gerichts verteilt. Dieses Gericht umfasste die sieben Dörfer der heutigen Pfarrei Retterath: Kolverath, Bereborn, Mannebach, Salcherarth, Retterath, Arbach, Lirstal und Oberelz.

Seit 2001 ist dort als Markierung der Örtlichkeit ein kleinere, einfachere Nachbildung aufgestellt worden. Nach der Umstellung der Geschichtsstraße 2020 auf thematische Rundwanderwege gehört die zugehörige Infotafel zum Rundwanderweg „Grenze, Galgen und Geschichte“ (Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde Kelberg, Abschnitt 1, Station 13).

(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2014, 2021)

Literatur

Burggraaff, Peter (2009)
Die Geschichtsstraße Kelberg als vermittelndes interkommunales Projekt. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Vermittlung von Kulturlandschaften. Initiative zur Förderung des Kulturlandschaftsbewusstseins, S. 73-83. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter / Bundesamt für Naturschutz und Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2010)
Landschaft erzählen. Die Geschichtsstraße in Kelberg (Eifel) als Fallbeispiel für die Erläuterung von Natur- und Kulturerbe. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland) (Hrsg.): Wege zu Natur und Kulturlandschaft, S. 56-71. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter; Mertes, Erich (1996)
Geschichte erwandern und erleben. Erster Abschnitt der Geschichtsstraße der VG Kelberg. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1997, S. 183-191. Daun.
Mertes, Erich (2000)
Chronik von Uersfeld. Prüm.

Hinrichtungsstelle „Galgen“ in der Gemarkung Retterath

Schlagwörter
Ort
56769 Retterath
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1500 bis 1600, Ende nach 1795

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Peter Burggraaff (2021): „Hinrichtungsstelle „Galgen“ in der Gemarkung Retterath”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-86108-20140222-4 (Abgerufen: 16. März 2025)
Seitenanfang