Am Essener Jahrhundertbrunnen, der an die Inbesitznahme der bis dahin selbständigen Stift und Stadt Essen durch preußische Truppen erinnert (Grundsteinlegung 3. August 1902), entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitere Bauten, die von der Vielfalt des religiösen Lebens in Essen Zeugnis ablegen sollten: das katholische Hospiz (Umbau der vormaligen Gesellenhauses 1895, Fassade 1912), die Synagoge mit dem Rabbinerhaus (1911-1913) und die Altkatholische Friedenskirche (1916). In einem stilistischen Kontrast zur Synagoge auf der gegenüberliegenden Straßenseite entwarf der Bauamtsleiter Albert Erbe einen Backsteinbau im Reformstil, der weitaus filigraner als sein Pendant wirkt. Der Innenraum ist durch die ornamentale Gestaltung aus Farbe, Mosaik und Glas nach Entwürfen des Niederländers Jan Thorn-Prikker (1868-1932) besonders sehenswert.
„Drei Jahre nach Fertigstellung der Synagoge wurde 1916 die alt-katholische Friedenskirche geweiht. Die Trennung zwischen römisch-katholischer und altkatholischer Kirche erfolgte in den Jahren 1870-1874. Ausgangspunkte waren die Papstdogmen des I. Vatikanischen Konzils von 1870. In Essen bildete sich 1872 eine alt-katholische Gemeinde. Die Entwürfe für den ab 1912 im Auftrag der Stadt Essen geplanten ersten eigenen Kirchenbau der Gemeinde fertigte der Architekt Dr.-lng. Albert Erbe (1868-1922) als Leiter des Essener Hochbauamtes. Er betonte sowohl die Eigenständigkeit der Baugruppe aus Unterkirche (Gemeindesaal), Kirche, Pfarrhaus, Schule und Turm als auch ihre Ensemblewirkung mit der benachbarten Synagoge und dem Jahrhundertbrunnen. Backstein und Hausteinelemente sind die wesentlichen Materialien. Die farbenprächtige, rein ornamentale Ausgestaltung des Innenraumes als ein Dreiklang aus Glas, Wandmalerei und Mosaik schuf der niederländische Künstler Jan Thorn Prikker (1868-1932), der von 1913-1917 als Dozent an der neugegründeten Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Essen wirkte. Die Kirche diente als Referenzbau der Schule. Seit 2002 hat die Kirchengemeinde unterstützt von zahlreichen Sponsoren das Gebäude saniert und die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Farbgestaltung des Innenraumes wiederhergestellt. Auch die pagodenförmige Turmhaube der Kirche wurde 2010 rekonstruiert.“ (aus: „Bauten am Steeler Tor“)
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2014 / Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Quelle Text der Informationstafel „Bauten am Steeler Tor im 20. Jahrhundert“ vor Ort (2014).
Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Rheinland und Westfalen. Band 9: In 9 Etappen von Dortmund über Essen und Düsseldorf nach Aachen, mit einer Variante über Mülheim an der Ruhr und Duisburg. S. 125, Köln.
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