Im Osten der Stadt Düsseldorf am Hang des nach Osten allmählich ansteigenden Bergischen Landes liegt der Kirchort Gerresheim, ein heutiger Stadtteil von Düsseldorf. Sein Ortskern zählt zu den ältesten Siedlungsstätten der Umgebung.
An der Stelle einer fränkischen Besiedlung hatte der Edelherr Gerrich (Gerricus) um 870 aus seinem Eigengut / Allodialgut eine Kirche und ein hochadeliges Kanonissenstift gegründet. Nach Zerstörung 919 erfolgte 970 die Weihe des Neubaus durch den Kölner Erzbischof Gero. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit Querhaus in der heutigen Gestalt war 1236 fertig gestellt.
Um Kirche und Stift wuchs eine Marktsiedlung, deren erste Befestigung bereits seit 1219 überliefert ist. Graf Wilhelm von Berg verlieh ihr 1368 den Status einer „Freiheit“ mit stadtrechtgleichen Privilegien. Seit 1390 ist eine Stadtmauer bezeugt. Nach einer Blütezeit im 15. Jahrhundert 1568 und 1605 durch Großbrände zerstört und in den Kriegswirren des 17. und 18. Jahrhunderts stark in Mitleidenschaft gezogen, büßte der Ort seine politische und wirtschaftliche Bedeutung nach und nach ein. So war in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die Stadtmauer in weiten Abschnitten verfallen. Schließlich wurde in französischer Zeit 1803 als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses das Stift säkularisiert, womit dem Ort sein eigentlicher Kern genommen war.
Der Anschluss an die Eisenbahnlinie von Düsseldorf über Elberfeld nach Berlin 1838 bis 1847 leitete jedoch eine neue historische Phase, die industrielle Entwicklung, ein. 1864 gründete Ferdinand Heye die Glashütte in Gerresheim, die sich bis 1890 zur weltweit führenden Flaschenfabrik entwickelte. Entsprechend wuchs die Einwohnerzahl, sie explodierte geradezu in wenigen Jahrzehnten von 800 zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf 15.000 Ende des Jahrhunderts.
Seit 1909 ist Gerresheim Stadtteil von Düsseldorf.
Der Verlauf der mittelalterlichen Befestigungsanlage ist heute im Stadtgrundriss überliefert, so wie auch der Grundriss in seiner Struktur aus der Wegeführung und der kleinteiligen Parzellierung insgesamt über Jahrhunderte beinahe unverändert blieb. Ergänzend lässt sich die aufgehende Substanz, die innerörtlich die räumliche Wirkung von Plätzen und Straßen prägt, drei Gebäudegruppen zuordnen: Am Gerricusplatz und am Neusser Tor stehen Bauten mit im Ursprung sakraler Nutzung: die ehemalige Damenstiftskirche St. Hippolytus, die heutige Pfarrkirche St. Margaretha, und das ehemalige Stiftsgebäude, ein zweigeschossiger Bau aus romanischer Zeit mit Kreuzgang und Resten der Klausur des 13. Jahrhunderts. Um den sakralen Kern gruppieren sich Wohnbauten, ehemalige Handwerkerhäuser und Hofstellen in kleinteiligem Maßstab, die den ursprünglichen dörflichen Charakter erahnen lassen. Wohn- und Geschäftshäuser des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts spiegeln den aufkommenden Wohlstand im städtischen Anspruch der Zeilenbauten und runden das städtebauliche Ensemble ab.
Im Zusammenwirken von Grundriss und überlieferter baulicher Gestalt ist der Ortskern als ein über die Jahrhunderte gewachsenes in sich geschlossenes Ganzes erhalten und stellt in Gefüge und Erscheinungsbild das Ergebnis einer Entwicklung mit geschichtlicher, baugeschichtlicher, wirtschaftlicher und sozialer Aussage von besonderer Bedeutung dar. So umfasst der Denkmalbereich den historischen Kern von Gerresheim einschließlich der Fläche der ehemaligen Befestigung und des Pillebachs als östliche Begrenzung, denn die Erhaltung des historischen Stadtgebildes wird als gleichermaßen kulturelle Verpflichtung wie auch als städtebauliches Anliegen gewertet. Ihr dient die seit 1991 rechtsgültige Satzung.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)
Literatur
Achter, Irmingard; Weidenhaupt, Hugo (1970)
Gerresheim 870 bis 1970. Beiträge zur Orts- und Kunstgeschichte. Düsseldorf.
Patas, Meta; Rümmler, Else / Stadtgeschichtliches Museum Düsseldorf (Hrsg.) (1970)
Stift und Stadt Gerresheim. Ausstellung 18. Oktober-29. November 1970. Düsseldorf.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 112-114, Petersberg.
Spohr, Edmund (1979)
Gerresheim 1979. Städtebauliche Analyse des historischen Ortskerns; historische Entwicklung – Bewertung der städtebaulichen Substanz – Empfehlungen zur Neuordnung. Düsseldorf.
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