Nachdem die Franzosen im Jahr 1806 Wesel erobert hatten, befahl Napoleon aus strategischen Gründen den Bau eines linksrheinischen Brückenkopfes, Fort Napoleon. Bis 1813 bauten die Franzosen an Fort Napoleon, im gleichen Jahr besichtigte der französische Herrscher das Fort. Die Nähe der benachbarten Ortschaft Büderich zum Fort erschien ihm als zu unsicher, weshalb er mit den berühmten Worten „Das Nest da muss weg“ den vollständigen Abriss Büderichs befahl. Innerhalb weniger Stunden hatten die Bewohner die Häuser zu verlassen, am 19. Dezember 1813 wurde Alt-Büderich dem Erdboden gleich gemacht. Schon 1814 übernahmen die Preußen Wesel und damit auch Fort Napoleon, das seitdem Fort Blücher genannt wird. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Fort von den Preußen genutzt.
Im 20. Jahrhundert wurde die heutige Bundesstraße B 58 mitten durch das Gelände Fort Blüchers gelegt, in den 1950er Jahren kam es im Zug von Strombau- und Kiesabbauarbeiten zu Sprengung und Abriss fast sämtlicher Gebäude. Lediglich der Rest einer ehemaligen Defensionskaserne blieb erhalten, die heute – pars pro toto – als „Fort Blücher“ bezeichnet wird. Nachdem die in der Nachkriegszeit noch vorhandenen Gebäude vorübergehend von der Weseler Bevölkerung als Notunterkünfte genutzt wurden, fand letztmalig in den 1960er Jahren eine Nutzung durch eine Champignonzucht in Fort Blücher statt.
Bei dem heute noch vorhandenen Kasernengebäude „Fort Blücher“ handelt es sich um einen rechteckigen Ziegelbau mit den Außenmaßen 67 x 17 Meter und einer Höhe von etwa 8 Metern. Das Innere ist in 9 quer liegende Gewölberäume mit den Maßen von 12 x 5 Meter unterteilt, auf deren Westseite ein Verbindungsgang (Flur) verläuft. Gewölbe wie Flur haben eine Höhe von 6 Metern. Der mittlere Raum ist durch ein gemauertes Gewölbe in zwei Stockwerke unterteilt. Auch die anderen Gewölbe wiesen zwei Stockwerke auf, die Decken waren allerdings aus Holz. Noch heute sind die Rüstlöcher und die im Untergeschoss verbreiterten Mauern zu erkennen, auf denen die Tragbalken der Decke gelegen haben. Die ehemaligen Türen sind heute zugemauert, von den damals vorhandenen Außentreppen sind keine Überreste erhalten geblieben. Auf der Westseite ist der Kaserne eine etwa 70 Meter lange Kurtine vorgelagert, in der sich vier gedeckte Räume, wohl ehemalige Pulvermagazine, befinden. Die Kurtine ist von einer Poterne unterbrochen, die von Westen kommend, auf einen der ehemaligen Eingänge in der Mitte des Gebäudes zuläuft.
Fort Blücher als Fledermausquartier Seit 1997 ist Fort Blücher als Fledermausquartier bekannt und unterliegt seitdem einer unregelmäßigen Kontrolle durch die Biologische Station im Kreis Wesel. Im Jahr 1999 wurde Fort Blücher von der Bezirksregierung Düsseldorf unter Denkmalschutz gestellt. Die Eigentumsverhältnisse änderten sich im Zuge des Baus der neuen Rheinbrücke, als sämtliche bundeseigenen Liegenschaften in diesem Bereich an Straßen.NRW übertragen wurden. Mehrfach durchgeführte Sicherungsmaßnahmen wurden jedoch immer wieder durch Vandalismus unterlaufen. Ende 2009 / Anfang 2010 kam es nun erstmals zu einer effektiven Grundsicherung, die sowohl dem Denkmal- als auch dem Artenschutz dienen wird.
Das Objekt „Fort Blücher / Fort Napoleon“, Weseler Straße in Büderich, ist ein eingetragenes Baudenkmal (Liste der Baudenkmäler in Wesel, Stand: September 2011), Nr. der Eintragung 133.
(Biologische Station im Kreis Wesel e.V., 2013. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 1086-1087, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
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Empfohlene Zitierweise
Biologische Station im Kreis Wesel e.V. (2013): „Fort Blücher mit Resten einer Defensionskaserne”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-76979-20131014-2 (Abgerufen: 19. März 2024)
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