Vom hohen Alter der Zeitstraße zeugen zahlreiche zu ihr gehörende Hohlwege. Als Hohlwege bezeichnet man Wege mit auffällig hohen Seitenböschungen. Die Nutzung über mehrere Jahrhunderte, unzählige Karren, die bei guter und schlechter Witterung die Wege befuhren, haben sich ins Gelände eingegraben. Ausspülungen durch Regenwasser verstärkten diesen Effekt, so dass im Laufe der Zeit immer steilere Böschungen entstanden. In Regionen mit besonders feinem Untergrund wie Lehm oder Löss können solche Hohlwege schließlich mehrere Meter eingetieft sein. Im Bergischen Land ist der Untergrund härter. Meist besteht er aus Grauwacke, einem Sandgestein, das als Pflasterstein und Baumaterial auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region entscheidend geprägt hat. So sind die Hohlwege hier nicht so tief eingeschnitten wie in anderen Gegenden.
Innerhalb der historischen Kulturlandschaft waren Hohlwege ein verbreitetes Phänomen. Mit der Einführung motorisierter Fahrzeuge und Landmaschinen sowie der Asphaltierung der Wege wurde ihr Vertiefungsprozess unterbrochen. Seitdem sind Hohlwege verkehrsgeschichtliche Relikte mit hohem Zeugniswert. Hohlwege sind aber nicht nur von historischer, sondern auch von ökologischer Bedeutung. Wenn sie nicht in einem Wald liegen, sind ihre Ränder oft heckenartig mit Sträuchern und Bäumen bewachsen. Dort und in den Hohlräumen der strukturreichen Seitenböschungen finden viele Lebewesen Unterschlupf, darunter zum Beispiel auch überwinternde Erdkröten. Zudem entsteht im Schutz der Seitenwände ein sehr spezielles Kleinklima, welches von Wärme, Trockenheit und einem fast beständig wehenden leichten Wind geprägt ist. Ein derartiges Klima ist sonst nur in den südosteuropäischen Steppengebieten zu finden. So wird der Hohlweg zu einer Heimat für viele seltene Tiere und Pflanzen: Wildbienen und -wespen bauen hier gerne ihre Bruthöhlen, Eidechsen sonnen sich, Dachse bringen ihre Jungen zur Welt, und mehrere Dutzend Vogel- und Schmetterlingsarten finden hier ein Zuhause.
Die Hohlwege der Zeitstraße sind besonders am Anstieg von Forst zum Immerkopf zu finden. Unter ihnen sind alle Größen vertreten, vom simplen Fußweg über den Saumpfad bis zu tief in den Boden geprägten, breiten Karrenspuren. Man findet hier ein Bündel aus mindestens zwölf verschiedenen Hohlwegen. Die Zeitstraße verlief von der Eifel über Bonn, Siegburg und Much nach Drabenderhöhe. Dort kreuzte sie die von Köln nach Siegen verlaufende Brüderstraße und führte über die hohe Warte, Ründeroth, Marienheide, Rönsahl, Halver und Hagen nach Dortmund, wo sie auf den Hellweg traf. Im Abschnitt zwischen Drabenderhöhe und Hohe Warte kreuzt der Weg der Zeitstraße ihre heutige Nachfolgerin, die Autostraße Drabenderhöhe-Weiershagen, die vormalige B 56. Von dieser aus führt der alte Waldweg am Hipperichsiefen entlang in Richtung Kaltenbach, wo man auf Spuren früherer Bergbautätigkeit stößt. Die Erzvorkommen in diesem Teil des früheren Herzogtums Berg erstreckten sich über die Grenze in das Homburger Land. Das dortige Zentrum des Bergbaus war die Ortschaft Forst.
(Biologische Station Oberberg, 2013. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Literatur
Gries, Rainer; Hundt, Günter; Nicke, Herbert (2003)
Wandern mit der Wiehltalbahn. Geschichte, Spurensuche und Entdeckungen rund um das Wiehltal. Die Straße der Arbeit - Schwarzes Band. o. O.
Harbich, Carina; Spans, André; et al. / Biologische Station Oberberg; Biologische Station Rhein-Berg; Zweckverband Naturpark Bergisches Land (Hrsg.) (2015)
Lesebuch Landschaft – Ein Blick in die Bergische Kulturlandschaft. S. 16-17, Nümbrecht, Rösrath, Gummersbach. Online verfügbar: Download als PDF, abgerufen am 07.01.2020
Oberbergischer Kreis (Hrsg.) (2011)
Hören, sehen, staunen - Mit dem Audioguide, dem mobilen, digitalen Wanderführer, durch das Homburger Ländchen – Ein Projekt im Rahmen des Regionale2010 Projekts „Kulturlandschaft Homburger Ländchen“. o. O.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.