Wir entdeckten dieses Bauwerk und konnten uns seine Funktion nicht erklären. Im September 2010 erteilte das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege den ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern die Aufgabe, die Mühlen in ihren Gemeinden zu erkunden. In diesem Zusammenhang erforschten Ursula Stimming und ich Wehr und Mühlengraben der längst abgerissenen Bracker Mühle.
Vom Wehr aus suchten wir den Mühlengraben und fanden ihn. Der jetzt trockene Graben ist ungefähr 10 bis 15 Meter breit. Auf der Düsselseite ist er durch einen Wall und dicke Kalksteine befestigt, auf der Hangseite bildet der Abhang die Begrenzung. Nach ungefähr 150 Metern beschwerlichen Stapfens durch die Grabensohle erreichten wir den Platz, an dem bis etwa 1960 die Mühle gestanden hatte. Wir hatten tatsächlich den Obergraben der Bracker Mühle gefunden. Der Platz, auf dem bis in die 1960er Jahre die Mühle gestanden hatte, wird jetzt anderweitig genutzt.
Die Bracker Mühle war sehr alt: 1715 ist sie in der Karte von Erich Philipp Ploennies (Topographia Ducatus Montani) als olimühl eingezeichnet. Sie lag südlich vom Hof Bracken im Amt Mettmann. Die Mühle gehörte zum Amt Solingen in der Herrlichkeit Schöller, Kirchspiel Gruiten.
1748 erfährt man aus einem Gesuch an den Kellner von Solingen den Aufbau der Mühle beim Herberts-Bracken. Sie war zunächst eine Walkmühle, wurde in eine Holzmühle und danach in eine Ölmühle umgewandelt. 1748 nun beantragte der Eigner Arnold Blasberg ein zweites Rad zum Mahlen von Gerste und Hafer.
1808 wird die Konzession zum Betrieb eines weiteren Mühlrades an die Huppertzbracker Mühle geschickt.
1824 in die Karte von Karl von Müffling (Topographische Aufnahme der Rheinlande, Tranchot / von Müffling) wurde der Hof Bracken, die Bracker Mühle und ein großer Mühlteich eingezeichnet.
1830 Das Güterverzeichnis weist für Peter Dorp, wohnhaft zu Bracker Mühle, für Gebäude und Hofraum 105 Ruthen Fläche und für den Graben 95 Ruthen Fläche aus.
1850 in der Schornsteinfegerliste wird angegeben: Dorp, Peter, Ohlmühlen.
1853 Im Verzeichnis der Wassertriebwerke im Regierungsbezirk Düsseldorf wird die Brackermühle genannt. In der Anmerkung heißt es:
„Die Mühle hat keine Betriebskonzession, kein Wehr, kein Regal, keine Pegelsetzung.
(…) Da diese Mühle in bedeutender Entfernung anderer Mühlen liegt, so dürfte eine Pegelsetzung nicht nothwendig erscheinen.“
1909 übernahmen die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke die Brackermühle.
1953 Im Adressbuch für den Kreis Düsseldorf-Mettmann, Gemeinde Gruiten ist ein Paul Linden, Schmied, Braker Mühle 25 gelistet.
1958 Im Adressbuch Amt Gruiten, Gemeinde Gruiten werden für die Bracker Mühle vier Familien aufgeführt.
Anfang der 1960er Jahre wurde die Mühle abgerissen.
Fazit
Das große Wehr wurde wahrscheinlich um 1909 gebaut. In diesem Jahr übernahmen die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke die Bracker Mühle. Seitdem wurde hier der Strom für das Gruitener Kalkwerk Lindenbeck erzeugt.
Die Umleitung der Düssel, die nun neben dem Wehr her fließt, hat einen anderen Grund.
Die Düssel ist fischreich. Aale, Forellen, Barben, Barsche, Gründlinge und Schmerlen, aber auch Lachse, Neunaugen und Meerforellen fühlen sich im klaren Wasser wohl. Viele Fische kehren zum Laichen wieder an den Ort zurück, an dem sie aus dem Ei geschlüpft sind. Denn dort sind Nahrungsangebot und Sauerstoffgehalt besser. Aber dazu müssen die Fische entgegen der Strömung flussaufwärts schwimmen. Das große Stauwehr bildete für sie ein fast unüberwindliches Hindernis. So musste hier eine sogenannte „Fischtreppe“ gebaut, also das Wasser der Düssel umgeleitet werden.
Das Bild des großen Wehrs, das wir am Anfang gesehen hatten, kann nun definiert werden.
Durch den Durchlass des hangseitigen Bauwerkes wurde das Wasser durch den Obergraben (Mühlgraben) zur Mühle geleitet. Der Überlauf an der Talseite leitete das überschüssige Wasser wieder in den Mühlengraben zurück.
(Hanna Eggerath, Bergischer Geschichtsverein Erkrath, 2013)
Quellen
Landesarchiv NRW, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf
- Bestand Großherzogtum Berg, Nr. 13389, 1748
- Bestand Reg. Düsseldorf, Kataster Nr. 243, Güterverzeichnis 1830
- Bestand Verzeichnis der Wassertriebwerke im Reg. Bez. Düsseldorf von 1853/54
Adreß-Buch des Herzogthum Berg 1834
Internet
www.historisches-dorf-gruiten.de: Kalkabbau, Kalkabbau II, Der Kalkofen vom Huppertsbracken (abgerufen 27.09.2013)
www.zeitspurensuche.de: Alte Ortsbezeichnungen in Haan und Gruiten im Zeitraum 1600 bis 1800 (abgerufen 27.09.2013)
www.umwelt.nrw.de: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Fischaufstiegsanlagen (PDF-Datei, 5,3 MB, 39 Seiten, abgerufen 27.09.2013)