Am Vorabend des Ersten Weltkriegs wurde das Jugendstilkraftwerk Heimbach gebaut und im August 1905 in Betrieb genommen. Es vermittelt noch heute einen lebendigen Eindruck von den historischen Anfängen der elektrischen Stromerzeugung.
Das Jugendstilkraftwerk befindet sich in Heimbach-Hasenfeld, einen Kilometer unterhalb der Talsperre Schwammenauel. Das durch den 2,7 Kilometer langen Kermeterstollen mit dem Urftsee verbundene Kraftwerk gilt als eines der schönsten Objekte der frühen Kraftwerksarchitektur in Deutschland. Das aus dem Stollen 110 Meter oberhalb des Kraftwerks kommende Wasser stürzt mit 16 Kubikmetern pro Sekunde auf die Turbinen. Die ursprünglichen 8 Francisturbinen mit angeschlossenen Generatoren erzeugten 12 Megawatt Leistung an elektrischer Energie. Damit war das Kraftwerk bei seiner Inbetriebnahme 1905 das größte Speicher-Wasserkraftwerk Europas (de.wikipedia.org). Das Kraftwerk produziert bis heute Strom, allerdings inzwischen mit nur zwei viel leistungsfähigeren Maschinen.
Neben dem Bau des Kraftwerks in Heimbach musste auch das Leitungsnetz ausgebaut werden. Da die Städte Aachen und Düren aufgrund ihres Gesellschafteranteils bevorzugt mit elektrischer Energie versorgt werden mussten, baute man zunächst vier Hochspannungsleitungen. Zwei führten nach Aachen, eine nach Düren und die vierte nach Schleiden. In entsprechenden Abständen mussten Transformator-Stationen angelegt werden. Von hier zweigten jeweils 5000 Volt-Mittelspannungsleitungen in die einzelnen Ortschaften ab. Für die Weiterleitung der Energie zu den Endverbrauchern waren die Gemeinden selbst zuständig. Eine solche Transformator-Station wurde 1908 zwischen Schmidt und Strauch am Gerstenhof geplant und später auch verwirklicht.
Die zunächst aufkommende Befürchtung, dass sich nicht genug Abnehmer für den Strom finden würden, zeigt sich unter anderem an der Umfrage unter Monschauer Textilindustriellen 1908, ob sie eventuell Interesse am Heimbacher Strom hätten. Die Antworten fielen zunächst unterschiedlich aus. Die meisten Fabrikbesitzer verfügten selbst über Wasser- oder Dampfkraft zum Betrieb des Maschinenparks und stellten für Beleuchtungszwecke auch Elektroenergie her. Damit zeigt sich auch, dass Strom zunächst weniger zum Maschinenantrieb eingesetzt wurde, sondern in erster Linie für die Beleuchtung von Städten und Privathaushalten. Damit stand er aber in Konkurrenz zur Gasbeleuchtung. Die Stadt Monschau verneinte 1909 zunächst die Abnahme von Elektroenergie mit der Begründung, dass die Gasbeleuchtung günstiger sei. Doch schon 1912 stellten die Kreise Monschau und Malmedy den Antrag auf Versorgung mit Strom. Dies war nicht zuletzt der Preispolitik der Kraftwerksbetreiber zu verdanken, die den Preis von Kraftstrom (im Gegensatz zu Beleuchtungsstrom) so stark reduzierten, dass er fast den Erzeugerkosten entsprach. Der Verbrauch schnellte in den folgenden Jahren so stark in die Höhe, dass es bereits 1911 im Heimbacher Kraftwerk zu Engpässen kam und in Aachen deshalb in der Folgezeit mehrere kleinere Dampfkraftwerke gebaut wurden. 1914 ging dann das Braunkohlekraftwerk „Zukunft“ in Weisweiler ans Netz, das mit seinen 42 Megwatt Leistung den Aachener und Dürener Raum belieferte.
(Gabriele Harzheim, 2013, erstellt für den LVR-Fachbereich Umwelt im Rahmen des Projektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“)
Hinweise Das Objekt „Jugendstilkraftwerk Heimbach“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Rurtalsperre (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 220) und war KuLaDig-Objekt des Monats im August 2014.
Internet de.wikipedia.org: Kraftwerk Heimbach (abgerufen am 06.11.2012)
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