Musikclub Ratinger Hof in der Düsseldorfer Altstadt

Künstlerkneipe und Szenetreffpunkt, heute „Stone im Ratinger Hof“

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Düsseldorf
Kreis(e): Düsseldorf
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 13′ 46,1″ N: 6° 46′ 27,98″ O 51,22947°N: 6,77444°O
Koordinate UTM 32.344.613,16 m: 5.677.696,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.138,14 m: 5.677.460,28 m
  • Die Künstler- und Musikkneipe "Ratinger Hof", die einst legendäre Punkrock-Kneipe in der Düsseldorfer Altstadt im Jahr 1978.

    Die Künstler- und Musikkneipe "Ratinger Hof", die einst legendäre Punkrock-Kneipe in der Düsseldorfer Altstadt im Jahr 1978.

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  • Der Eingang zur ehemaligen Kulturstätte "Ratinger Hof" in der Altstadt in Düsseldorf, Ratinger Straße 10(2024).

    Der Eingang zur ehemaligen Kulturstätte "Ratinger Hof" in der Altstadt in Düsseldorf, Ratinger Straße 10(2024).

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  • Der Eingang zur ehemaligen Kulturstätte "Ratinger Hof" in der Altstadt in Düsseldorf, Ratinger Straße 10 (2024).

    Der Eingang zur ehemaligen Kulturstätte "Ratinger Hof" in der Altstadt in Düsseldorf, Ratinger Straße 10 (2024).

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  • Der Eingang zur ehemaligen Kulturstätte "Ratinger Hof" in der Altstadt in Düsseldorf, Ratinger Straße 10 (2024).

    Der Eingang zur ehemaligen Kulturstätte "Ratinger Hof" in der Altstadt in Düsseldorf, Ratinger Straße 10 (2024).

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  • Der Eingang zur Musikkneipe "Stone" im Ratinger Hof in der Altstadt in Düsseldorf (2014).

    Der Eingang zur Musikkneipe "Stone" im Ratinger Hof in der Altstadt in Düsseldorf (2014).

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Der mitten in der Düsseldorfer Altstadt gelegene Ratinger Hof war als Künstler- und Musikkneipe in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren Treffpunkt der Düsseldorfer Underground-Szene.
Er galt seinerzeit als deutsche Hochburg der auch hier „erfundenen“ Punk-Szene und des Punkrock. Seit 2003 wird die Kneipe als alternativer Musik-Club „Stone“ geführt.

Von der Hippie-Höhle zur Punk-Kneipe
Szene- und Prominententreff in der „Hauptstadt des Punk“
Punktourismus und Niedergang
Heutige Situation und Bedeutung
Internet, Literatur

Von der Hippie-Höhle zur Punk-Kneipe
Der Ratinger Hof wurde in seinen ersten Jahren bis Ende 1975 noch als „gemütlich eingerichteter Wildwest-Club mit Sternchenhimmel an der Decke“ bzw. „Räucherstäbchen-geschwängerte Hippie-Höhle“ geführt. Das „besondere“ Flair und Ambiente entsprechender Läden beschreibt der Sänger der Punkband „Fehlfarben“ Peter Hein (*1957) wie folgt: „Zu der Zeit waren Jugend- oder Szenekneipen nicht nur in der Altstadt von einer einheitlichen Schmandschicht überzogen, bestehend aus Persiko-, Hasch-, Bier- und Frikadellenresten“ (www.spiegel.de, 15.02.2010).
Von 1974 bis 1979 betrieben die beiden Künstler-Gattinen Carmen Knoebel, Ehefrau von Klaus Wolf „Imi“ Knoebel (*1940), und Ingrid Kohlhöfer, Ehefrau von Christof Kohlhöfer (auch Kohlhofer, *1942) gemeinsam die Musikkneipe, die durch verschiedene Veränderungen allmählich ein anderes Publikum anzog. Imi Knoebel war ein früherer Schüler des „Übervaters“ der Kunstakademie Düsseldorf, dem bildenden Künstler Joseph Beuys (1921-1986). Knoebel gestaltete 1976 das Innere des Ratinger Hofs durch einen weißen Anstrich und mit grellem Neonlicht so um, dass sich das Stammpublikum von Rockern und Althippies zunehmend hin alternativen Künstlern und Studierenden der nur etwa 300 Meter entfernten Kunstakademie Düsseldorf wandelte.
Es waren aber vor allem die Düsseldorfer Punks, deren Szene sich hier ein Stelldichein gab. Die Bewegung der Punks oder Punker entstand Mitte der 1970er-Jahre in New York und London als Jugendkultur, deren Mitglieder sich durch ihre Musik und ihr Aussehen, vor allem aber durch ihr Auftreten betont unangepasst, provozierend und rebellisch gaben – „No Future“ („keine Zukunft“) lautete die Parole. In den Jahren 1977/78 entwickelte sich Düsseldorf zu Deutschlands unangefochtener „Hauptstadt des Punk“. Zu vergleichbarer Bedeutung wie der Ratinger Hof gelangten in der Hochzeit des deutschen Punk einzig noch die beiden Berliner Clubs „SO36“ (Oranienstraße in Kreuzberg) und „Dschungel“ (Nürnberger Straße in Schöneberg).
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Szene- und Prominententreff in der „Hauptstadt des Punk“
Zahlreiche Künstler trafen sich nun bereits tagsüber im „Hof“, wo die Musiker und Bands den Bierkeller als Proberaum für ihre abendlichen Konzerte nutzen konnten. Viele später auch über Düsseldorf hinaus bekannte Bands haben hier ihre Wurzeln, darunter „Fehlfarben“, „999“ oder „DAF – Deutsch-Amerikanische Freundschaft“. „ZK“ (anfangs für „Zentralkomitee Stadtmitte“), die Vorgängerband der „Toten Hosen“ um Andreas „Campino“ Frege (*1962), spielte hier im März 1979 ihr erstes Konzert.
An der Theke und auf der Tanzfläche des Ratinger Hofs traf man in dieser Zeit auf zahlreiche Prominente aus der Welt der Literatur, der Musik und der Kunst. Unter den teils auch erst später bekannt gewordenen „Malerfürsten im Altbier-Rausch“ (so www.spiegel.de, 15.09.2010) befanden sich der Kunstprofessor Joseph Beuys, der Maler und Fotograf Sigmar Polke (1941-2010), der Künstler Blinky Palermo (eigentlich Peter Heisterkamp, 1943-1977), die Fotografin Katharina Sieverding (*1944), der Künstler und Kunstprofessor Jörg Immendorff (1945-2007), der Rockmusiker und Filmemacher Trini Trimpop (eigentlich Klaus-Peter Trimpop, *1951), der Schriftsteller Thomas Kling (1957-2005), der Fotokünstler Thomas Ruff (*1958) oder die seinerzeit bereits weltberühmte Elektropop-Band „Kraftwerk“, die später von der New York Times zu den „Beatles der elektronischen Tanzmusik“ erklärt wurde.

Aber nicht nur (Punk-)Musik entstand im Ratinger Hof, auch zahlreiche Werke von heute international bekannten bildenden Künstlern, die im Ratinger Hof Stammgast waren, wurden hier erarbeitet und dem Publikum präsentiert. Nicht alle Experimente und Happenings fanden dabei ungeteilte Anerkennung, wie etwa eine Performance von 1978, bei der der Künstler den Hof mit Wasser flutete, säckeweise Mehl verschüttete und mit Schlachtereiabfällen um sich warf. Der Maler und Musiker Moritz Reichelt (*1955, „Der Plan“) erinnert sich mit eher gemischten Gefühlen: „Während sich die breiige Masse am Fußboden mit dem entsetzlichen Anblick toter Tierkadaver füllte, mussten die Zuschauer aufpassen, dass sie nicht von herumfliegenden Teilen getroffen wurden“ (www.spiegel.de, 15.09.2010).
Auch draußen auf der Ratinger Straße gab es häufig nicht viel weniger Betrieb als im Inneren. Hier hielten sich bis zur Sperrstunde um ein Uhr früh – und oft auch darüber hinaus… – ebenfalls zahlreiche Besucher, Szenegänger und Ordnungskräfte auf.
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Punktourismus und Niedergang
Als die Zeitschrift „Stern“ Anfang 1981 reichlich anbiedernd und reißerisch über den Ratinger Hof als „Geheimtipp“ berichtete, hatte nach dem Ausstieg von Carmen Knoebel 1979 bereits die „Ausverkaufszeit zur New-Wave-Bierschwemme“ eingesetzt (www.rondo-ton.de). Ein allmählich fortschreitender Prozess, der zu Beginn der 1980er-Jahre auch die ehemals provokant-rebellische Kultur des Punk erreicht hatte, die sich in Teilen zur bloßen Jugendmode unter vielen und zum „weichgespülten“ Stil einer Szene wandelte, die längst nicht mehr zwangsläufig einem betont antikonformistischen „Untergrund“ zuzurechnen war. „Fehlfarben“-Sänger Peter Hein dazu rückblickend: „Für mich war Schluss, als plötzlich die Leute wegen der Punkszene oder der 'Neuen Wilden' kamen, also dieser Verbindung von Ratinger Hof und Kunstakademie, die es damals in Düsseldorf gab. Als die Punktouristen kamen, war die interessante Zeit vorbei“ (ebd.).
Die Krise der Punkbewegung manifestierte sich unter anderem an Nietenarmbändern, die es seinerzeit im Kaufhof von der Stange zu kaufen gab…
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Heutige Situation und Bedeutung
Nachdem der Ratinger Hof 1989 zunächst eine Weile ganz geschlossen wurde, beherbergte er dann ganz im Trend der 1990er eine Techno-Disco. Seit 2003 wird er unter dem Namen „Stone im Ratinger Hof“ als Musikkneipe für „gute alte“ Rockmusik geführt. In Sachen Vermarktung beschwört man dabei selbstverständlich auch heute noch den „Kult“ der einstigen „Hochburg für Punkrock in Deutschland“ (www.stone-club.de).

Der seit 2001 in zahlreichen Neuauflagen erschienene dokumentarische und nach einem gleichnamigen Lied der Düsseldorfer Band „DAF“ benannte Roman „Verschwende Deine Jugend“ von Jürgen Teipel (*1961) beleuchtet die Entstehung und Geschichte der deutschsprachigen Punkmusik, des New Wave und der Neuen Deutschen Welle in Berlin, Hamburg und Düsseldorf von 1976 bis 1983. In den hier aufgezeichneten Erinnerungen von etwa hundert Künstlern der lokalen Szenen nimmt der Ratinger Hof eine entsprechend wichtige Rolle ein.
In ähnlicher Weise kommen zahlreiche Protagonisten in dem Dokumentarfilm von Reda El Scherif und Konstantin Koewius „Wecken und geweckt werden“ (2007) noch einmal zu Wort.

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013)

Internet
www.spiegel.de: „Fehlfarben“-Sänger Hein: „Ich will keine Goethe-Institut-Rente!“ (SPIEGEL-online 15.02.2010, abgerufen 17.06.2013)
www.spiegel.de: „Punk-Kneipe Ratinger Hof: Legendäres Drecksloch“ und Fotostrecke (SPIEGEL-online 15.09.2010, abgerufen 11.06.2013)
www.stone-club.de: Internetauftritt des heutigen Betreibers (abgerufen 12.06.2013)
de.wikipedia.org: Ratinger Hof (abgerufen 11.06.2013)
www.ratingerhof.de: „Ratinger Hof - Geschichte wird gemacht“ (abgerufen 12.06.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 21.04.2021)
www.rondo-ton.de: Faksimile des Berichts „Samstag Nacht in Deutschland“ im Magazin Stern, 3/1981, S. 40-58 (abgerufen: 18.06.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 21.04.2021)
www.filmkunstkinos.de: Kritik zum Dokumentarfilm „Wecken und geweckt werden“, Deutschland 2007, von Reda El Scherif und Konstantin Koewius (abgerufen: 18.06.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 21.04.2021)
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Literatur

Teipel, Jürgen (2001)
Verschwende Deine Jugend. Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave. Frankfurt a.M..
Zeigermann, Ralf (2010)
Ratinger Hof - Fotos und Geschichten. Königswinter.

Musikclub Ratinger Hof in der Düsseldorfer Altstadt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Ratinger Straße 10
Ort
40213 Düsseldorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1974

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„Musikclub Ratinger Hof in der Düsseldorfer Altstadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-67458-20130612-3 (Abgerufen: 10. Dezember 2024)
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