Nach den Versorgungsengpässen im Ersten Weltkrieg und der Weimarer Zeit setzte man mit der Gründung von Weidegenossenschaften in Kelberg und anderen Dörfern auf eine höhere Selbstversorgungsquote und Nahrungsmittellager. Kurz nach der „Machtergreifung“ 1933 waren sämtliche bäuerliche Organisationen in den ländlichen Gebieten der Eifel im so genannten „Reichsnährstand“ zusammengefasst worden. Jeder Landwirt war zur Mitgliedschaft verpflichtet. Die bäuerliche „Erzeugungsschlacht“ wurde gefördert. Zur Urbarmachung großer Ödlandflächen, zu Bachregulierungen und zum Bau von Wirtschaftswegen zog man Arbeitslose (Reichsarbeitsdienst) heran.
Die Kelberger Gemeinschaftsweide auf dem Fronfeld wurde in der Regel von Mitte April bis November als Sommerweide genutzt. Das Vieh der Genossenschaftsmitglieder wurde morgens nach dem Melken auf die Weide und nachmittags wiederum zum Melken in den Ställen der Mitglieder geführt. Das Jungvieh blieb auf der Weide. Für die sommerliche Beweidungsperiode wurde ein Viehhirt eingestellt. Wohl auch aufgrund der eingespielten Arbeitsteilung und Veränderungen in der Landwirtschaft bestand die Kelberger Weidegenossenschaft noch bis 1970.
Das Fronfeld erstreckte sich bis zur Gemarkungsgrenze mit Zermüllen und ist heute Eigentum der Gemeinde. Seit den 1990er Jahren hat sich die gemeindeeigene Weidefläche aufgrund der beiden Neubaugebiete Fronfeld 1 und 2 sowie durch den Bau des Regina-Prothmann-Stift (2008) verkleinert.
Heute werden diese gemeindeeigenen Fläche verpachtet und hauptsächlich als Grünland genutzt. Darüber hinaus ist die ehemalige Genossenschaftsfläche strukturell sehr gut erhalten und erkennbar.
Nach der Umstellung der Geschichtsstraße 2020 auf thematische Rundwanderwege gehört die zugehörige Infotafel zum Rundwanderweg „Höfe, Häuser und Hütten“ (Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde Kelberg, Abschnitt 2, Station 7).
(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2018, 2021)