Vermutlich bestand die Lumpenmühle bereits vor 1620. Aus diesem Jahr existiert ein Akteneintrag vom 28. Juli, in welchem ein Müller für eine „Mühle zu Dornholtzhaußen“ um die Erlaubnis bittet, einen zweiten Mühlengang betreiben zu dürfen. Der Eigenname „Lumpenmühle“ lässt darauf schließen, dass es sich um eine Papiermühle gehandelt hat, die wahrscheinlich Lumpen (wieder-)verwertete. Die Lumpenmühle, die in der Tranchot-Karte (1803-1820) nicht verzeichnet ist, gehörte zur Gemarkung Dornholzhausen. Zur am Mühlbach gelegenen Mühle führte der Preußischen Uraufnahme (1843-1878) zufolge ein Stichweg, der von dem Verbindungsweg zwischen Dornholzhausen und Oberwies nach Osten abzweigte. Dieser ist auch heute noch gangbar. Im oberen Teil befestigt, führt er am Südhang des „Lumpenmüllerberges“ an einem Bach entlang, der in der Dornholzhäuser Flur „In der Langwiese“ entspringt. Wo der befestigte Waldweg eine jähe Kurve nach Nordwesten beschreibt, führt ein unscheinbarer Hohlweg steil bergab zur Mühlenruine. Auf der Südseite des Hohlwegs zeugen eine mit Bruchsteinen angereicherte Delle und zwei kurze Stollen im Hang von bergbaulicher Tätigkeit. Womöglich stammen Mauerwerk und ehemalige Dachabdeckungen der Mühlengebäude aus diesen Gängen.
Weil die einstige Mühle offenbar an einem ungeeignetem Standort („auf Sand“, dicht am Zulauf des aus Dornholzhausen einmündenden Baches) errichtet worden war, zerstörte 1742 eine nach starken Regenfällen einsetzende Flut das Gebäude. Offenbar ließ der Wasserreichtum an dieser Stelle jedoch einen Neubau wirtschaftlich erscheinen. Er wurde am Nordhang des Berges verwirklicht, wo heute noch Mauerreste sichtbar sind. Von der Singhofener Alte Burg aus kommend, führt ein im unteren Teil gemauerter Pfad herab an den Mühlbach. Eine Furt oder ein Steg könnten hier den Anschluss an die Mühle erlaubt haben. Dass diese Verbindung genutzt wurde, zeigt eine Erzählung aus Singhofen. Der Esel des letzten Müllers soll nämlich bei einer Mehllieferung im Singhofer Oberdorf an Altersschwäche zusammengebrochen sein. Auch nach Nassau hatte die Mühle Kontakt. Dabei wird wohl die von der Lumpenmühle zur „Dornholzwies“ führende Furt genutzt worden sein.
Die 1870 von der Witwe des Müllers Karl Kleinschmidt stillgelegte Mühle bestand laut Flurkarte von 1860 aus drei Gebäuden: Mühle mit Wohnhaus, Stall und Scheune. Allerdings soll 1855 auch noch ein Backhaus angebaut worden sein. Nach einer Erzählung von Günther Schilp waren auch die Ruinen noch attraktiv. Zwischen 1903 und 1922 fuhren jeden Sommer Schülerinnen einer Haushaltungsschule aus Nassau mit einem Handleiterwagen zum Picknick auf die Lumpenmühle. Vor Ort verwendeten sie ein Kaffeegeschirr, dass sie in einem Versteck nahe der Mühle lagerten, wo es sich immer noch befinden soll. Sichtbar sind heute neben dem langen Mühlgraben noch die Mauerreste von zwei Gebäuden. Schneeglöckchen, Schwertlilien und Flieder zeugen von den Bemühungen der einstigen Mühlenbewohner, Farbe in den von der Sonne vernachlässigten Garten zu bringen.
Die Lumpenmühle – ein Mühlenschicksal im Mühlbachtal. In: Glück zu! Beiträge zum 15-jährigen Bestehen des Landesverbandes Rheinland-Pfalz und Saarland e.V. der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM), S. 77ff. Wissen.
Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2008)
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