Das Deilbachtal in Essen Kupferdreh – ein historischer Kulturlandschaftsbereich an der Ruhr, Denkmalbereich gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NW (DSchG NW) Der Deilbach fließt aus dem Bergischen Land von den Wuppertaler Höhenzügen Richtung Westen an Langenberg und Nierenhof vorbei und mündet in Kupferdreh in die Ruhr, seit 1933 in den hier gestauten Baldeneysee. Zwischen Langenberg und Kupferdreh weitet sich das Deilbachtal zu einem breiten Muldental. Die Sohle liegt in Nierenhof 80 Meter über dem Meeresspiegel und fällt im folgenden etwa 2 Kilometer langen Talabschnitt bis Kupferdreh um 20 Meter. Die seitlichen Hänge steigen um 60 bis 70 Meter teilweise recht steil an. Während die Aue wesentlich durch Wiesen und Weideflächen bestimmt wird, sind die Steilflächen mit Buchen und Eichen bewaldet; Erlen und Eschen begleiten den Wasserlauf.
Geologisch noch zu den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges zugeordnet, treten unter einer mäßig ertragreichen Bodenschicht karbonische Gesteine mit Kohleflözen bis an die Erdoberfläche. Unterhalb des flözführenden Oberkarbons liegen Sandstein und Grauwacke über flözleeren Schichten aus Lehm, Ton- und Schluffsteinen. Die Formation aus von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Falten ist quer von Störungen durchsetzt und weist in den Schnittbereichen abbaufähige Vererzungen auf (Blei, Zink, Kupfer und Eisen).
Kulturlandschaft Deilbachtal Die geschützte Tallage hat zusammen mit der Bodenbeschaffenheit im Laufe von Jahrhunderten zu einer Vielzahl von Nutzungen geführt: Besiedlung, Landwirtschaft, Kohleabbau, Erzgewinnung, Herstellung von Holzkohle, Nutzung der Wasserkraft zur Eisenverhüttung und Kupferverarbeitung, Tongewinnung und Ziegelbrand, Steinabbau und Fertigung von Steinen zu Baumaterial. Diese verschiedenen Nutzungen haben Spuren hinterlassen, bauliche Anlagen und Relikte in der Landschaft, die fortlaufend und in sich schlüssig vom frühen Mittelalter bis heute landwirtschaftliche und waldwirtschaftliche, bergbauliche und industrielle Prägungen dokumentieren. Von der Entwicklung des Bergbaus zeugen frühindustrielle Produktionsstätten der Metallverarbeitung sowie Reste baulicher Anlagen vom Pingenabbau und Stollenabbau bis zum Tiefbau; außerdem sind neben Belegen des Steinhauergewerks in Form von Steinbrüchen und Steinherstellung auch bauliche Zeugnisse der Ziegelherstellung erhalten.
Bedeutsame Einzelobjekte Historisch bedeutsame Einzelobjekte sind: der Deilmannshof und die Deiler Mühle, der Deilbachhammer (Eisenhammer), der Kupferhammer, die Hundebrücke, die Trasse der Prinz-Wilhelm-Bahn, das Betriebsgebäude der ehemaligen Schachtanlage Victoria, der Schornsteinstumpf des Kesselhauses vom Tiefbauschacht Wilhelm und die baulichen Relikte des Kammerofens der Voßnacker Steinbrüche. Neben diesen qualitätvollen Einzelobjekten schließt das Gebiet zahlreiche durch die verschiedenen Nutzungen veränderte Landschaftsteile ein, die die historischen Arbeitsweisen, die Bearbeitungsschritte und Herstellungsschritte erkennen und nachvollziehen lassen. Der Erschließung des Tales und dem Transport der Güter diente ein über Jahrhunderte den technischen Neuerungen immer wieder angepasstes und in sich verfeinertes Straßennetz und Wegenetz mit einem engen Bezug zur Topographie.
Charakteristik des Deilbachtals Während sich andere Teile des Ruhrgebietes ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein - gestützt auf Kohlevorkommen, jedoch mit höheren Erträgen und in verkehrsgünstigeren Lagen - explosionsartig zu Standorten der Schwerindustrie und Stadträumen verdichteten, dokumentiert das Deilbachtal als offener Landschaftsraum sowohl die landwirtschaftliche und waldwirtschaftliche, als auch bergbauliche und frühe industrielle Nutzung vom frühen Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die außergewöhnliche Dichte von geschichtlich aussagekräftigen Orten und substantiell hochkarätigen Objekten lassen sowohl die Entwicklung als auch den unmittelbaren Zusammenhang zwischen topographischen Gegebenheiten, Geologie und Nutzung anschaulich im Landschaftsraum ablesen. Als früh und schrittweise industrialisierte Landschaft ist das Deilbachtal von Bedeutung für die gewerblich-industrielle Entwicklung des gesamten Ruhrgebietes.
Museumslandschaft Deilbachtal Mit der Restaurierung des stillgelegten Deilbachhammers durch die Firma Krupp in den Jahren 1936/37 begann für das Deilbachtal eine sich bis heute fortsetzende Museumsgeschichte, die die Bedeutung des Tales unterstreicht. Mit dem Erwerb des Deilbachhammers und des Deilmannschen Bauernhofes zusammen mit der Deiler Mühle einschließlich der zugehörigen Ländereien 1975/76, auch des Kupferhammerensembles und des Schornsteinstumpfes vom Schacht Wilhelm würdigte die Stadt Essen den historischen Wert und ebnete den Weg für den weiteren Umgang mit dem Tal als einem kulturell bedeutenden Landschaftsraum. 1985 wurde ein Nutzungskonzept für eine neue Art der Geschichtsvermittlung an der Schnittstelle von Naturgeschichte und Kulturgeschichte entwickelt. Heute betreut die Stiftung Ruhr Museum als Nachfolgeeinrichtung des ehemals städtischen Ruhrlandmuseums die historischen Objekte, die sich im städtischen Besitz befinden, in wissenschaftlicher und bildungsvermittelnder Hinsicht.
Der Denkmalbereich Auf Grund der Bedeutung, der Dichte und der Qualität der Objekte, der Anschaulichkeit und der bilderbuchgleichen und lehrbuchgleichen Ablesbarkeit der frühindustriellen Entwicklung in der Landschaft erfüllt das Deilbachtal - zwischen Nierenhof und Kupferdreh - aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen, siedlungsgeschichtlichen, technikgeschichtlichen und industriegeschichtlichen Gründen die Voraussetzungen zur Ausweisung eines Denkmalbereiches gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz von Nordrhein-Westfalen. Der Denkmalbereich könnte die vielfältigen Bemühungen um den kulturellen Wert des Tales bündeln und über eine entsprechende Satzung das gemeinsame Anliegen gesetzlich verankern. Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat mit einem Gutachten die Ausweisung eines solchen Denkmalbereiches vorgeschlagen.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2012)
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