Kommende Ramersdorf in Beuel

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 31,38″ N: 7° 09′ 37,67″ O 50,72538°N: 7,16046°O
Koordinate UTM 32.370.164,45 m: 5.620.900,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.984,30 m: 5.621.739,50 m
  • Frontansicht der Kommende Ramersdorf in Bonn-Beuel (2015)

    Frontansicht der Kommende Ramersdorf in Bonn-Beuel (2015)

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  • Rückansicht der Kommende Ramersdorf (2003).

    Rückansicht der Kommende Ramersdorf (2003).

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    Alter Mauerausläufer der Kommende Ramersdorf

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    Antikmöbel im Museum der Kommende Ramersdorf (2012)

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    Englischer Flügel der Kommende Ramersdorf

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    Frontalansicht der Kommende Ramersdorf

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    Rittersaal in der Kommende Ramersdorf

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    Romanisches Tor der Kommende Ramersdorf

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    Tor zum Pförtnerhäuschen der Kommende Ramersdorf

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  • Wasserspeiher an der Kommende Ramersdorf

    Wasserspeiher an der Kommende Ramersdorf

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Die ehemalige Deutschordenskommende liegt im Dorf Ramersdorf im rechtsrheinischen Teil der Stadt Bonn. Sie wurde nach einem Brand im 19. Jahrhundert überbaut, so dass sie heute ein historisierender Umbau mit mittelalterlichem Kern darstellt. 1998 entstand hier ein „Tatort“-Kriminalfilm.

Entstehung im Mittelalter
Am Hang des auslaufenden Siebengebirges bei Beuel liegt eine Deutschordens-Kommende über dem Dorf Ramersdorf. Der genaue Gründungszeitpunkt kann nicht ermittelt werden, jedoch ist in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Engelbert von 1271 erstmals überliefert, dass die Kommende kurz nach dem Kreuzzug von 1217 gegründet worden sei.
Der Deutsche Orden hatte im Zusammenhang mit den Kreuzzügen militärische Aufgaben. Um dieses Ziel des Ordens zu verfolgen, wurden Kommenden in der Heimat gegründet, welche die Aufgabe übernahmen, die Unternehmungen der Kreuzfahrer im Heiligen Land personell und materiell zu unterstützen. Außerdem übernahmen die Kommenden die Aufgaben von Hospitälern, sodass dort auch heimkehrende Deutschritter versorgt wurden. Aus diesen Gründen wurde auch die Deutschordenskommende Ramersdorf gegründet. Wie viele Besitztümer des Deutschen Ordens, wurde auch die Kommende Ramersdorf gestiftet. Graf Heinrich III. von Sayn (um 1190–1246/1247, Graf von Sayn um 1202-1246/1247), der Herr des einst zur Löwenburg gehörenden Landes, nahm am Kreuzzug von 1217 teil, und war von der Tapferkeit der Deutschritter so beeindruckt, dass er den Bau der Kommende Ramersdorf finanzierte.
Die Kommende Ramersdorf war der Ausgangspunkt für die Gründungen der Kommenden in Muffendorf und Heimerzheim und so gewann sie zunächst auch durch weitere Schenkungen an Besitz und Bedeutung. Während den Kreuzzügen in Osteuropa kam es zu enormen Kosten für den Deutschen Orden, sodass auch die Kommende Ramersdorf immer mehr Besitzungen verkaufen musste, bis sie schließlich selbst 1371 an die Ballei Altbiesen verkauft wurde.
Die Menschen, die auf der Kommende lebten, waren vorwiegend die Ritterbrüder, Priester, Halbbrüder und ein Komtur. Wie alle Kommenden, wurde auch die in Ramersdorf von einem sogenannten Komtur verwaltet. 1254 ist als erster Komtur Werner genannt. Vor der Auflösung des Ordens wechselten die Komturen stetig, bis der letzte, Freiherr Eugen Joseph von Wal, im 19. Jahrhundert sein Amt niederlegte.

Geschichte in der Neuzeit bis Heute
Nach dem Ende der Kreuzzüge verlor die Kommende an Bedeutung. Das Gebäude wurde renovierungsbedürftig und sollte im 18. Jahrhundert sogar abgerissen werden. Der damalige Hochmeister des Deutschen Ordens Kurfürst Clemens August von Köln (1700-1761, Kurfürst und Erzbischof von Köln 1723-1761), setzte sich dafür ein, das Gebäude zu renovieren und zu erweitern, was vermutlich durch den Baumeister Michel Leveilly (um 1700-1762), den Erbauer des Bonner Rathauses geschah.
In Folge der französischen Revolution und der Eroberung durch Napoleon sowie der damit verbundenen Säkularisierung kam es zur Auflösung des Deutschen Ordens und damit zu einem Bedeutungsverlust der Kommende Ramersdorf, die schließlich in Privatbesitz überging.
Zunächst kam sie in den Besitz von Fürst von Salm-Reifferscheid-Dyck. Dieser ließ die Kommende zwar zunächst erneuern, doch bewohnte und pflegte er sie nicht, sodass es zu wiederholter Verwahrlosung kam. 1825 wurde die Kommende Ramersdorf als „verödeter Wohnsitz“ bezeichnet.
1842 brannte die Kommende, wobei enorme Schäden entstanden. Dies war der erste Anlass zum heutigen Erscheinungsbild der Kommende, unter dem Einfluss einer barocken Überbauung. Die alte romanische Kapelle, die auf dem Gelände der Kommende stand, wurde durch den Brand so stark beschädigt, dass sie zunächst abgerissen werden sollte. Nach starken Protesten wurde sie allerdings gerettet und abgebaut sowie auf dem Alten Friedhof in Bonn wieder aufgebaut, wo sie auch heute noch zu besichtigen ist. Als nächstes ging die Kommende in den Besitz der Stieftochter des Fürsten zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, Frau Baronin von Francq und ihren Sohn über. Von Francq ließ die Anlage romantisieren und erweiterte sie, um mehrere Anbauten. Zum Beispiel wurde am Ostgebäude ein Stufengiebel und an der Südfassade ein von Türmchen flankierter Treppengiebel erweitert. Charakteristisch für diese Zeit des Umbaus sind außerdem die mit Zinnen gestaltete Mauer neben dem Eingang. Des Weiteren wurde ein in der Südwestecke des Geländes errichteter Wehrturm mit dem Rittersaal des Hauptgebäudes verbunden, sodass sich ein Torhaus über dem alten Portal bildete. Baronin von Francq erweckte zudem eine der ursprünglichen Aufgaben der Kommende zu neuem Leben, indem sie hier 1870 ein Lazarett einrichtete.
Zu Beginn der 1880er Jahre ging die Kommende Ramersdorf in den Besitz der Familie Oppenheim über, welche das ganze Gebäude historisierend überbauen ließ. Es wurde z.B. ein zweiter Wehrturm und ein Pförtnerhaus errichtet. Außerdem wurde der wegen seines Fachwerkbaus sogenannte „englische Flügel“ 1885 als Wirtschaftsbau errichtet. Durch die Überprägung des Historizismus gleicht die Kommende Ramersdorf heute stark der Drachenburg im Siebengebirge.
Die Familie Oppenheim residierte in der Kommende bis zum Zweiten Weltkrieg. Das Gebäude blieb von der Zerstörung durch Luftangriffe verschont und diente in der Nachkriegszeit als Unterkunft für englische Soldaten. Danach wurde es erst zum Kinderheim umfunktioniert und geriet dann in den Besitz der Bundesbahn.

Die Kommende wurde in der Substanz immer baufälliger, bis sie schließlich im Zuge des Baus der Autobahnanbindung der Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Beuel und Bonn völlig abgerissen werden sollte. Heinrich Neu, ein Historiker aus Schwarzrheindorf, und viele weitere setzten sich aktiv und schließlich erfolgreich dafür ein, dass dieses Denkmal des Deutschen Ordens erhalten blieb. Im Endeffekt wurde eine spätgotische Kapelle abgerissen, welche Baronin von Francq im 19. Jahrhundert hatte errichten lassen.
1978 wurde die Kommende Ramersdorf von dem Antiquitätensammler Bartels erworben. Er renovierte die Kommende und eröffnete im Gebäude 1982 einen Kunst- und Antiquitätenhandel, ein Möbelmuseum, ein Hotel und ein Restaurant. Bei dieser Restaurierung konnten Wandmalereien aus dem 19. Jahrhundert freigelegt werden, die mit Putz bedeckt waren. Unter anderem kamen französische Schriftzüge zum Vorschein, was auf die französischen Besitzer der Familie von Francq schließen lässt. Auch der englische Flügel wurde restauriert und dient der Gastronomie. Im Hauptgebäude sind heute Prunkräume im Barock- oder Rokokostil mit Kassettendecken und deutscher Wohnkultur bis zur Gotik zu bewundern.
Die Kommende Ramersdorf kann als klassisches Beispiel für Umbauten gelten. Ihr drohte auf Grund des historizistischen Umbaus der Bedeutungsverlust als mittelalterliches Denkmal, denn man beachtete nicht ausreichend, dass die Kommende einen mittelalterlichen Kern besitzt. Zu den Teilen der Kommende, die aus der Zeit der Gründung stammen, zählt das Eingangsportal mit einer großen rundbogigen Pforte und einer kleineren spitzbogigen Pforte. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Kellergewölbe auf Grund von den typischen romanischen Rundbögen ebenfalls aus der Zeit der Gründung stammen müssen. Man kann am Gestein nachvollziehen, wann die Grundmauern errichtet wurden, da die Bestandteile Trachyt und Tuff auf die Bauweise der damaligen Zeit schließen lassen. Außerdem bedienten sich spätere Architekten immer wieder der mittelalterlichen Grundrisse, sodass das heutige Gebäude nach einem mittelalterlichen Grundriss ausgerichtet ist.
Die Funktion der Kommende als Restaurant, Hotel und Museum ist auch heute noch zu genießen und stellt nicht nur für Siebengebirgswanderer ein beliebtes Ziel dar.

Die Kommende als „Tatort“-Drehort
1998 diente die Kommende Ramersdorf als Drehort für den Köln-Tatort „Bildersturm“ des WDR-Ermittler-Teams Max Ballauf und Freddy Schenk. Der Regisseur Nikolaus „Niki“ Stein von Kamienski (*1961) betonte, dass die Kommende sich auf Grund ihres schlossartigen Erscheinens perfekt für den Film eigne (www.daserste.de), dessen Handlung sich um eine Fotoausstellung abspielt, die Verbrechen der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges dokumentiert.

(Johannes Dittmann, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2013)

Quellen
Zeitungsartikel aus dem Stadtarchiv Bonn:
  • Bonner Zeitung vom 13.12.1929, Signatur 85/41.
  • Bonner Rundschau vom 6.10.1968, Signatur 120/149, Todesurteil über ein altes Haus am Rhein. Deutschordenskommene steht den Verkehrsplanern im Weg (Josef Auweiler).
  • Bonner Rundschau vom 28.1.1981, Signatur 133/250, Schloss an der Autobahn wird zur Nobelherberge (Martin Schüler).
  • Generalanzeiger vom 21.4.1981, Signatur 133/250, Völkerwanerung zur Kommende Ramersdorf.
  • Generalanzeiger vom 11.12.1981, Signatur 133/250.
  • Bonner Themen, 12.1981/1.1982, Signatur 133/250, Nr. 4. Die Kommende Ramersdorf als historisches Kleinod in Bonn (Thomas Foth).
  • Generalanzeiger vom 22.10.1997, Signatur 149/3572, Der Tote wohnte in der Kommende.

Internet
www.bonn.de: Sehenswürdigkeiten Beuel (abgerufen 24.08.2021)
schlosshotel-kommende.de: Schlosshotel Kommende Ramersdorf (abgerufen 24.08.2021)
www.daserste.de: Tatort - Bildersturm (abgerufen 29.01.2013)

Literatur

Aubin, Hermann; Niessen, Josef (1926)
Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz. Bonn.
Bollhöfer, Björn (2007)
Geographien des Fernsehens. Der Kölner Tatort als mediale Verortung kultureller Praktiken. (Kultur- und Medientheorie.) Bielefeld.
Brosseder, Heinrich (1976)
Die Gemeinde Niederkassel in historischen Karten. In: In: Niederkassel Atlas, Niederkassel.
Ennen, Edith; Höroldt, Dietrich (1976)
Vom Römerkastell zur Bundeshauptstadt. Kleine Geschichte der Stadt Bonn. Bonn (3. Auflage).
Hawranke, Renate (1988)
Bonn ist 2000. Festbuch zum Stadtjubiläum mit Programmüberblick. 40 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a.M. u. Berlin.
Müller-Hengstenberg, H. (1992)
Der Deutsche Orden in Bonn. Grenzsteine, Flur- und Strassennamen. In: Lindenroth, Ernst: Bonn im Spiegel der Jahrhunderte. Eine Sammlung heimatkundlicher Zeitungsartikel, Bonn.
Neu, Heinrich (1998)
Ein Denkmal des Deutschen Ordens und seine kulturgeschichtliche Bedeutung. Ramersdorf.
Neu, Heinrich (1961)
Die Deutschordenskommende Ramersdorf. Geschichte eines rheinischen Hauses des deutschen Ritterordens. Bonn.
Neu, Heinrich; Zepp, Josef (1953)
Heimatchronik des Landkreises Bonn. (Heimatchroniken der Städte und Kreise des Bundesgebietes 2.) Bonn.
Neu, Heinrich; Zepp, Josef (1952)
Heimatchronik der Bundeshauptstadt Bonn. (Heimatchroniken der Städte und Kreise des Bundesgebietes 1.) Bonn.
Schüller, Christian (1998)
Die Deutschordenskommende Ramersdorf. Anmerkungen zu ihrer Baugeschichte und zu ihrem Schicksal im 19. und 20. Jahrhundert. Bonn-Beuel.

Kommende Ramersdorf in Beuel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Oberkasseler Straße
Ort
53225 Bonn - Beuel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1217 bis 1240

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„Kommende Ramersdorf in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-57850-20121130-2 (Abgerufen: 25. April 2024)
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