In den Jahren 1959 bis 1960 entstand an der Altenberger Dom-Straße, der stark befahrenen Durchgangsstraße von Köln nach Odenthal, das katholische Gemeindezentrum Herz-Jesu in Schildgen. Es ersetzte eine ältere Kirche, die in den Jahren 1928 bis 1929 in der ehemaligen Werkhalle einer Sprengstofffabrik eingerichtet worden war.
Da diese Kirche zu klein wurde, verkaufte die Gemeinde Mitte der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts das alte Grundstück und erwarb ein größeres an der Altenberger-Dom-Straße. Für die baukünstlerische Planung wurde Gottfried Böhm verpflichtet, der kurz zuvor das Büro seines Vaters Dominikus Böhm übernommen und zur selben Zeit mit der katholischen Kirche Sankt Joseph in Kierspe / Westfalen, hervorgetreten war.
Auf die Lage reagierte der Architekt, indem er das Gemeindezentrum hinter einer lärmabweisenden Schildmauer verbarg. Die Abfolge der Atrien und Kirchenräume vermittelt denn auch eine ungewöhnliche Ruhe trotz der Nähe zu dem lauten Verkehrsraum der Altenberger Domstraße. Einerseits ließ sich Böhm bei der Planung von orientalischer Bauweise inspirieren, andererseits bestehen Gemeinsamkeiten mit dem zeitgleichen Kirchenbau in Kierspe, insbesondere sind die großen baldachinartigen Überbauten der Altarinseln in beiden Kirchen sehr ähnlich. Grobkörniger Sichtbeton und Glas sind die vorherrschenden Baumaterialien des Gemeindezentrumsin Schildgen.
Ein Grundprinzip, das Böhm anwandte, war das Erlebnis wechselnder Raumeindrücke auf dem Weg von der Straße zum Kirchenraum. Zunächst gelangt der Besucher von der Straße aus durch ein Portal in einen Innenhof, von dem aus ihn sein Weg in ein Atrium führt. Dabei wird er mit zwei Gängen um einen begrünten Atriumhof mit einem Teich und einem Brunnen herum zum eigentlichen Eingang der Kirche geleitet. Hier empfängt ihn ein Kirchenschiff, dessen Dunkelheit in einem Kontrast zu dem lichtdurchfluteten Atrium steht. Der Altarraum ist durch die Durchbrechungen im oberen Bereich des Baldachins wiederum in Licht getaucht.
Ein zweites Prinzip Böhms ist die Kenntlichmachung wichtiger Funktionsbereiche der Kirche bereits am Außenbau durch die Markierung der entsprechenden Stellen mit runden Türmen, auf denen Kegelhauben sitzen. Es handelt sich, soweit es sich um den liturgischen Bereich des Gemeindekomplexes handelt, um die Orte der Sakramentenspendung beziehungsweise der Sakramentenaufbewahrung. Ein hoher Kegelaufsatz erhebt sich über dem Altarbaldachin und zeigt das Zentrum der Eucharistiefeier an, drei weitere sind über die Sakramentskapelle mit dem Allerheiligen, über die Taufkapelle und über den Beichtraum gestellt. Aber auch der Gemeindetrakt ist mit einem hohen schlanken Kegelturm als Ort des Gemeindelebens akzentuiert. Ein kleiner Turm markiert den Eingang.
Die Entwürfe für die Ausstattung stammen zu einem Großteil von Gottfried Böhm, darunter jene für die Kirchenbänke, die Apostelleuchter und die Weihwasserbecken. Die Altarinsel wurde nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ab 1969 umgestaltet und entspricht nicht mehr den ursprünglichen Planungen Böhms. Altarmensa, Ambo und Altarkreuz stammen von Wilhelm Wefers.
In die Glaswände, die den Atriumhof von seinem Umgang abschirmen, sind Kreuzwegstationen eingelassen, Metallarbeiten des Kölner Künstlers Theo Heiermann. An der Außenwand befindet sich rechts neben dem Eingang ein Relief der Arche Noah des Kölner Bildhauers Jochen Pechau.
Ursprünglich traten die Kegelhelme der Türme wie ihre Unterbauten mit Sichtbeton in Erscheinung; der Bau sollte nach den Vorstellungen Böhms nach Außen ein einheitliches, nahezu monolithisch wirkendes Gesamtbild bieten. Bauliche Schäden, die in dem Beton der Turmhelme aufgetreten waren, führten jedoch in den Jahren 1984 bis 1989 zu aufwendigen Sanierungsarbeiten, in dessen Folge die Kegel nunmehr mit einer Bleiverkleidung versehen sind und sich nun deutlich von dem restlichen Bau absetzen.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.