Die Entstehung der Waldkapelle bei Rheinbach geht auf ein Erscheinungswunder zurück, als Waldarbeiter 1681 in der Maserung einer gefällten und frisch gespaltenen Buche das Christusmonogramm IHS zu erkennen glaubten. Am Standort des Baumes wurde die Kapelle zur Erinnerung an den „Heiligsten Namen Jesu“ errichtet. Sie wurde umgehend von der Bevölkerung als Wallfahrtsziel angenommen. Bereits für das Jahr 1682 nennt eine Aufstellung 96 Prozessionen, 1.250 Heilige Messen und 13.919 abgenommene Beichten. Zur Betreuung der zahlreichen Wallfahrer wurde 1686 ein Kloster gegründet, das zunächst von Franziskanern und schließlich von Serviten, welche die Wallfahrtsanlage auf dem Kreuzberg bei Bonn betreuten, besiedelt wurde. Das Stück der gefällten Buche wurde indes dem Kölner Erzbischof Max Heinrich von Wittelsbach überlassen, der es dem Bonner Jesuitenkloster übergab. Zugleich finanzierte er den Bau der Bonner Jesuitenkirche, die nach ihrer Fertigstellung 1704 ebenfalls auf den Namen Jesu geweiht wurde.
Mit der Entstehung der neuen Verehrungsstätte in der Bonner Altstadt gingen die Prozessionen zur Waldkapelle zurück; im Jahre 1846 wurden die Klostergebäude abgerissen. Inzwischen sind ihre Fundamente durch eine Aufmauerung kenntlich gemacht.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Die vielbesuchte Wallfahrtsstätte mit Kloster und neuneinhalb Morgen Grundbesitz wurde während der Zeit der französischen Besetzung des Rheinlands (1794-1814/15) im Oktober 1794 aufgelöst und im Zuge der Säkularisation 1802/04 verkauft. Zeitweise als Gaststätte genutzt, wurden später Teile auf Abbruch versteigert, darunter auch die Kirche. Im Jahr 1843 erwarb die Stadt Rheinbach den Grundbesitz mit der erhaltenen Waldkapelle, ließ diese 1846 restaurieren und den umgebenden Platz anlegen.
„1904 erwarb die Kath. Kirchengemeinde St. Martin Rheinbach das Anwesen von der Stadt durch Tauschvertrag und ließ die Waldkapelle restaurieren. 1935 wurde das Innere der Waldkapelle der ‚Neuen Sachlichkeit' angepasst: Bilder, Statuen und Goldsternchen am Gewölbe wurden entfernt, zwei Rundfenster gebrochen und eine Flachdecke eingezogen. 1980 wurden bei der Trockenlegung der Waldkapelle durch viele freiwillige Helfer die Grundmauern der Klosteranlage ausgegraben, erfasst und teilweise über der Erde sichtbar aufgemauert.“ (www.katholische-kirche-rheinbach.de)
Das verehrte Buchenscheit mit den Initialen IHS war ab 1683 in der Kölner Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt und ab 1717 in der Bonner Jesuitenkirche Namen-Jesu aufbewahrt worden und erst 1781 in die Rheinbacher Waldkapelle zurückgekehrt. 1984 wurde das Holzscheit gestohlen, es konnte 1986 nach Fotos rekonstruiert werden. Seit Mai 2009 befindet sich die „Schwesternglocke“ an der Waldkapelle, ein Geschenk der Schwestern „Unserer lieben Frau“ an die Pfarrgemeinde St. Martin, die dreimal täglich zum Angelusgebet „Engel des Herrn“ läutet (7, 12 und 18 Uhr).
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).
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