Berliner Tor in Wesel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Wesel
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 39′ 26,01″ N: 6° 37′ 20,14″ O 51,65723°N: 6,62226°O
Koordinate UTM 32.335.533,92 m: 5.725.592,17 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.543.104,04 m: 5.724.948,69 m
  • Berliner Tor in Wesel (2019)

    Berliner Tor in Wesel (2019)

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  • Berliner Tor in Wesel  (2014)

    Berliner Tor in Wesel (2014)

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Die günstige Lage an Rhein und Lippe bedeutete für die Hansestadt Wesel, heutige Kreisstadt des Kreises Wesel, auch den mehr als zehnmaligen Wandel des Stadtbildes seit dem 14. Jahhundert: von der mittelalterlichen Umwallung mit Gräben, Mauern und Stadttoren, über spanischen, niederländischen, preußischen und französischen Festungsausbau, den Folgen des Versailler Vertrages bis zur vollständigen Kriegszerstörung im Februar 1945. Der Baubestand von Wesel war zu 97% zerstört.

Von den Weseler Fortifikationsbauten sind im Denkmalbestand zwei Torbauten erhalten, das Haupttor der Zitadelle von 1718 und das Berliner Tor. Das einzige erhaltene von ehemals vier Stadttoren wurde anstelle der 1527 vollendeten Dänischen Pforte von 1718-1722 als die größte und künstlerisch bedeutendste der Weseler Toranlagen errichtet. Architektonisch markiert es die Inbesitznahme der niederrheinischen Stadt durch Preußen.

Der in Paris bei François Blondel ausgebildete Architekt und preußische General Jan de Bodt (1670-1745) war für die Planung und Ausführung verantwortlich. Nach Fertigstellung des Berliner Tores wurde er Kommandeur der Festung Wesel und baute sie aus. Bereits 1792, während der französischen Revolution, war der Torbau seines reichen Bauschmuckes, Attika mit Inschrift und krönenden Skulpturen, beraubt worden. Mit Verlust der militärstrategischen Bedeutung der Festung Wesel erfolgte 1892 die 1886 beschlossene Stadtentfestigung, bei der die im Halbkreis auf das Tor zuführenden Pfeilerarkaden zugunsten einer zügigeren Verkehrsführung abgebrochen wurden, so dass das Berliner Tor heute isoliert auf einem neu geschaffenen Platz als Teil der Fußgängerzone steht. 1895 wurde bei der Restaurierung die Architektur des Torbaus in ihren Grundzügen erhalten. Der größte Teil des von dem französischen Bildhauer Guillaume Hulot (1652-1722) geschaffenen Figuren- und Ornamentschmuckes war verloren gegangen. 1897, in seiner ersten Wirkungsperiode als Provinzialkonservator, initiierte Paul Clemen (1866-1947) die Rekonstruktion der gesamten Bauzier. An der Ost- oder Feldseite wurde die Attika mit der 1898/99 von dem Kölner Bildhauer Ernst Altmann geschaffenen Krönungstrophäe vollständig nachgebildet.

Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Berliner Tor schwer beschädigt, überwiegend war die Stadtseite betroffen, die heute nur noch als überdachter Mauerkubus mit gastronomischer Innennutzung besteht. Die reichlich geschmückte Außen- oder Feldseite zeigt Figuren, Reliefs und Krönungstrophäe, die 1974 in angewittertem und beschädigtem Zustand konserviert wurden. Die Krönungstrophäe musste danach1996 wegen ihres schlechten Zustandes ersetzt werden. 1982 wurde das Berliner Tor in die Denkmalliste eingetragen. Zur Erhaltung des Monuments werden laufend Instandsetzungen und Restaurierungen durchgeführt.

Zwischen dorischen Säulen posieren in Überlebensgröße auf hohen Sockeln eine gerüstete Kriegsgöttin Minerva und Herkules mit der Keule. Über den Sandsteinfiguren ist jeweils ein Medaillon angebracht, ein schlafender Löwe mit lateinischem Sinnspruch: „Selbst in der Ruhe zu fürchten” und ein fliegender preußischer Adler mit ebenfalls lateinischem Sinnspruch: “Er weicht der Sonne nicht.„ Im Tympanon, dem Bogenfeld des Portals, stellt eine reliefierte Figurengruppe das Zusammentreffen von Neptun und Ceres dar. Die der Attika vorgeblendete Inschrift formuliert lateinisch das Lob des Herrscherhauses Hohenzollern.

Heute, gestalterisch eingebunden in die Platzgestaltung der 1980er Jahre, wirkt der mächtige Backsteinbau mit Hausteingliederung als repräsentativer historischer Solitär in einer Umgebung unprätentiöser Architektur der Nachkriegszeit.

(Reinhard Lutum, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2018)

Literatur

Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2018)
Rheinland-Kalender 2019. Landschaft, Denkmal, Natur. Köln.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2002)
Rheinland: Denkmal, Landschaft, Natur - 2003. (Jahreskalender 2003, 33. Jahrgang.) Köln.

Berliner Tor in Wesel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Berliner-Tor-Platz 3
Ort
46483 Wesel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1718 bis 1722

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Reinhard Lutum (2018): „Berliner Tor in Wesel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-54167-20120918-3 (Abgerufen: 26. April 2024)
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