Die Gestaltung von U-Bahn-Stationen in Großstädten bildet einen wichtigen Teil des „urban design“. Ihre Brisanz hinsichtlich öffentlicher Geschmacksbildung, Verkehrssicherheit oder ganz allgemein der Akzeptanz des ÖPNV wird oftmals verkannt. Das kann dann Vernachlässigung, Vandalismus und ähnliche negative Begleiterscheinungen zur Folge haben, deren Kosten der Allgemeinheit zur Last fallen.
Die im Vergleich zu Köln eher kleinräumige ehemalige Bundeshauptstadt Bonn, mit der Domstadt in einem Verkehrsverbund eng verflochten, setzte sich in den 1970er und 1980er Jahren das ehrgeizige Ziel, die Stationen der Stammstrecke der neuen U-Bahn zwischen dem Bonner Hauptbahnhof und der entstehenden Museumsmeile Richtung Godesberg nach einheitlichen Gestaltungsmaximen entwerfen und bauen zu lassen. Köln wählte damals (und bis heute) einen anderen Weg, was dort zu einem äußerst heterogenen Befund im Untergrund führte.
Preisträger des Bonner Gestaltungs-Wettbewerbs waren einerseits die Wiener „Architektengruppe U-Bahn“ (AGU), zu der Wilhelm Holzbauer, Heinz Marschalek, Georg Landstätter und Bert Gantar zählten, sodann der Münchner Architekt Alexander Freiherr von Branca und das Kölner Architekturbüro Peter Busmann und Godfrid Haberer. In unterschiedlichen Konstellationen bildeten die Genannten in der Folge Arbeitsgemeinschaften für die einzelnen Stationen. Wie die Bilder der Station „Universität - Markt“ in der Mediangalerie zeigen, konnte die Wiener AGU das in der Hauptstadt Österreichs schon erprobte Paneelsystem auch in Bonn zum Einsatz bringen, bei dem alle Funktions- und Informationselemente wie Geländer, Rolltreppen, Sitzbänke, Papierkörbe, Info-Tafeln und Notrufflächen integriert, also in die Wandflächen eingefügt werden können. Ein Modulsystem gewährleistet, dass beschädigte oder verschmutzte Teile rasch und ohne große Umbauten ersetzt werden können. Kräftige Farben werden zur Orientierung der Fahrgäste eingesetzt, verbunden mit strapazierfähigen Materialien, wie der im Bild sichtbare Noppenboden zeigt. Aus heutiger Sicht besticht die technische Eleganz sowie die formale Homogenität der Bonner U-Bahn-Stationen, die aus der Funktion entwickelt und in den einzelnen Stationen variiert wurde. Sie zeigt trotz des Zeitverlaufs kaum Alterungsspuren.
Der „Kölner Weg“, eine Kombination unterschiedlicher Fliesenware vom Baumarkt einerseits, und individueller „freier Kunst“ andererseits, wirkt eher spießig und hat im Vergleich zu Bonn deutlich weniger erfolgreich den erheblichen Nutzungsstress aushalten können.
(Ulrich Krings, 2011)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2011)
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