- Siedlungsentstehung
- Die Fischlaker Mark
- Überkommener Siedlungs- und Landschaftszustand
Siedlungsentstehung
Auf der Mittel- und Niederterrasse der Ruhr, oberhalb der Aue, entstand der Weiler Fischlaken. Die fruchtbaren Lössböden und das relativ ebene Gelände eigneten sich gut für den Ackerbau. Außerdem wurde Fischerei betrieben. Der Name Fischlaken wird mit „Fischteich, -tümpel“ oder „verlassener Flussarm“ übersetzt (Schmitz 2006, S. 10). Solche mögen sich im Bereich der tiefer liegenden, nunmehr vom Baldeneysee überfluteten Aue befunden haben. Durch die Hochwasserdynamik in Flußauen können sich stehende Kleingewässer und Altarme bilden. Eine einstige Geländekante in dem nach Norden abfallenden Gebiet bildet heute das Seeufer. Die Steilhänge sind bewaldet.
Die Ansiedlung der Höfe erfolgte vermutlich durch einen adeligen fränkischen Grundherrn. Dieser war „aller Wahrscheinlichkeit nach Vorläufer der Besitzer von Haus Scheppen gewesen“ (Bonczek 1975, S. 189). Die Ersterwähnung der „Villa Fislacu“ (Siedlung Fischlaken) datiert in das Jahr 796. Sie gilt daher bei manchen Historikern als das älteste Dorf an der Ruhr. In einer Urkunde wurde dem späteren Gründer der Abtei Werden, dem Priester Ludger, der „‚Affgatinghof‘ (der spätere Oberhof Viehausen) mit seinem Zubehör von dem Freien Franken Theganbald übertragen. Mit dieser frühesten Erwerbung und den folgenden Ankäufen und Schenkungen, verbunden mit den eigenen Besitzungen, erfolgte eine Arrondierung, die die Gründung der Abtei Werden ermöglichte. … Auch der (im Weiler gelegene) Pörtingshof (‚Tottonthora‘) gehörte … (im Jahr 838) mit zu den frühen Schenkungen an die Abtei.“ (Schmitz 2006, S. 10).
Später verlieh diese Fischereirechte in den Ruhrauen (vgl. Fischer 1998, S. 5). Ihr gehörten alle Höfe in Fischlaken und die Bauern zahlten der Abtei Werden jährlich Steuern.
Aufgrund der fruchtbaren Böden wurde hier im alten Kern Fischlakens vorwiegend Ackerbau betrieben und die Erträge reichten aus, um eine geschlossene Siedlung mit mehreren Höfen anlegen zu können. Weiter südlich auf den angrenzenden Ruhrhöhen des bergischen Landes hingegen, finden sich nur Einzelhöfe. Die kargeren Böden eigneten sich dort eher als Weideland und damit für die Viehzucht (vgl. Familienkreis der Gemeinde Christi-Himmelfahrt 1996, S. 12 und Weis 1951, S.19).
Die Fischlaker Mark
„Vom 9. bis 12. Jahrhundert wurden die Wälder Fischlakens nach und nach gerodet, der Boden urbar gemacht und die sumpfigen Urauen trockengelegt. Der nach der Rodung verbliebene Waldbestand, ‚die Mark‘, war nicht aufgeteilt, und das Holz konnte von den Bauern für den Hausbau, zur Herstellung von Ackergeräten und zum Heizen genutzt werden“ (Familienkreis der Gemeinde Christi-Himmelfahrt 1996, S. 6).
„Der Adelssitz Scheppen dominierte nicht die Berechtigen, die ‚Erben‘ der Fischlaker Mark. Die Bauern konnten ihre jahrhundertealten Markenrechte – die immer nur dinglich mit den Hofstellen verbunden waren – gegenüber dem Hause Scheppen unabhängig bewahren. … Gleichwohl erlangten die Herren zu Scheppen im Laufe der Zeit eine Vormachtstellung im Markenbereich. Zu den Waldungen gehörten auch die Weiderechte am Ruhrufer, der oberen, mittleren und unteren Eue. Die Scheppener Herren verwahrten die Scharaxt und legten Holzzuweisungen beim Neubau, bei Instandsetzungen oder beim Brandholz der Markenberechtigten fest. … Markenherr und Markenrichter war der Abt von Werden. Das Markengericht (Hölting) tagte unter der Linde an der Gerichtsbank beim Hofe Pörting“ (Schmitz 2006, S. 12).
Die Wälder sowie die Kohlevorkommen in diesem Gebiet nutzten die Bauern außerdem, um der Bergmanns- und Köhlertätigkeit im Nebengewerbe nachzugehen (vgl. Familienkreis der Gemeinde Christi-Himmelfahrt 1996, S. 9).
Überkommener Siedlungs- und Landschaftszustand
Die bäuerliche Kulturlandschaft „Fischlaker Höfe“ erstreckt sich vom Südufer des Baldeneysees bis zum industriellen, modernen Siedlungskern von Fischlaken sowie zum Haus Scheppen im Osten. Die Grenzen zwischen Wald- und Offenlandbereichen sowie der Siedlung „Fischlaker Höfe“ entsprechen noch weitgehend dem Zustand zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Die Hauptverbindungswege (Fischlaker Höfe, Am Hohen Kreuz) sind ebenfalls nahezu unverändert und aufgrund ihrer langen Nutzung teilweise als Hohlwege ausgebildet. Die Straße „Fischlaker Höfe“, früher „In den Höfen“, ist ein Teilstück des alten Weges von Werden nach Baldeney (Dickhoff 1979, S. 81). Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Anlage der heutigen Zimmermannstraße sowie einzelner Feldwege. Zwischen 1914 und 1925 wurde die Straße Am Schmalscheid gebaut.
Eine nennenswerte Erweiterung hat der Weiler, dessen Höfe entlang der zur Ruhr hinunter führenden Straße „Fischlaker Höfe“ liegen, nicht erfahren (Bonczek 1975, S. 189). Fluraufnahmen von 1822-24 ist zu entnehmen, dass diese bäuerliche Siedlung in Block- und Blockgemengefluren aufgeteilt war. Dabei umgab ein größeres Weide- und Ackerstück den Hof, während die übrigen Fluren ein kaum zu übersehendes Gemenge aufwiesen. Aufgrund der gutsherrlichen Bindung, die bis zur Auflösung der Abtei Werden durch die Säkularisation andauerte, besaß „das Flur- und Siedlungsbild über Jahrhunderte eine große Beständigkeit“ (Weis 1951, S. 20).
Das Bild könnte sich also seit dem Mittelalter kaum verändert haben.
„Im Gegensatz (zur Streusiedlung der Einzelhöfe in den höheren Lagen) hat sich im ursprünglichen Kern von Fischlaken, in den Höfen, wenig verändert. Dort blieb im großen Ganzen, wenn auch in modernisierter Form, die alte Anordnung der Bauernhöfe erhalten, und es sind dort noch die alten Familiennamen zu finden“ (Familienkreis der Gemeinde Christi-Himmelfahrt 1996, S. 14).
Viele Höfe befinden sich noch in Familienbesitz und betreiben bis heute Landwirtschaft. Zu ihrer modernen Ausprägung gehören der Direktverkauf ab Hof, Baumschulen und Gemüseanbau sowie die Pferdehaltung (Freizeitwirtschaft). Die Fachwerk- und Bruchsteinhäuser sind häufig umgeben von Hecken und Obstgärten.
Am Rand der Siedlung und der landwirtschaftlichen Flächen haben sich entlang von Kerbtälchen (Siepen) und Steilhängen kleine Waldareale des ehemaligen Markenwaldes erhalten, die aus Eichen-Hainbuchenwald bestehen. Im nordöstlichen Bereich, am Ufer des Baldeneysees, sind außerdem noch stark eutrophierte Auenwaldreste zu finden.
(Kathrin Lipfert, LVR-Fachbereich Umwelt, 2011)
Quelle
Objekt „BK-4508-0064 – Wälder und Feldgehölze südlich des Baldeneysees“. In: Biotopkataster NRW. Bearbeitungsstand: 20. Juli 2007, www.naturschutzinformationen-nrw.de/bk/de (Abgerufen: 05. Oktober 2010)