Auf der Parzelle der ehemaligen Villa Selve nördlich von Palais Schaumburg als zwei freistehende, im rechten Winkel einander zugeordnete Baukörper (Haus II und Haus III) 1954 zur Unterbringung der Kanzleramtsverwaltung durch die Bundesbaudirektion errichtet. Die Gebäude sind dreigeschossig mit flach geneigten, Schiefer gedeckten Walmdächern.
Zusammen mit dem nördlichen Seitentrakt des Palais bilden die Bauten eine nach Westen zum Eingangsbereich an der Adenauerallee hin offene U‑Form. Zwei eingeschossige gläserne Trakte verbinden in dieser Hofkonzeption den fünfzehnachsigen Mittelbau (Haus II) mit den seitlichen Flügeln, d.h. im Süden mit dem Palaistrakt. Mit dem großzügigen Innenhof als Vorplatz ist dem zurückliegenden Haus II die Haupteingangs‑ und Empfangsfunktion zugewiesen. Der Eingang in der Mittelachse wird durch einen gläsernen Windfang in doppelter Öffnungsbreite hervorgehoben. Das Vordach mit Messingprofilen und Messingteilung, zum Schutz der Autovorfahrt - ähnlich dem Palais - weit vorgezogen und gestalterisch betont, ist durch wandhohe Fensterelemente innerhalb des Achsenrhythmus’ gerahmt. Die übrigen Fassadenflächen beider Baukörper sind durch Reihung der Fenster gleichmäßig gegliedert. Die Fensterachsen setzen sich aus hochrechteckigen zweiflügeligen Holzfenstern und grau‑braunen, von roten streifenförmigen Einschlüssen durchzogenen Brüstungsplatten aus Sandstein mit je zwei flachen Kassetten zusammen. Im nördlichen Baukörper (Haus III), der mit der Stirnseite zur Straße weist und hier erschlossen wird, tritt hofseitig die östliche Achse aus der gleichmäßigen elfachsigen Fassadenaufteilung hervor. Wandhohe Glaselemente mit horizontalen Verstrebungen in Brüstungshöhe belichten das hier liegende Nebentreppenhaus. Wenige zurückhaltende architektonische Schmuckelemente strukturieren die Außenwände wie die flachen, rau geputzten, seitlich mit den Fensterachsen korrespondierenden Blendfelder.
Baudenkmal Das Objekt „Palais Schaumburg“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 34464 / Denkmalliste der Stadt Bonn, laufende Nr. A 984).
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2013)
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