Katholische Pfarrkirche Sankt Lucia mit angeschlossenem Pfarrhaus

Pfarrkirche Sankt Luzia

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Ueß
Kreis(e): Vulkaneifel
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 15′ 14,53″ N: 6° 56′ 7,68″ O 50,25404°N: 6,93547°O
Koordinate UTM 32.352.827,80 m: 5.568.915,43 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.758,38 m: 5.569.084,33 m
  • Pfarrkirche St. Luzia in Uess (2012)

    Pfarrkirche St. Luzia in Uess (2012)

    Copyright-Hinweis:
    Burggraaff, Peter
    Fotograf/Urheber:
    Peter Burggraaff
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der romanische Westturm bildet der älteste Teil der Kirche und wurde vermutlich im 11./12. Jahrhundert errichtet. Er hebt sich aufgrund seiner massiven Bauweise wie der Turm der Kelberger Pfarrkirche hervor (Pfarrkirche Kelberg). Aufgrund seiner Form wird er als ehemaliger römischer Wachtturm oder gar Keltenturm betrachtet. Diese Annahme ist nicht so abwegig, denn in unmittelbarer Umgebung befinden sich römische Befestigungen, Wachtürme (Hochkelberg), die Römerstraße und Gutshöfe. Dies konnte allerdings nicht eindeutig nachgewiesen werden. Bei der Anlage einer Dränage 1963 wurden am Fuß des Turmes römische Scherben gefunden, die wiederum der römische Ursprung bestätigen könnte (Poss 1986, S. 106) .

Der Turmeingang befand sich an der Nordseite etwa vier m über dem Erdreich. Unter dem rundbogigen Zugang befanden sich nach außen hin zwei Balken, die an der Außenseite ein 4 m hohes Podest trugen, zu dem man nur mit einer Leiter aufsteigen konnte. Vom ersten Stockwerk aus gelang man durch eine Falltür in den ebenerdig gelegenen Raum (Verlies). Der heutige Zugang von der Kirche her wurde erst später geschaffen. Im Verlies konnte Getreide gelagert werden. Eine Schlitzscharte beleuchtete diesem Raum spärlich. Die oberen Stockwerke des Turmes waren mit Leitern zugänglich, die heute noch vorhanden sind. Im ersten und zweiten Stockwerk gab es Beobachtungs- und Verteidigungsscharten, die zum Teil zugemauert wurden (Poss 1986, S. 106).

Der Turm hat einen quadratischem Grundriss von 7 Metern Kantenlänge. Die Höhe bis zum Dach beträgt 12,5 Meter. Die Mauer hat eine Stärke von 1,70 Meter. Bemerkenswert ist, dass der Turm kein Fundament hat (Poss 1986, S. 106). 1963 sind für die Sicherung der Außenmauern am alten Teil der Pfarrkirche zu Ueß und dem Turm umfassende Renovierungsarbeiten durchgeführt worden. Hierbei wurde der Stützpfeiler an der Westseite des Turmes beseitigt.

Der Chor stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und das Langhaus wurde 1528 in spätgotischer Bauweise über einen achtseitigen Pfeiler als zweischiffige netzgewölbte Halle erbaut. Dies bedeutet allerdings, dass es Vorgängerbauten gegeben hat. 1923 wurde die Pfarrkirche mit einer sogenannten neugotischen Halle erweitert.

Das alte Pfarrhaus wurde1834 in einem Visitationsprotokoll als baufällig bezeichnet. Erste Pläne für einen Neubau entstanden zwischen 1830 und 1832 vom Landesbauinspektor Ferdinand Jakob Nebel (1782-1860). Sie wurden zunächst nicht weiterverfolgt. 1838 wurde die Planungen wieder aufgenommen Der Koblenzer Stadtbaumeister und Landbauinspektor Johann Claudius von Lassaulx (1781-1848) wurde mit der Erstellung eines Bauplans und Kostenanschlags beauftragt.

Das Pfarrhaus wurde vom Mauermeister Mertitsch und Zimmermeister Schilling aus Mayen gebaut und 1844 fertiggestellt und unmittelbar neben der Kirche gebaut. Im Zuge der Erweiterung der Pfarrkirche 1923 und 1925 wurde das Haus mit der Kirche verbunden. 1927 wurde das Haus mit einem zweistöckigen Anbau für Sanitäranlagen erweitert. Seit 1975 wurde das Haus nicht mehr vom Pastor bewohnt und die letzten Mieter zogen 2001 aus. Seitdem wurde das Erdgeschoss des Pfarrhauses bis zum Verkauf an den Koblenzer Architekten Jochen Becker 2019 von der Kirchen- und Zivilgemeinde benutzt. Er hat das Haus als Wohnhaus fachgerecht restauriert. Die Restaurierung wurde im Frühjahr 2022 abgeschlossen.
Auf dem ehemaligen Friedhof um die Kirche befinden sich keine Grabsteine mehr. Einige alte Grabsteine sind in der Mauer des alten Friedhofs eingesetzt worden.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2015/2022

Literatur

Liessem, Udo (1989)
Studien zum Werk von Johann Claudius von Lassaulx 1781-1848. Koblenz.
Mayer, Alois; Mertes, Erich (1993)
Geschichte, Kultur und Literatur der Verbandsgemeinde Kelberg. Adenau.
Mayer, Alois; Mertes, Erich (1986)
Sagen – Geschichte – Brauchtum aus der Verbandsgemeinde. Daun.
Mertes, Erich (2001)
Der keltisch-römische Tempel bei Horperath und der Uesser Weihestein. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2002, S. 130-133. Daun.
Poss, Alfons (1988)
Der Turm der Uesser Pfarrkirche. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1989, S. 109-110. S. 109, Daun.
Weyres, Willy (1980)
Johann Claudius von Lassaulx (1781-1848). In: Rheinische Lebensbilder 4, S. 141-157. Köln (2. unveränderte Auflage).

Katholische Pfarrkirche Sankt Lucia mit angeschlossenem Pfarrhaus

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße
Ort
56767 Ueß
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1050 bis 1150

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Peter Burggraaff: „Katholische Pfarrkirche Sankt Lucia mit angeschlossenem Pfarrhaus”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-139025-20150914-3 (Abgerufen: 24. April 2024)
Seitenanfang