Ein kleiner, jedoch markanter Überrest der alten Stadtbefestigung des Ortes Briedel stellt der Eulenturm dar, welcher, neben der St. Martins-Kirche, ein aus vielen Blickwinkeln gut sichtbares, kulturhistorisches Aushängeschild der Gemeinde ist. Er befindet sich in halber Hanglage über den Dächern Briedels und ist zwischen den Häusern, die den belebten Ortskern zur Hanglage hin abgrenzen und der Weinlage „Nonnengarten“, die sich steil über ihm bis zum Aussichtspunkt Martinslay erstreckt, eingebettet. Viele alte Mauerfragmente sind auf der südlichen, zum Ortskern hingerichteten Seite aufgrund des starken Bewuchses an Efeu nicht mehr zu erkennen. Der Eulenturm wird von der Dorfseite her durch seinen grün bewachsenen Rundbau und dem darauf befindlichen schwarzen Zylinderdach identifiziert. Lediglich auf der Nordseite kann man die alten Mauerstrukturen vernehmen. Mit dem Auto gelangt man ebenfalls von der Nordseite her kommend über eine geteerte Straße, welche von der Bergstrasse abzweigt und im Hang parallel zur Hauptstrasse verläuft, direkt bis zum Eulenturm. Neben diesem befindet sich auch ein kleiner Rastplatz mit einem Tisch und den dazugehörigen Bänken, der durch überragende Baumzweige leicht geschützt zum gemütlichen Verweilen einlädt und einen Blick über die Dächer Briedels Preis gibt. Am Eulenturm selbst befindet sich auch eine Informationstafel, welche nicht nur die Historie des Eulenturms, sondern auch die der gesamten Ringmauer gut schildert. Die um den Turm führende Stahltreppe wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten angebracht und führt den Besucher von Norden beginnend über die Ost- bis hin zur Südseite, auf der sich auch der heutige Eingang in den Turm befindet. Dieser wird durch eine rustikale Holztür markiert. Von dort aus hat man einen sehr guten Blick über den alten Ortskern Briedels sowie über die Mosel bis hin zu den gegenüberliegenden Weinlagen der Gemeinde. Diese Übersicht war auch nützlich für die Verteidigung der Gemeinde zur Zeiten der Ringmauer, wobei der Eulenturm den höchsten Punkt dieser darstellte und alles andere überthronte. Aus den schriftlichen Überlieferungen sind keine weiteren Türme als Teil der Ringmauer bekannt. Von hier aus wurde v.a. die Verteidigung der besonders gefährdeten Nordwestseite mit dem „Bachtor“ bzw. der „Weirings-Pforte“ wirksam.
Nutzung Der Turm diente zu seiner Erbauungszeit als Verteidigungs- und Wehrturm. Als die Stadtmauer im Jahr 1689 allerdings fiel, verlor er gleichzeitig auch seinen ursprünglichen Nutzen. Im Anschluss bestand seine neue Aufgabe darin, fortan bis ca. 1880 als Aussichtspunkt für den Nachtwächter zu fungieren, der Briedel von dort aus gut überblicken konnte, falls er nicht durch die Gassen des Ortes streifte. Z.B. konnten vom Turm aus Hausbrände gut und schnell erkannt werden und eine frühzeitige Informierung und Alarmierung der Bürger stattfinden. Aufgrund von Verwitterungserscheinungen stürzte der Turm schließlich teilweise ein, sodass er zwischenzeitlich nicht mehr betretbar war und lediglich diversen Vogelarten als Behausung diente. Dazu zählte u.a. eine Eulenkolonie, die dem Turm seinen heutigen Namen, „Eulenturm“, verdankt. Zurzeit wird er allerdings nicht mehr von Eulen bewohnt. Auch wollte man den Turm in ein Heimatmuseum umwandeln bzw. umfunktionieren, was aber an der geringen Nutzfläche scheiterte.
Die Gestalt des Turmes Es ist überliefert, dass der Wehrturm wieder notdürftig instand gesetzt wurde, nachdem die Franzosen abgezogen waren. Wie er jedoch zu seiner Erbauungszeit ausgesehen hat, kann man nur erahnen. Bei den damaligen Planungen zur Umgestaltung eines Heimatmuseums hatte er einen Durchmesser von 6,50 Meter und eine Mauerstärke im unteren Bereich von ca. 60 Zentimter, welche in der Höhe geringer wurden. Sicherungsmaßnahmen im Jahr 1960 stoppten den Verfall vorerst und im Jahr 1982 wurde nach dem Bau eines befahrbaren Weges (als Folgeerscheinung der Flurbereinigung), welcher am Eulenturm entlang führt, eine vollständige Renovierung vorgenommen. Im Zuge dessen wurde der Turm auf die Original-Höhe zu Zeiten der Ringmauer gebracht und dem zwischenzeitlich dachlosen Turm ein neues Runddach aufgebaut. Eine komplette Ausräumung konnte aus bautechnischen sowie finanziellen Gründen nicht stattfinden. So geschah es, dass ein neuer Eingang auf der Südseite geschaffen und auf dessen Höhe eine Betonplatte eingelassen wurde. Möglichkeiten zur späteren Erforschung der tieferen Ebene des Turmes, wo sich auch der Originaleingang befindet, wurden dabei offen gelassen. Vermutungen über den Eingang besagen, dass sich dieser ca. drei Meter über der Ebene der heutigen Bergstrasse befunden haben soll, was bei den Renovierungsarbeiten allerdings nicht ermittelt werden konnte. Ebenso gab es im Inneren des Turmes eine hölzerne Wendeltreppe bis zum Ausguck am oberen Turmende. Er besaß insgesamt drei Stockwerke, welche man später anhand ca. 30 Zentimeter dicker Absätze im Mauerinneren identifizieren konnte. In einem Buch über Briedel (Gilles, Karl-Josef, 1998) wird der ursprüngliche Turm mit einer Höhe von 10 Meter und einer Mauerstärke von 1,80 Meter im unteren, 1,50 Meter im mittleren und 1,20 Meter im oberen Geschoss, bei einem Durchmesser von 5,60 Meter, beschrieben.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quelle Informationstafel am Eulenturm: Eulenturm und Ringmauer - Die Briedeler Stadtbefestigung.
Internet www.briedel.de: Gemeinde Briedel. Rundgang durch Briedel. Hermann Thur (abgerufen 01.11.2015) www.briedeler-geschichte.de: Chroniken der Gemeinde Briedel. Hermann Thur (Stand: 15.11.2014, abgerufen 01.11.2015)
Literatur
Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, S. 43ff., Trier.
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