Pfarrhaus mit Brunnen und Bleichwiesen in Pünderich

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Pünderich
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 28,97″ N: 7° 07′ 46,8″ O 50,04138°N: 7,12967°O
Koordinate UTM 32.366.078,00 m: 5.544.907,45 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.965,98 m: 5.545.623,26 m
Der Brunnen und die Bleichwiesen
Die Bleichwiesen befanden sich entlang des Moselufers. In anderen Ortschaften, zum Beispiel in Sayn (siehe Objekt „Mühlenbach mit Bleichwiese und Schleuse der Heinsmühle in Sayn“), weisen Straßennamen noch auf die ehemaligen Bleichwiesen hin. Die Wäsche wurde dort bis zur Einführung handelsüblicher Bleichmittel mit der Gießkanne befeuchtet und der Sonne ausgesetzt. Durch die Wechselwirkung von UV- Einstrahlung auf den Rasen entstand aus Sauerstoff und Wasserstoff das Bleichmittel Wasserstoffperoxyd, welches Flecken entfernt. Wer sich heute die Haare blondiert, nutzt den gleichen chemischen Vorgang.

Heute dient das Moselufer mit seiner Uferpromenade als Erholungsfläche. Hier finden sich Wege zum Spazierengehen, Parkbänke sowie ein Minigolfplatz. Westlich der Fähre wachsen hohe, ertragsreiche Walnussbäume. Am Ortsrand befinden sich am Moselufer einige Campingplätze und verpachtete Obst-und Walnussbäume. Schilder weisen darauf hin, dass diese von Spaziergängern, im Gegensatz zu den Walnussbäumen nahe der Fähre, nicht abgeerntet werden dürfen.

Obwohl die Brunnen eine gewisse Tiefe besaßen, versiegten sie in heißen Sommern und in vereisten in extremen Wintern. Das Wasser wurde nicht nur zum Waschen gebraucht, es diente auch als Trinkwasser und wurde zum Tränken der Tiere sowie für den Gemüse- und Obstgärten benötigt. Der Brunnen des „Alten Pfarrhaus“ ist heute noch funktionstüchtig. Er besteht aus Bruchstein und wird von einer Gittertüre verschlossen (Busch u.a 2009, S. 342-343).
Bei Seuchen untersuchte der Apotheker den Brunnen auf schädliche Keime. Mistgruben und Aborte führten leicht zur Verseuchung mit Cholibakterien. Im Jahre 1898 installierten Ingenieure aus Zweibrücken die Wasserleitungen im Ort. Das Wassergeld wurde von einer Kommission jährlich festgesetzt (Busch u.a 2009, S. 343).

Das Pfarrhaus
Hausbesitzer ist heute (2015) die Familie Sattler-Mergler, welche das Pfarrhaus aufwändig restaurierte. Es handelt sich um ein ehemaliges Herrschaftshaus der Grafen von Kesselstatt und wurde im 17. Jahrhundert die Sommerresidenz der Grafenfamilie von Manderscheid. Vom 19. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Gebäude Eigentum der Pfarrgemeinde Pünderich, wurde als Pfarrhaus genutzt und beherbergte im „Bischofszimmer“ den Trierer Bischof bei seinen Besuchen. Zeitweise war das Haus Gemeindeeigentum und wurde, wie auch der hinter dem Brunnen angrenzende Garten, vom Schullehrer genutzt. Auffällig ist das hohe verputzte Sockelgeschoss, welches auf der Straßenebene über eine Holztür in den Keller führt. Das erste Wohngeschoss wird über eine Natursteintreppe mit geschmiedetem Geländer erreicht, ist ebenfalls verputzt und besitzt eine größere Raumhöhe als das zweite Wohngeschoss. Die hölzerne Eingangstüre besitzt ein mit strahlenförmigen Streben verziertes Oberlicht. Das Zweite Wohngeschoss und das Dachgeschoss bestehen bis zum Giebel aus Fachwerk. Das schieferbedeckte Mansardendach ist traufständig zur Marienburgerstraße, die hölzernen Eckständer (an den Hausecken) sind mit geschnitzten, mehrfarbig bemalten Ornamenten versehen.

Kulturdenkmal
Das ehemalige Pfarrhaus, „Fachwerkhaus, teilweise massiv“, ist als geschütztes Kulturdenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, S. 39).

(Karolina Paus, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Quellen
Informationsschilder und Gespräche und freundliche Hinweise von Herrn Winfried Schneiders (Co-Autor der Dorfchronik) sowie von Familie Lay (Weingut Werner Lay in Pünderich).

Internet
puenderich.de: Ortsgemeinde Pünderich (abgerufen 29.11.2015)

Literatur

Burger, Robert; Busch, Alois / Gemeinde Pünderich (Hrsg.) (2009)
Pfarrhäuser in Pünderich. Das Alte Pfarrhaus. In: Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneider, Winfried, (Ortschroniken des Trierer Landes 51.) S. 459. S. 459, Trier.
Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneiders, Winfried / Gemeinde Pünderich (Hrsg.) (2009)
Pünderich, Geschichte eines Moseldorfes. (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) Trier.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 19. Sep. 2022. S. 39, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Cochem-Zell, abgerufen am 15.06.2023
Schneiders, Winfried (2009)
Dorfbrunnen in Pünderich. In: Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneider, Winfried (Hrsg.): Pünderich. Geschichte eines Moseldorfes, (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) S. 342-343. 342-342, Trier.
Schneiders, Winfried / Gemeinde Pünderich (Hrsg.) (2009)
Anlegung einer Wasserleitung. In: Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneider, Winfried (Hrsg.): Pünderich. Geschichte eines Moseldorfes, (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) S. 343. S. 343, Trier.

Pfarrhaus mit Brunnen und Bleichwiesen in Pünderich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Marienburgerstraße 8 sowie "Am Moselufer" und "Moselallee"
Ort
56862 Pünderich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1600

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Empfohlene Zitierweise
„Pfarrhaus mit Brunnen und Bleichwiesen in Pünderich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-137410-20150828-3 (Abgerufen: 25. April 2024)
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