Villenstandort Kahlenberg Im neobarocken Stil wurde Haus Urge 1913 für den Lederfabrikanten Jean Baptiste Coupienne (1877-1938) in repräsentativer Lage hoch über der Ruhr auf dem Kahlenberg errichtet. Es liegt nicht zufällig direkt benachbart zum Bismarckturm, denn dieser repräsentative Turmbau und die aussichtsreiche Lage im Grünen, weitab der Fabrikanlagen, zogen zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Großbürgertum an. Hier fanden sie ihrem Repräsentationsbedürfnis entsprechende Villenstandorte (Menning 2008). Die Nutzung der damaligen städtischen Randlage zeigt das Bedürfnis nach bewusster Abgrenzung (Segregation) zur industriellen Stadt auf. Pläne der Stadt, auf dem Kahlenberg ein einheitliches Villenviertel anzulegen, wurden nicht realisiert.
Haus Urge Äußerlich erinnert Haus Urge auf seinem quadratischen Grundriss an ein Wasserschloss. Die Ehefrau von Jean Baptiste Coupienne, Martha, stammte aus Bergisch Gladbach-Paffrath und wuchs dort auf Schloss Blegge auf. Diesem Schloss ist Haus Urge nachempfunden. Architekt war Franz Hagen (1871-1953), der in Mülheim geboren und architektonisch tätig war. 1923 ging Haus Urge in den Besitz der Unternehmerdynastie Stinnes über. Gustav (1863-1923), ein Enkel des Gründers Mathias Stinnes (1790-1845), erwarb das Haus. Bis 1975 blieb es im Stinnes-Besitz, seit 1924 wohnte hier Hugo Stinnes jun. Seitdem ist Haus Urge im Besitz des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung. Heute wird der Bau privatwirtschaftlich genutzt. Was man nicht sieht, ist der unterirdische Bunker, den Hugo Stinnes 1940 anlegen ließ und in dem die Mülheimer Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg Schutz fand.
heutiger Zustand Der äußere Zustand des Hauses ist nur wenig verändert und vermittelt einen guten Eindruck über die historischen Gegebenheiten. An das Haus schließt sich ruhrwärts ein großer Landschaftspark mit altem Baumbestand an. An Haus Urge ist bis heute das Statussymbol des gehobenen (industriellen) Bürgertums erfahrbar.
Hinweis / Baudenkmal Das Objekt „Haus Urge“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Ruhrtal zwischen Mülheim und Kettwig (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 081). Das Objekt „Villa Haus Urge“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 59287 / Denkmalliste der Stadt Mülheim an der Ruhr, laufende Nr. A 437).
Internet www.route-industriekultur.de: Route Industriekultur (abgerufen: 07.07.2015, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.08.2023)
Literatur
Menning, Daniel (2008)
„Feudalvilla“ oder „alte Schönheit“? – Großbürgerliche Villen der Kaiserzeit in Mülheim an der Ruhr. (Zeugen der Stadtgeschichte - Baudenkmäler und historische Orte in Mülheim and der Ruhr.) Essen.
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