Der Friedhof wurde im 18. Jahrhundert angelegt. 1938 wurde er verwüstet und kurze Zeit später eingeebnet, heute ist er nur noch als Grünanlage vorhanden (Reuter 2007). Eine von dem Heimatverein „Ratinger Jonges“ gestiftete Informationstafel vor Ort nennt das Jahr 1783 für die erste urkundliche Erwähnung des außerhalb der Stadtmauern angelegten Begräbnisfeldes, während der 1946 errichtete Gedenkstein das Jahr 1786 nennt (vgl. Abbildungen).
Der ehemalige Friedhof lässt sich nach der Urkarte von 1839 und dem Stadtplan Ratingen 1927/30 lokalisieren (RhStA Ratingen, Tafeln 1 u. 3): „1783 Jüdischer Friedhof auf dem sogenannten Juden Lintgen erwähnt (heute Werdener Straße Ecke Angerstraße); für die Benutzung des Grundstücks Abgabe von jährlich 30 Talern an die Stadt ... 1823 Erweiterung … ; 1937 Erwerb durch die Stadt; 1938 vollständige Verwüstung, Einebnung und Umwandlung in eine Grünanlage; 1946 Gedenkstein“ (ebd., S. 5).
Bereits seit 1959 wird jährlich am 9. November am Ort des bis 1937 belegten und in der Nacht zum 10. November 1938 verwüsteten Friedhofs in der Werdener Straße (am Übergang zur Angerstraße) der ermordeten Ratinger Juden gedacht. Im Jahr 2013 wurde die nur rund 20 Quadratmeter umfassende Parzelle in Form einer Erinnerungsstätte neu eingerichtet und gestaltet (de.wikipedia.org). In der Grünanlage steht ein bereits 1946 errichteter Gedenkstein in Form eines Grabsteines. Auf diesem steht unter der Darstellung eines siebenarmigen Leuchters in Abwandlung einer Bibelstelle aus dem vierten Bußpsalm „Jubeln werden die gedemütigten Gebeine. Ps. 51,10. Friedhof der Juden 1786 - 1939“. Daneben erinnert eine große Gedenktafel aus Metall mit der Inschrift „Unsere jüdischen Mitbürger aus Ratingen deportiert und ermordet von 1942 - 1944“, gefolgt von den Namen von 25 während der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Ratinger Juden. Weitere in den Boden eingelassene Steintafeln zeigen auf deutsch und auf hebräisch das Wort „Gedenke“.
Im näheren Umfeld findet sich kein Hinweis auf den ehemaligen Begräbnisplatz. Auf einer nahe des früheren Judenfriedhofs gelegenen Grünfläche an der Ecke Werdener Straße / Friedhofstraße befinden sich fünf Grabsteine. Da sich an diesen keine weiteren Informationen befinden, ist unklar, ob diese von dem früheren jüdischen Friedhof stammen (Begehung am 08.10.2011). Ebenfalls auf dem heutigen Stadtgebiet von Ratingen liegt im Stadtteil Breitscheid der bis 1886 genutzte jüdische Friedhof am Blomericher Weg. Dieser war jedoch ein Begräbnisplatz der einstigen jüdischen Gemeinde im heute zur Stadt Essen gehörenden historischen Ort Kettwig vor der Brücke.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2023 / freundliche Hinweise von Herrn Joachim Schulz-Hönerlage, Kreisarchiv Mettmann, 2019)
Internet www.schalom-ratingen.de: Tradition und Geschichte der Ratinger Juden (abgerufen 28.06.2011) de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Werdener Straße (Ratingen) (abgerufen 01.02.2019 und 17.10.2023) www.stadt-ratingen.de: Auf den Spuren der Stadtgeschichte (abgerufen 28.06.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 23.11.2016) www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland (abgerufen 28.06.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 01.09.2021)
Literatur
Pracht-Jörns, Elfi (2008)
Ratingen. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung XVII, Nr. 89.) Köln.
Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) S. 408-412, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) Bonn.
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