Die jüdische Gemeinde Hamborn seit dem frühen 19. Jahrhundert: Die erste jüdische Familie ließ sich 1893 in Hamborn nieder. 1899 gab es schon 51, 1929 838 jüdische Einwohner. 1899 gründeten die in Hamborn, Marxloh und Bruckhausen lebenden Juden einen Synagogenverein, mit der Absicht, sich von der jüdischen Gemeinde Holten abzuspalten. 1907 entstand die Synagogengemeinde Hamborn, die sich 1937 mit Duisburg und Ruhrort vereinigte. Gemeindegröße um 1815: –, um 1880: 0 (1885), 1932: Ca. 800 / 838 (1929), 2006: –. Bethaus / Synagoge: Um 1899 wurde ein erster Betsaal in Hamborn eingerichtet. 1905 konnte die Gemeinde eine frühere evangelische Notkirche in Marxloh pachten. Das Gebäude wurde wohl bis 1938 genutzt. Obwohl es schon verkauft worden war, wurde es während des Novemberpogroms in Brand gesteckt, die Ruine 1939 abgerissen (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Friedhöfe: Bis um 1900 benutzten die Juden von Hamborn, Marxloh und Bruckhausen den Friedhof in Holten, dann konnten zwei eigene Friedhöfe angelegt werden: Der ältere Friedhof an der Möhlenkampstraße) und später der jüngere Friedhof Mattlerstraße / Mattlerbusch, der von 1925 bis 1956 belegt wurde, 67 Grabsteine sind hier erhalten. 62 Inschriften aus den Jahren 1806 bis 1948 sind in der epigraphischen Datenbank epidat des Essener Steinheim-Instituts dokumentiert.
„1908 erhält die Gemeinde einen besonderen Begräbnisplatz auf dem auf Duisburger Gebiet (Beeck) angelegten Südfriedhof. Als sich abzeichnet, daß der Südfriedhof wegen bergbaubedingten Steigens des Grundwassers geschlossen werden muss, erwirbt die Synagogengemeinde wohl Ende 1924 ein eigenes Friedhofsgelände an der Mattlerstraße.“ (RhStA Hamborn, S. 15)
Der unmittelbar neben dem Kommunalfriedhof gelegene jüdische Friedhof ist über den Könzgenplatz zu erreichen und offen zugänglich. Auf dem sehr gepflegten Begräbnisplatz sind 55 Grabsteine vorhanden, 14 davon ohne zugehörige Grabstätte am Rand des Friedhofs aufgestellt. Ferner sind 12 Grabstätten ohne Grabstein vorhanden (Begehung am 31.08.2016). Namensgeber des Könzgenplatzes ist Gottfried Könzgen (1886-1945), ein im KZ Mauthausen ermordeter christlicher Widerstandskämpfer.
„In Hamborn (einschließlich der Stadtteile Bruckhausen und Marxloh) hatten sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wenige Juden niedergelassen, die zunächst zur Gemeinde in Holten gehörten und den dortigen Friedhof an der Vennstraße in Oberhausen-Holten mitbenutzten. Um die Wende zum 20. Jahrhundert verstärkten sich die Bestrebungen unter den zahlenmäßig stark anwachsenden Hamborner Juden, eine eigenständige Synagogengemeinde zu bilden, womit sie schließlich gegen den Widerstand der Holtener Juden 1911 erfolgreich waren. Der jüdischen Gemeinde wurde zunächst ein Feld auf dem kommunalen Südfriedhof zur Verfügung gestellt, der jedoch schon nach wenigen Jahren aufgrund steigenden Hochwassers geschlossen werden mußte. Die jüdische Gemeinde hatte sich schon früh nach Ersatz umgesehen und 1924 oder Anfang 1925 ein Gelände an der Mattlerstraße, direkt angrenzend an den evangelischen Friedhof Holten, zur Anlage eines eigenen Friedhofes erwerben können; die erste Beerdigung fand im Februar 1925 statt.“ (steinheim-institut.de)
„Nach der Schliessung ihres Friedhofes in Holten 1933 wurde der Begräbnisplatz an der Mattlerstrasse auch von Holtener Juden genutzt. Der Friedhof beherbergt auch Gebeine und Grabsteine des 1937 aufgehobenen Friedhofs in Ruhrort.“ (www.uni-heidelberg.de)
(Madeleine Weyand und Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2016)
Internet www.steinheim-institut.de: epidat – Duisburg-Mattlerbusch (abgerufen 04.03.2014) de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Duisburg-Hamborn (abgerufen 31.08.2021) www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Hamborn Am Mattlerbusch (abgerufen 15.06.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 07.07.2021)
Literatur
Kanther, Michael A.; Nitrowski, Christoph (Mitarb.) (1998)
Hamborn. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung XIII, Nr. 70.) S. 15f., Köln.
Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) S. 86-89, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 46-47, Bonn.
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