Die Rheinbrücke führt von der Mainzer Altstadt über den Rhein nach Mainz-Kastel, einem Stadtteil der Stadt Wiesbaden. Die Errichtung der später nach Theodor Heuss (1884-1963, von 1949-1959 erster Bundespräsident) benannten Brücke erfolgte zwischen 1882 und 1885 nach Plänen des Architekten Friedrich von Thiersch aus München sowie der Ingenieure Bilfinger und Lauter. Zwischen 1931 und 1934 fanden Umbauarbeiten in Form einer Verbreiterung der Brücke statt. Das erhöhte Verkehrsaufkommen hatte dies nötig gemacht. Bis zu diesem Zeitpunkt existierten über der Fahrbahn im Vorland der Brücken Pavillons, die sich wie Tore gestalteten. Im Jahr 1945 wurde die Rheinbrücke von der Wehrmacht gesprengt, der Wiederaufbau erfolgte von 1947 bis 1950. In den Jahren 1992 bis 1995 fanden umfassende Sanierungsarbeiten an der Theodor-Heuss-Brücke statt.
Der Theodor-Heuss-Brücke gingen drei weitere Brücken voraus. Die Römerbrücke aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. stellte eine Verbindung zwischen dem Legionslager auf dem Kästrich und dem befestigten Kastell auf der anderen Rheinseite her. Auf Grund eines Brandes im Jahre 813 wurde die unter Kaiser Karl dem Großen fertiggestellte Brücke zerstört. Der Kurfürst Johann Philipp von Schönborn ließ 1661 erneut eine Brücke über den Rhein errichten, die bis in die Anfänge der 1880er Jahre Bestand hatte.
Die Theodor-Heuss-Brücke verläuft über die auf dem Rhein gelegene Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen. Bis zum Jahr 1962 stellte sie die einzige Rheinbrücke zwischen Koblenz im Norden und Worms im Süden dar. Die Pferdebahnlinie fuhr seit 1886 über die Rheinbrücke, von 1905 bis 1945 sowie 1950 bis 1957 folgte die elektrische Straßenbahn.
Bauweise
Das geschwungene Bauwerk bestand einst aus Eisenfachwerk. Die Theodor-Heuss-Brücke weist fünf weitgespannte flache Bögen und eine Länge von etwa 450 m auf. Mit Einbeziehung der Bereiche des Brückenvorlandes ergibt sich eine Länge von rund 550 m. Die Stahlbogenbrücke steht auf Sandsteinpfeilern. Bei der Sanierung erfolgte die Erneuerung von Tragwerk und Fahrbahnplatten in Stahl. Die Brückenbögen sind in den Vorlandbereichen in den Wölbungen mit einer gemusterten Klinkerverblendung versehen. Zwei Brückenaufsätze aus Sandstein sind erhalten, diese wurden allerdings erst nachträglich wieder aufgestellt. Ebenfalls finden sich an der Brücke reliefierte Wappensteine, auf denen der hessische Löwe abgebildet ist.
Name, Bedeutung und Verkehrsführung
Die Theodor-Heuss-Brücke wurde nach dem Wiederaufbau im Jahre 1950 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eingeweiht, dessen Namen sie noch heute trägt.
Bei der großen Sanierung zwischen 1992 und 1995 wurden die Interessen der Denkmalpflege einbezogen, nach denen das ehemalige Ambiente der Brücke wiederhergestellt werden sollte. Dies erfolgte in Form der Lampen- und Geländerauswahl, bei der Farbgestaltung sowie bei den Wappenkartuschen und dem Halbbogen auf der Kasteler Seite im Vorlandbereich, dessen Originalität sich dort zeigt.
Die Brücke ist als Straßenbrücke für Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer von besonderer Bedeutung, da sie neben den beiden Autobahnbrücken (Schiersteiner und Weisenauer Brücke) in Mainz die einzige Brücke darstellt, die nach den Brücken in Koblenz und Worms über den Rhein führt.
Über die vierspurige Rheinbrücke führt die Bundesstraße 40. Auf der Mainzer Seite teilen sich die Fahrbahnen am Brückenende mit jeweils zwei Spuren auf und biegen in verschiedene Richtungen entlang des Rheins ab. Auf der Kasteler Seite wurde 1960 ein Kreisel erbaut, damit das hohe Verkehrsaufkommen an dieser Stelle bewältigt werden konnte.
(Nina Pfeiffer, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Internet
www.mainz.de: Sehenswertes - Theodor Heuss Brücke (abgerufen 21.03.2023)
www.regionalgeschichte.net: Theodor Heuss-Brücke in Kastel (abgerufen 21.03.2015)