Der Bau der Linzer Stadtbefestigung begann spätestens 1320 und war mit der Errichtung der kurfürstlichen Burg 1365 größtenteils abgeschlossen. Die Stadtmauer mit einer Länge von etwa 1500 Metern umfasste ein Areal von rund 14 Hektar und hatte bis ins 19. Jahrhundert Bestand. Die markantesten Punkte der Umwehrung bildeten die vier Stadttore und einige im Mauerverlauf errichtete Türme. Anfang des 19. Jahrhunderts begann mit der Ausdehnung der Stadt über ihren mittelalterlichen Grundriss hinaus der Abbruch der teilweise verfallenen Stadtmauer. 1828 waren die Mauerkämme abgetragen; 1834 folgten der Abriss der Häuser an der südlichen und östlichen Stadtmauer sowie die Aufschüttung des Stadtgrabens vom Neutor bis zum Rhein. 1861/62 wurden die rheinseitige Mauer, 1863 das Grabentor, 1872 die Mauer vom Neutor bis zur Pfarrkirche, 1873 der Mauerzug von der evangelischen Kirche bis zum Neutor und 1879 schließlich das Leetor niedergelegt. Zwischen Burg und evangelischer Kirche sind heute noch ansehnliche Abschnitte von bis zu sechs Meter hoch aufragendem Mauerwerk erhalten, ebenso entlang der Kaiserbergstraße.
Über den Portalen des Neutors befinden sich Figurennischen für Votivheilige. In der stadtseitigen Nische steht heute eine Marienfigur von 1909, die 2011/12 finanziert durch private Spender restauriert wurde. Für die feldseitige Nische schuf der Dattenberger Künstler Josef Pröls 2004/05 eine neue Skulptur des hl. Florian, der als Beschützer vor Feuer und Brand hier wohl traditionell einen Platz hat, entstand das Neutor doch nach einem verheerenden Stadtbrand 1391. Daran sowie an die Zerstörung der Häuser um das Neutor in den letzten Kriegsmonaten 1945 erinnert auch der Brunnen des Linzer Bildhauers Günther Oellers unweit des Tores.
2018/19 wurde das Neutor maßgeblich mithilfe von Fördergeldern des Städtebauförderprogramms ISEK und Landesmitteln grundsaniert. In dem stadtseitig angebauten ehemaligen Wachthaus, 2022/23 ebenfalls umfangreich saniert, öffnete im März 2024 eine lithographische Werkstatt ihre Türen. Die auf das Tor zuführende Neustraße weist zahlreiche Fachwerkbauten auch jüngeren Datums auf, die zum Teil nicht dem rheinischen Fachwerk folgen, sondern eigene Stilrichtungen verkörpern. Vor dem Tordurchgang symbolisiert die 1987 aufgestellte Bronzeplastik des Klapperjungen der Linzer Künstlerin Inge Heim den rheinischen Brauch, dass an Karfreitag und Karsamstag, wenn die Kirchenglocken schweigen, morgens, mittags und abends Jungen und Mädchen mit Holzklappern durch die Straßen ziehen, um das Geläut zu ersetzen.
(Andrea Rönz, Stadtarchiv Linz am Rhein, 2025)
Internet
archivlinz.hypotheses.org: Die Linzer Klapperjungen (abgerufen 25.02.2025)