Alte Burg Zweiffel

Burg Unterstrunden mit Mauerumfassung „Herkenrather Tor“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bergisch Gladbach
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 00′ 18,39″ N: 7° 10′ 43,4″ O 51,00511°N: 7,17872°O
Koordinate UTM 32.372.220,14 m: 5.651.971,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.776,61 m: 5.652.876,64 m
  • Herrenstrunden, Burg Zweiffel-Alt (2014)

    Herrenstrunden, Burg Zweiffel-Alt (2014)

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    © Karl-Heinz Buchholz, LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege
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  • Herrenstrunden, Burg Zweiffel-Alt (2014)

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  • Herrenstrunden, Burg Zweiffel-Alt, Herkenrather Tor (2014)

    Herrenstrunden, Burg Zweiffel-Alt, Herkenrather Tor (2014)

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Die Burganlage „Strune“ ist seit 1304 belegt.

Standortgeschichte: Burg Zweiffel wurde bereits im 13. Jahrhundert erwähnt und auch als „Unterstrunden“ bezeichnet. Auf dem bergischen Ritterzettel wird das Haus als landtagsfähiger Sitz bezeichnet, die Steuerliste von 1586/87 bezeichnet das Anwesen als „Burg zu Strungh“.
Nicht überliefert ist, ob der Rittersitz mit Pachthöfen ausgestattet war. Auch eine Jagd- und Fischereigerechtsame hat zumindest in jüngerer Zeit nicht dazugehört. Vermutlich ist dies damit zu begründen, dass das Haus schon um 1600 in bürgerlichen Besitz gekommen ist und die Gerechtsame Privilegien des Adels waren.

Mit der Errichtung der barocken Wasserburganlage im Jahre 1663 musste die eigentliche „Burg Zweiffelstrunden“ zurücktreten. Sie diente nun als Wirtschaftsgut und wurde verpachtet. Zwischen dem alten Burghof und dem neu errichteten Burghaus wurde eine Mauer gezogen, der Zugang erfolgte durch eine Pforte. Die mittelalterliche Burghofanlage ist in ihren Resten noch südlich der Ortsdurchfahrt zu erkennen. Es bestehen noch Relikte der Mauerumfassung mit dem „Herkenrather Tor“. Johann Bendel (1925) berichtet, dass in einem Torpfeiler des „Herkenrather Tores“ ein Bauopfer entdeckt wurde. In einer Höhlung befanden sich Tierknochen, die vermutlich von Schweinen stammten. Die Tradition, bei der Errichtung bedeutender Gebäude lebende Tiere einzumauern, bringt Bendel mit dem heutigen Brauch der Grundsteinlegung in Verbindung. Mit dem Bauopfer sollten Unglück und böse Geister ferngehalten werden.
Die Historie des Anwesens reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. In der Literatur wird von einer um 1304 belegten Burg „Strune“ berichtet. Die Burg ging vermutlich aus einem befestigten Bauernhof hervor. Zum Herrenhaus gehörte zudem ein Wirtschaftshof.
Das Geschlecht der Herren von Strune ist zum ersten Mal im Jahre 1251 mit einem Gottfried von Strune belegt. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts besaßen die Herren von Zweiffel das Anwesen, deren Namen das Gebäude heute noch trägt. Im Jahre 1581 endet die Geschichte der Familie von Zweiffel auf der Burg – Tochter Marie von Zweiffel heiratet und übernimmt den Namen des Ehemannes, Konrad von Herzbeck, der sich nun „Herr von Strunden“ nennt. Das Ehepaar separiert das Anwesen in zwei Teile: 2/3 des Besitzes wurde 1585 an Friedrich von Schaffhausen, 1/3 an den Miseloher Amtmann Ludwig von Metternich übertragen. Metternich nennt sich bereits 1587 „Herr von Strunden“. Mit der Teilung des Burggutes begann die wechselhafte Eigentümergeschichte des Burggutes: Ende des 16. Jahrhunderts gehörte die Burg den Kölner Patrizierfamilien von Schaffhausen, Düsterloe, Broch und von Bircken (genannt Birckmann), wodurch das Objekt sporadisch den Namen „Birckmannsstrunden“ erhielt. Der Kölner Ratsherr Theodor von Bircken heiratete zu Beginn des 17. Jahrhunderts Margaretha Düsterloe (Tochter eines Vorbesitzers). Offenbar konnte man zur damaligen Zeit den Besitzer des anderen Teilanwesens abfinden, da das Ehepaar Birckmann in der Literatur als alleinige Eigentümer Zweiffelstrundens genannt wird. Birckmann errichtete 1663 die barocke Wasserburg. Die alte Burg diente nun als Wirtschaftshof. Der zur alten Burg gehörende Wirtschaftshof, welcher nordöstlich dieses Anwesens lag, verlor seine Funktion. Die Halbwinner zogen in den zum Wirtschaftshof umfunktionierten alten Herrensitz. Der Wirtschaftshof wurde verpachtet.

Auch nach 1718 wechselten auf „Burg Zweiffel“ die Eigentumsverhältnisse: nacheinander gehörten die Gebäude dem Herrn von Buinick in Düsseldorf, dem stadtkölnischen Bürgermeister von Mülheim, sowie dem kurkölnischen Hofrat von Weise und seiner Witwe. Nach 1800 erwarb der Kölner Kaufmann Schülgen das Anwesen. Die Erben Schülgens verkauften das gesamte Burggut 1821 an den Herrenstrundener Mühlenpächter Kaspar Neuheuser. Zum Burggut gehörten seinerzeit das vom Wasser umgebene Burghaus, welches über eine Zugbrücke mit dem Wirtschaftshof verbunden war, sowie die Wirtschaftsgebäude mit Pächterhaus und Scheune, Stallungen und Garten (2 Morgen groß; die das Herrenhaus umgebene Weiher hatten die Größe von einem Morgen), dazu Ackerland, Wiesen und Wälder von einer Gesamtgröße von 170 Morgen. Ober- und unterhalb des Burgweihers lagen Fischweiher. Baumgärten umschlossen die Anlage. Ein Gartengrundstück befand sich gegenüber dem Wirtschaftshof. Mit dem Bau der Fürstenbergischen Kunststraße von Mülheim nach Wipperfürth in den Jahren 1848-1849 erlitt das Ensemble der Wasserburg einschneidende Veränderungen: Die alten Weiher und Gräben wurden zugeschüttet, das gesamte Anwesen vom Straßenbau zerschnitten: Auf der einen Straßenseite stand das Herrenhaus, auf der anderen Straßenseite die Wirtschaftsgebäude des alten Burggutes.

Kurz nach der Errichtung der Straße fiel das Anwesen unter den Erben Neuheuser auch besitzmäßig auseinander. Das „Eyerbergsgut“ ging an das Ehepaar Josef und Anna Josefa Eyberg, die Eheleute Gerhard und Anna Maria Crama erhielten die spätere Besitzung Eschbach (Gastwirtschaft). Das Burggut sowie der Grundbesitz gingen an den Witwer einer Tochter Neuheusers (Johann Koch), der das Gebäude seiner Tochter überließ. Diese betrieb mit ihrem Mann Adolf Sahler von 1854-1860 eine Landwirtschaft, eine Bäckerei und ein Geschäft auf Burg Zweiffelstrunden, bis sie das Anwesen an die Eheleute Kaspar Koch verkauften. Deren Tochter Anna Maria und ihr Mann Anton Molitor betrieben eine Gastwirtschaft auf dem Burggut; die Kinder des Ehepaars verkauften das barocke Wasserschloss im Jahre 1904 an die Firma J.W. Zanders, welche die Immobilie an verschiedene Gastwirte verpachtete. Durch die unmittelbare Nähe zum städtischen Freibad gewann die Gaststätte an Bedeutung. 1941 erwarb Karl Packert die Burg und blieb 30 Jahre Eigentümer des Anwesens.

Heute werden die Gebäude als Wohnhäuser genutzt. Die Landstraße nach Wipperfürth durchschneidet das historische Ensemble der Burg Zweiffel. Die Gebäude der alten Burganlage wurden in mehrere Wohnhäuser separiert und der Wohnnutzung zugeführt. Durch die Anlage führt ein Fußweg, welcher von der Landstraße, durch das „Herkenrather Tor“ zur Straße „Portzenbusch“ führt.

(Andreas Kaul, Kulturlandschaftliche Inventarisierung „oberes Strundetal“/ Herrenstrunden, 2007)

Literatur

Freckmann, Klaus (1979)
Der fotografische Nachlass des Vinzenz Feckter. Bergisch Gladbach und seine Umgebung im Wandel von 75 Jahren. Dokumente im Bild. In: Rheinisch-Bergischer Kalender, S. 136-143. Bergisch Gladbach.
Jux, Anton (1999)
Zum Jubiläum der Johanniterkommende Herrenstrunden. In: Rheinisch-Bergischer Kalender, S. 47-54. Bergisch Gladbach.
Jux, Anton (1956)
Herrenstrunden feiert Jubiläen. Vor 1294 Gründung der Komturei – 1345 erste Kirche vollendet – 1555 Neubau der Kirche. In: Rheinisch-Bergischer Kalender, S. 41-44. Bergisch Gladbach.
Jux, Anton (1956)
Die Kommende der Johanniter im Strundetal. In: Stadt Bergisch Gladbach (Hrsg.): 100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach 1856-1956, S. 24-27. Bergisch Gladbach.
Kistemann, Eva (2004)
Erlebnisweg: Kulturlandschaft entdecken, Band 1: Bergisch Gladbach - Durchs Strundetal und über die Rommerscheider Höhen. In: Rheinisch-Bergischer Kalender 2004, S. 123-129. Bergisch Gladbach.
Mettlach, Marie-Luise (1989)
Kultur aus privatem Idealismus: Burg Zweiffel. Einst roter Hirsch auf silbernem Wappenfeld – Bürger hüten Erbe. In: Rheinisch-Bergischer Kalender, S. 58-65. Bergisch Gladbach.
Sahler, Johannes (1929)
Erinnerungen an Herrenstrunden und die Bewohner seiner Burghäuser. In: Ruhmreiche Berge! Neue Folge des "Guten Abend". Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Nr. 40, 4. Oktober 1929, Bergisch Gladbach.
Schulte, Frank (1973)
Der Strunderbach und seine Mühlen. In: Die Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit, Band 1, S. 158-223. Köln-Dellbrück.

Alte Burg Zweiffel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Herrenstrunden 1
Ort
51465 Bergisch Gladbach - Herrenstrunden
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1304

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„Alte Burg Zweiffel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-11601-20110530-2 (Abgerufen: 23. April 2024)
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