Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld

Einsiedlerborn, Jungfernpöttchen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Krefeld
Kreis(e): Krefeld
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 23′ 0,38″ N: 6° 32′ 43,21″ O 51,38344°N: 6,54534°O
Koordinate UTM 32.329.192,32 m: 5.695.325,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.538.008,18 m: 5.694.445,72 m
  • Historische Postkarte von um 1900 der Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld.

    Historische Postkarte von um 1900 der Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld.

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  • Die Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld im Herbst 2013.

    Die Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld im Herbst 2013.

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  • Steinplatte oberhalb der Eremitenquelle am Hülser Berg (2014)

    Steinplatte oberhalb der Eremitenquelle am Hülser Berg (2014)

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  • Historische Postkarte von um 1930 der Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld.

    Historische Postkarte von um 1930 der Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld.

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  • Ergebnisse der chemischen Wasseranalysen der Eremitenquelle in Krefeld-Hüls (PDF-Dokument, 212 KB, 2015)

    Ergebnisse der chemischen Wasseranalysen der Eremitenquelle in Krefeld-Hüls (PDF-Dokument, 212 KB, 2015)

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  • Die Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld (2014)

    Die Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld (2014)

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Am Ostabhang des Hülser Bergs entspringt eine bekannte Quelle, die „Eremitenquelle“, „Einsiedlerborn“ oder „Jungfernpöttchen“ genannt wird.

Der Hülser Berg verdankt seine Entstehung der Eiszeit und stellt den Rest einer Stauchendmoräne dar. Da die eingestauchten Tone bei der Entstehung des Hülser Bergs nicht zusammenhängend eingelagert wurden und somit nicht durchgehend verbreitet sind, stellten sie keine durchgängige hydraulische Sperrschicht dar. Eine eingestauchte Tonschuppe wirkt als wasserstauender Horizont und speist mit dem Niederschlagswasser ein lokales Grundwasserstockwerk, das bei seinem Austritt die Eremitenquelle bildet. Da ihr Wassereinzugsgebiet sehr begrenzt ist, versiegt die Quelle in trockenen Jahren. Auch ist ihre Schüttung vergleichsweise gering. Der genaue Wassereinzugsbereich ist noch nicht ermittelt worden.

Der erste Nachweis und die älteste bekannte kartografische Darstellung stammen aus einem Führer durch Hüls und seiner Umgebung mit beliegendem Kartenanhang aus dem Jahre 1898. Die Eremitenquelle führt ihren Namen auf einen Einsiedler zurück, der nachweislich vor 1805 am Hülser Berg gelebt hat. Der Sage nach hat er als Heilkundiger, insbesondere in Fällen von Fieber, bei den Umwohnern in hohem Ansehen gestanden und ist nach seinem Tode unter einer Eiche begraben und die Quelle nach ihm benannt worden. Eine andere Sage erzählt von einem Ritter, der seine Frau erschlagen hat und mit dem Fluch belegt worden sei, innerhalb von 33 Jahren eine Quelle mit den Händen aus der Erde graben zu müssen, wenn er nicht dem Teufel verfallen wolle. Als er in letzter Minute nach einer Traumeingabe am Hülser Berg die Quelle ergräbt, baut er sich hier eine Klause und hilft den Menschen der Umgebung.

Die Eremitenquelle ist 1904 eingefasst worden. Ihr Wasser fließt seither aus einem Stein mit Führungsrinne. Außer der Wasserspende der Einfassung findet ein Quellzufluss je nach Wasserverfügbarkeit auch aus einem etwa 20 cm tieferen Horizont der nördlichen Stützmauer auf einer Breite vom etwa 1 Meter statt. Bei einer Begehung am 7. Oktober 1990 wurde außerdem in der Quellabflussrinne ungefähr 10 Meter von der Fassung entfernt ein weiterer geringschüttender Quellhorizont festgestellt, der weniger als 1 Meter tiefer als der Quellhorizont der Eremitenquelle lag. Die Eremitenquelle war zu diesem Zeitpunkt trockengefallen und die Abflussrinne bis auf den erwähnten Quellhorizont völlig ausgetrocknet. Das Schüttverhalten der Eremitenquelle ist nicht befriedigend geklärt, denn trotz langjähriger, wenn auch unregelmäßiger Beobachtung durch den Verfasser, ist nicht ersichtlich, wie sich die Niederschläge im Wasserdargebot der Quelle widerspiegeln. Selbst in niederschlagsreichen Zeitabschnitten kann die Quelle trocken bleiben, während manchmal sogar in der warmen Sommerzeit eine mehr oder weniger starke Quellschüttung festzustellen ist. Verschiedene Begehungen zu allen Jahreszeiten in den Jahren 2010 bis 2014 brachten die Feststellung, dass kein Wasser mehr aus der Quellfassung fließt; lediglich einige feuchte Bereiche im Abflusstal können als schwache Sickerquellen angesprochen werden.

Bemerkenswerterweise ist die Eremitenquelle nicht in den nahegelegenen eisenzeitlichen Abschnittswall miteinbezogen worden. Möglicherweise wurde die Quellgrube von den Erbauern oder Bewohnern des Abschnittswalls zwar ergraben, war aber für eine permanente Wasserversorgung aber nicht ausreichend. Auch ist eine kultische Bedeutung der Quelle, so sie denn überhaupt im Zeitraum der Nutzung der Wallburg schon bestanden hat, denkbar; welche Gründe dazu führten, dass sie nicht in den geschützten Bereich einbezogen wurde, müssen einstweilen offen bleiben. Schließlich ist auch denkbar, dass die Quelle erst nach der Nutzung der eisenzeitlichen Wallburg entstand, zum Beispiel durch den Tonabbau der Hülser Pottbäcker.

Die Bezeichnungen „Jungfernpförtchen“ und „Jungfernpöttchen“ für die Eremitenquelle erlauben die Vermutung, dass dem Wasser der Eremitenquelle im Volksglauben eine fruchtbarkeitssteigernde Wirkung für Frauen zugesprochen wurde; es dürfte sich hier wohl um einen so genannten Kinderherkunftsort handeln. Neben diesen indirekten Hinweisen auf die besondere Wirkung des Wassers der Eremitenquelle ist in diesem Zusammenhang interessant, dass ältere Hülser Bürger von der Heilkraft der Quelle erzählen. So wussten Gewährsleute (Karl Amendt sen., Ernst Schraetz und Wilhelm Jansen) zu berichten, dass das Wasser der Quelle als sogenanntes „Borwasser“ zu Augenheilzwecken bis etwa 1930 verwendet wurde. Das Wasser der Eremitenquelle wird zudem, sofern ausreichende Schüttung vorhanden, vereinzelt von Besuchern in Plastikgefäße abgefüllt und zur Zubereitung von Speisen oder als Teewasser verwendet. Der Landschaftsplan der Stadt Krefeld hat die Schutzwürdigkeit der Eremitenquelle als geologisches Einzeldenkmal mit kulturgeschichtlicher Bedeutung erkannt und sie Naturdenkmal unter Schutz gestellt.

(Stefan Kronsbein, 2015)

Literatur

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Crefeld meine Heimat. Eine Heimatkunde für Schule und Haus. Crefeld.
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Exkursionen I: Linker Niederrhein, Moers-Asberg. Die Stauchmoräne: Schaephuysener Höhenzug und Hülser Berg. In: Duisburg und der untere Niederrhein zwischen Krefeld, Essen, Bottrop und Xanten. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 21, S. 93-95. Stuttgart.
Herbst, H. V. (1974)
Es bleibt nur der Name: Hülser Bruch. In: Hülser Heimatblätter, Heft 21, S. 5-18. Hüls.
Hild, Jochen (1965)
Gewässerformen im Landkreis Kempen-Krefeld. In: Heimatbuch des Kreises Kempen-Krefeld (17/1966), S. 9-19. Kempen.
Kronsbein, Stefan (2005)
Quellen im Stadtbezirk Krefeld-Hüls. In: Hülser Heimatblätter 52, S. 103-111. Krefeld.
Kronsbein, Stefan (2002)
Krefelds Quellen. In: Krefelder Wasser - 125 Jahre zentrale Wasserversorgung, S. 40-51. Krefeld.
Kronsbein, Stefan (1991)
Quellen am unteren linken Niederrhein - ein natur- und kulturgeschichtlicher Beitrag. In: Klostermann, Josef; Kronsbein, Stefan; Rehbein, Hansgeorg (Hrsg.): Natur und Landschaft am Niederrhein - Naturwissenschaftliche Beiträge. Festschrift zum 80. Geburtstag von Dr. Hans-Wilhelm Quitzow, (Niederrheinischer Landeskunde. Schriften zur Natur und Geschichte des Niederrheins, Band X.) S. 349-429. Krefeld.
Kronsbein, Stefan (1979)
Eremitenquelle und Wallburg - ein ungeklärter Zusammenhang. In: Die Heimat (59), S. 56-58. Krefeld.
Nießen, Josef (1894)
Heimatkunde des Kreises Kempen. S. 3-4, Crefeld.
Quitzow, Hans Wilhelm; Schraetz, Ernst (1986)
Neue Krefelder Naturpfade. (Niederrheinische Landeskunde - Schriften zur Natur und Geschichte des Niederrheins 9 (IX).) S. 76-77, Krefeld.
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Das Hülser Bruch, ein Beispiel für den Gewässerschwund am linken Niederrhein. In: Gewässer und Abwässer, Heft 8, S. 7-23. Düsseldorf.
Steeger, Albert; Höppner, Hans; Schreurs, Theo (1966)
Krefelder Naturpfade. S. 86-87, Krefeld.
Thome, K. N. (1983)
Erdgeschichte des Krefelder Raumes. In: Beiträge zur Naturgeschichte der Krefelder Raumes - Schriften zur Natur und Geschichte des Niederrheins (8), S. 93-116. Krefeld.
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Illustrierter Führer durch Hüls und seine Umgebung. S. 28, Hüls.
Weimann, Robert (1940)
Grundlagen zu einer niederrheinischen Hydrologie. (Archiv für Hydrobiologie, 37.) S. 73-154. Stuttgart.

Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Talring
Ort
47802 Krefeld - Hüls
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung

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Stefan Kronsbein (2015): „Eremitenquelle am Hülser Berg bei Krefeld”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-115816-20150227-4 (Abgerufen: 26. April 2024)
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