Die jüdische Gemeinde Polch seit dem frühen 19. Jahrhundert: Wohl ab 1790 lebten Juden in Polch. Gemeindegröße um 1815: 23 bzw. 30 (1808) / 22 (1822), um 1880: 57 (1885), 1932: 48 / 40 (1938), 2006: –. Bethaus / Synagoge: 1843 und 1850 werden Betstuben erwähnt. 1877 wurde ein Neubau eingeweiht, der 1938 beschädigt und nach 1945 als Lagerhaus genutzt wurde. Nach Restaurierung seit 1984 kulturelle und museale Nutzung (Reuter 2007).
Damit die Synagoge 1877 fertiggestellt werden konnte, baten die Polcher Juden den Oberpräsidenten der Rheinprovinz um die Erlaubnis, eine Kollekte zur Fertigstellung der Synagoge durchzuführen. Der Bauplatz kostete 400 Taler, das Gebäude und die Möblierung 2100 Taler, jedoch fehlten 750 Taler. Die Ortsgemeinde beteiligte sich mit 450 Talern, außerdem war der Bauunterhalt nach Statuten geregelt. Das heißt, 1908 musste jedes Mitglied des Synagogenvereins 50 Pfennig pro Monat Kultursteuer zahlen. Die Pläne für den Synagogenbau sollen auf Hermann Nebel (1816-1893, seit 1848 Stadtbaumeister in Koblenz) zurückgehen, der auch das Rathaus am Polcher Marktplatz entwarf.
Der aus Krotzenlavamauerwerk bestehende Saalbau in der Ostergasse weist Strebepfeiler und „maurische“ Rundbogenfenster auf. Eine Inschriftentafel aus Basaltlava im Giebel weist auf das Baudatum nach jüdischer Jahreszählung, welches aufgrund der dritten Zahl nicht exakt zu deuten ist, hin: 5627= 1867 oder 5637 = 1877. Darüber ist der Psalm 95 aus dem vierten Psalmenbuch angebracht: „Kommt, daß wir uns bücken und niederbeugen, hinknien vor dem Ewigen, unserem Schöpfer“. Der Schildgiebel, geschmückt mit gerundeten Ecklisenen, rekonstruiertem, rundbogigem Eingangsportal, ein Tuffsteinradfenster und ein kleines, schlitzartiges maurisches Fenster wird von einem pfostenartigen Giebelaufsatz bekrönt. Das Eingangsportal, eine hölzerne Frauenempore sowie der Fußboden mit diagonalen Basaltlavaplatten wurden rekonstruiert.
In der so genannten „Reichskristallnacht“ (Reichspogromnacht) vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge zwar angezündet, glücklicherweise aber nur die Empore beschädigt, da der Löschvorgang schnell von statten ging. Nachdem 1950 der Kaufpreis zurückerstattet war, wurde die jüdische Kultusgemeinde Eigentümer. Drei Jahre später erwarb die Zivilgemeinde den funktionslosen Bau und nutzte ihn bis 1980 als Lagerraum. Danach erfolgten Erhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten unter Beobachtung des Landesamts für Denkmalpflege. 1984 konnte das Gebäude der Öffentlichkeit übergeben werden, sodass die ehemalige Synagoge heute als Mehrzweckraum für kulturelle Veranstaltungen dient.
Kulturdenkmal Das Gebäude ist ein geschütztes Kulturdenkmal: „ehem. Synagoge, bez. 5637 (= 1877), Ecktürmchen und Rundbogenfenster“ (Denkmalverzeichnis Kreis Mayen-Koblenz, S. 81).
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