An der Stelle eines alten, im 17. Jahrhundert unter Herzog Philipp Wilhelm errichteten Schlosses ließ Kurfürst Karl Theodor zwischen 1755 und 1773 ein neues Schloss samt Park anlegen. Architekt war der kurpfälzische Oberbaudirektor Nicolas de Pigage. Da Karl Theodor 1777 die bayrische Kurwürde erbte und in der Folge nach München ging, wurde Schloss Benrath von ihm nie im gedachten Sinne – als maison de plaisance, als Ort des privaten Rückzugs – genutzt.
Ein wichtiges Thema von Schloss Benrath ist die Jagd. Von den drei Achsen, die vom Kuppelsaal des Schlosses nach Süden gehen, bildet die westliche die Diagonale eines quadratischen Bosketts, das von weiteren drei Alleen durchzogen wird. Diese Alleen treffen sich im Mittelpunkt des Bosketts im Rondellstern. So entsteht das Bild eines Jagdparks, der aber für eine richtige Parforce-Jagd zu klein ist. Von den vier Figuren auf der Südterrasse des Schlosses stellen die beiden dem Boskett zugewandten das mythische Jägerpaar Atalante und Meleager dar, während der zum Gutshof führenden östlichen Achse die Figuren von Bacchus und Pomona für Wein- und Obstbau zugeordnet sind. An der Mittelachse stehen westlich die Blumengöttin Flora und östlich der Jäger- und Hirtengott Pan, so dass hier die Bereiche Landbau und Jagd gleichsam verschränkt werden. Höhepunkt dieses äußeren Bildprogramms ist die große Dianagruppe von Peter Anton Verschaffelt auf dem Giebel über dem Kuppelsaal: Diana wird als Göttin der Jagd vorgestellt, umgeben von Jagdattributen wie Netze und Waffen, teils von Putten getragen, und mit einem von Hunden gejagten Hirsch.
Anders als bei den übrigen Bereichen des Schlosses gab es für die Farbfassung der Dianagruppe keine Befunde. Als 1995 eine solche Fassung aus ästhetischen und konservatorischen Gründen notwendig wurde, musste diese in der Diskussion mit allen Beteiligten entwickelt werden. So entstand der Gedanke, die Farbgebung den Befunden am übrigen Außenbau anzugleichen, also pfirsichblütenfarben für die Flächen, grau für die architektonischen Gliederungen wie Gesimse und Voluten und weiß für die skulpturalen Teile. Nachdem die Dianagruppe lange im – mittlerweile arg nachgedunkelten – Naturstein gestanden hatte, erschien diese Fassung manchem Betrachter zunächst zu bunt. Im Laufe der Zeit hat sie sich jedoch als glaubhaft und tragfähig erwiesen.
Die Südterrasse ist im Sommer der passende Ort für eine Orangerie – hier nicht als Gebäude, sondern als Sammlung von Zitruspflanzen in Kübeln. Zitruspflanzen und -früchte, die ab der Mitte des 16. Jahrhunderts auch nördlich der Alpen gesammelt wurden, haben auch herrscherliche Symbolkraft: Die Früchte gelten als die Äpfel der Hesperiden, deren Raub eine der Taten des Herkules war und die nun im Besitz des Fürsten sind. Dass der Fürst zudem die Pflanzen, die von Natur aus frostempfindlich sind, überwintern lassen kann, zeugt von seiner Herrschertugend; denn damit hat er gleichsam Macht über die Natur erlangt.
(Ulrich Stevens, 2011)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2011)
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