Die Sportschule Hennef wurde 1950 eröffnet und steht seither unter der Trägerschaft des heutigen Fußball Verbandes Mittelrhein e.V. (FVM). In erster Linie dient die Anlage als fußballerische Stätte, darüber hinaus jedoch stellt der Standort einen Stützpunkt für Sportarten wie Judo, Boxen, Ringen oder Gewichtheben dar.
Lage Die Sportschule Hennef liegt südlich der Stadt Hennef im Dürresbachtal entlang des Wolfsbachs an der Sövener Landstraße.
Gründungs- und Baugeschichte Knapp ein Jahr nach der Gründung des Westdeutschen Fußball-Verbandes des Rheinbezirks e.V. (abgekürzt WFV, heutiger Fußball-Verband Mittelrhein e.V. FVM), saßen im November 1947 der Hennefer Zahnarzt Dr. Karl Jacobi (damaliges Mitglied des Fußballausschusses des WFV) Alfons Kierdorff (damaliger Vorsitzender WFV) und Karl Bostelaar (Verbandssportlehrer) zusammen und diskutierten über die Sorgen der Fußballvereine im Rheinbezirk. Zur Überwindung der Nöte, zur Förderung des Verbandlehrkörpers und zur Hebung des spielerischen Niveaus war es ihr Wunsch, eine Sportschule im Schwarzwälder Stil mit 18-20 Betten zu bauen. Dieser Tag im November 1947 gilt als Beginn der Geschichte der Sportschule Hennef.
Jacobi, Kierdorff und Bostelaar wurden zunächst als Phantasten belächelt. In der Nachkriegszeit gab es andere Sorgen als Sport. Man sorgte sich um das tägliche Brot, ein Dach über dem Kopf, Kleidung und dem Wiederaufbau von Städten und Dörfern – aber nicht um den Bau einer Sportschule. Nichtsdestotrotz schlug Alfons Kierdorff in der ersten Sitzung des Bezirksausschusses des WFV im Februar 1948 dem Ausschuss den Bau einer Sportschule in Hennef vor. In einem ersten Kostenvoranschlag wurden dafür Kosten in Höhe von 250.000 DM veranschlagt.
Die Stadt Hennef erklärte sich bereit, das erforderliche 50.000 Quadratmeter große Gelände kostenlos zur Verfügung zu stellen und verpflichtete sich, die Wasser- und Stromanschlüsse auf ihre Kosten anzulegen. In der Augustsitzung des Bezirksausschusses wurde daraufhin einstimmig für den Bau einer Sportschule in Hennef gestimmt und in gleicher Sitzung über die Finanzierung des Bauvorhabens diskutiert. Als potentielle Geldquellen dafür wurden genannt: eine Weihnachtslotterie, die Ausgabe von Aktien an Vereine, ein Lichtbildvortrag für Vereinsabende, der Druck von Postkarten, die Beteiligung des WFV sowie die Veranstaltung von sogenannten „Opferspielen“. Diese Opferspiele brachten später Geld in die Kassen, aber bei weitem nicht so viel wie erwartet.
Nachdem Anfang September der fertige Bauplan zur Sportschule vorlag, erfolgte am 26. September 1948 der erste Spatenstich durch den Regierungspräsidenten von Köln Dr. Wilhelm Warsch (1895-1969) mit den Worten: „Zeitnah, volksnah und jugendnah sei Eure Arbeit; charakterfest, sittenstark und grundsatztreu Eure Haltung; echte Sportkameradschaft sowie opferbereite Liebe zu Volk und Nation Eure Ehre!“ (Zitat nach Arnolds 1960, S. 14) In den Folgemonaten kam es bei den Erdarbeiten zu diversen Schwierigkeiten: Bei Ausschachtungsarbeiten auf dem sumpfigen Untergrund versank der Bagger im Morast und ein Teil der anliegenden Landstraße stürzte ein. Des Weiteren fuhr ein Raupenschlepper über eine Weltkriegs-Mine, woraufhin diese explodierte, den Raupenschlepper durch die Luft schleuderte und dadurch zerstörte – glücklicherweise kam es zu keinen Personenschäden. Ein weiterer Grund für die schwierige Situation war der Mangel an Arbeitskräften und Baugeräten. Wären diese Schwierigkeiten von Anfang an bekannt gewesen, wäre die Sportschule wohl niemals in Hennef gebaut worden.
Im Februar 1949 tagte der Bezirksausschuss (mittlerweile benannt als Bezirksrat) erneut. Bei einer erneuten Darlegung der veranschlagten Bausumme errechnete man nun einen Betrag von zwei Millionen DM Gesamtkosten. Eine Million davon wurden für die Erd- und Bauarbeiten berechnet, eine Million für die Kosten der später zu installierenden Inneneinrichtung. Nach einem zähen Ringen gelang es Alfons Kierdorff, die Vorstandsmitglieder des WFV endgültig vom Bau der Sportschule zu überzeugen und darüber hinaus die Zusage des Verbandes für einen Zuschuss in Höhe von 100.000 DM zu erwirken. Im Jahresbericht des WFV von Juli 1949 wurden die Tiefbauarbeiten als nahezu beendet erklärt. Der Bericht erklärte, dass das Schwimmbecken ausgehoben, die Ausschachtung für das Hauptgebäude vollzogen, das Fundament für die Turnhalle gesetzt und die Anfuhrstraße zum Hauptgebäude angelegt sei.
Aufgrund von Einnahmen durch den „Fußball-Toto“ (Fußball-Wettspiel) flossen unerwartet große Geldsummen in die Baufinanzierung, was zu einer erheblichen Beschleunigung des gesamten Bauprozesses führte. Infolgedessen konnte bereits am 11. Oktober 1949 der Grundstein zum Bau der Sportschule Hennef gelegt werden. Schon im Juni 1950 fand die erste WFV-Tagung in den Räumlichkeiten statt, woraufhin – weniger als ein Jahr nach der Grundsteinlegung – der Bau am 10. September 1950 größtenteils abgeschlossen und die Sportschule offiziell eröffnet wurde. Die Gesamtanlage umfasste zu dieser Zeit im Talbereich des Geländes das Hauptgebäude, das Freibad mit Sprungturm, einen Rasenplatz mit 400-Meter-Laufbahn, Tennisplätze, einen Basketballplatz sowie eine Sporthalle. Auf dem Weingartsberg auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen vier weitere Sportfelder zur Verfügung, eines davon mit Laufbahn. Des Weiteren gab es hier eine Badeanlage mit Tauchbad und Umkleiden.
In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere neue Gebäude errichtet und die Anlage erweitert. 1957 erfolgte auf dem Weingartsberg die Grundsteinlegung zu einer Mehrzweckhalle. Diese Halle wurde 1965 mit Kunstrasen ausgelegt und dient bis heute vorrangig als Fußballhalle. Im Jahr 1966 wurde damit begonnen im Talbereich eine Schwimmhalle zu bauen, welche zwei Jahre später eröffnet wurde. 1971 war Baubeginn für ein fünfstöckiges Bettenhaus zur Erweiterung des Bettenangebots. Im selben Jahr wurde das Hauptgebäude durch einen Anbau mit Seminarräumen, Büros und einer Kegelbahn erweitert.
Die weitere Entwicklung bis heute Im Jahr 1980 wurden die Unterkünfte im Hauptgebäude zum ersten Mal nach dreißig Jahren modernisiert. 1994 erfolgte die Grundsteinlegung zu einem neuen dreigeschossigen Hallenkomplex, welcher an die bereits existierende Sporthalle im Talbereich anschloss. Die Halle sollte als Mehrzweckhalle dienen und zusätzlich in sportspezifischen Räumlichkeiten Leistungszentrum für weitere Sportarten wie Judo, Ringen, Boxen oder Gewichtheben sein. Darüber hinaus wurden Seminarräume eingerichtet, in welche unter anderem die nach dem Fußballtrainer Hans „Hennes“ Weisweiler (1919-1983) benannte „Hennes-Weisweiler-Akademie“, die zentrale Ausbildungsstätte für Fußballlehrer, einzog. Ein Wellnessbereich rundete die Multifunktionalität der im Jahr 2000 eingeweihten Halle ab. 2003 wurde eine umfassende Modernisierung des Hallenbades durchgeführt und 2005 ein Kunstrasenplatz errichtet. Im Jahr der in Deutschland stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden im Rahmen weiterer Modernisierungsmaßnahmen mit dem „Haus Schleiden“ ein zusätzliches Bettenhaus sowie ein neues Empfangsgebäude eingeweiht. Die Speiseräume und das Untergeschoss wurden dabei ebenfalls modernisiert.
Seit dem 1. Dezember 2012 ist die Geschäftsführung des FVM direkt auf dem mittlerweile 250.000 Quadratmeter großen Gelände der Sportschule Hennef untergebracht. Im Jahr 2014 wurde „65 Jahre Grundsteinlegung“ gefeiert und 2015 wird das Jubiläum des 65-jährigen Bestehens der Sportschule begangen werden. Bis März 2015 stehen noch Sanierungsarbeiten im alten Bettenhaus an, wobei die Zimmer renoviert und die Bäder modernisiert werden.
Aktuell umfasst das Gesamtgelände im Talbereich das Hauptgebäude mit einem Empfangsanbau sowie dem Sitz der FVM-Geschäftsführung, das Freibad mit Sprungturm, einen Beachvolleyballplatz, das nach Egidius Braun (1925-2022, Präsident des Deutschen Fußballbunds DFB 1992-2001) benannte „Egidius-Braun Stiftungshaus“, ein altes und ein neues Bettenhaus, einen Rasenplatz mit Laufbahn, zwei kleine Kunstrasenplätze, das Hallenbad und die Mehrzweckhalle. Auf dem Weingartsberg gibt es einen Kletterseilgarten und die Kunstrasenhalle; ferner stehen dort zwei Naturrasenplätze sowie ein Kunstrasenplatz zur Verfügung.
Chronologische Übersicht Dezember 1946: Gründung des Westdeutschen Fußball-Verbandes Rheinbezirk e.V. (WFV) November 1947: Diskussion über den Bau einer Sportschule zwischen Jacobi, Kierdorff und Bostelaar August 1948: Einstimmige Entscheidung für den Bau einer Sportschule in Hennef September 1948: Erster Spatenstich durch den damaligen Regierungspräsident von Köln, Dr. Wilhelm Warsch 1. Oktober 1949: Grundsteinlegung 10. September 1950: Offizielle Eröffnung 1957: Grundsteinlegung für eine Mehrzweckhalle auf dem Weingartsberg (die spätere Fußball-Kunstrasenhalle) 1966: Baubeginn der Schwimmhalle (Eröffnung 1968) 1971: Bau eines fünfstöckigen Bettenhauses und Erweiterungsbau (Büros, Seminarräume, Kegelbahn) 1994: Grundsteinlegung eines dreigeschossigen Hallenkomplexes (Einweihung 2000) 2003: Umfassende Modernisierung des Hallenbades 2005: Errichtung eines Kunstrasenplatzes 2006: Abschluss zahlreicher Modernisierungsmaßnahmen (Haus Schleiden, Empfang, Speiseräume, Untergeschoss) Seit 1. Januar 2012: Sitz der Geschäftsführung des Fußball-Verbands Mittelrhein (FVM) in der Sportschule 2015: Feier des 65-jährigen Bestehens
Das Gästebuch der Sportschule Nachdem die Sportschule in ihren Anfängen lediglich als fußballerische Stätte aufgefasst wurde, entwickelte sie sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer Anlage mit vielseitiger Nutzung durch die verschiedensten Sportverbände. Über die Jahre hin entstand so im Gästebuch der Sportschule eine lange und bunte Gästeliste mit vielen bekannten Gesichtern. Im ersten Jahrzehnt des Bestehens sind neben zahlreichen Fußball-Jugend-Turnieren und -Lehrgängen unter anderem auch der Aufenthalt der Landesschwimmerwarte, der australischen Olympiamannschaft im Wasserball, türkischer Ringer, Boxer aus der DDR dokumentiert – ferner natürlich auch zahlreiche Ausbildungslehrgänge für Sporterzieher und natürlich häufige Besuche durch die Nationalmannschaft des DFB unter Josef „Sepp“ Herberger (1897-1977, Reichstrainer 1936-1942, Bundestrainer 1950-1964). Einen der bekanntesten Auftritte verdankt die Sportschule der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Jahr 1989. Im November bereitete Franz Beckenbauer (1945-2024, DFB-Teamchef 1984-1990) seine Mannschaft auf das entscheidende WM-Qualifikationsspiel gegen Wales vor. Die Mannschaft um Kapitän Lothar Matthäus (*1961) verfolgte am 9. November an den Bildschirmen der Sportschule den Mauerfall und schlug am 15. November im Müngersdorfer Stadion in Köln die Nationalmannschaft von Wales mit 2:1. Mit diesem Sieg wurde der Weg zum dritten Weltmeistertitel 1990 geebnet. Neben Franz Beckenbauer und weiteren nationalen und internationalen Größen des Sports waren hier auch schon die Fußball-Nationalmannschaften von Argentinien und Katar sowie der englische Verein FC Arsenal London zu Gast.
(Simon Scherzinger, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2014)
Quelle Freundliche Hinweise von Frau Ellen Bertke, Fußball-Verband Mittelrhein e.V. und Frau Gisela Rupprath, Stadtarchiv Hennef (2014).
Internet de.wikipedia.org: Sportschule Hennef (abgerufen 11.12.2014) www.sportschule-hennef.de: Geschichte, Zahlen und Daten zur Sportschule Hennef (abgerufen 11.12.2014)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.