Nördlich des Stadtkerns und außerhalb der Stadtmauer von Ahrweiler ragen im Adenbachteil weithin sichtbar die Relikte einer nie vollendeten Bahnlinie in den Himmel: Die vier Brückenpfeiler-Reste des Adenbachviadukts. Sie sind stumme Zeugen einer Zeit, in der kriegerische Auseinandersetzungen mit den westlichen Nachbarn und ihre Planung noch Bestandteil der Tagespolitik waren.
Das Bahnprojekt Liblar-Ahrtal Im Jahr 1910 bezog der deutsche Generalstab im sogenannten Schlieffen-Plan die Eifel als militärisches Aufmarschgebiet bei einer eventuellen kriegerischen Auseinandersetzung mit Frankreich ein. Hierbei wurde eine direkte Bahnverbindung vom Niederrhein und dem Ruhrgebiet unter Umgehung der anfälligen Knotenpunkte Neuss, Düsseldorf und Köln zum sogenannten Saargebiet und nach Lothringen geplant. So rückte auch das Ahrtal in den Fokus des Interesses.
In Ahrweiler sollte die Linie oberhalb der Ellig zur Adenbach und durch drei große Tunnels und über Viadukte in den Weinbergen von Dernau und Rech, wo sie in die Ahrtalbahn münden sollte, nach Mayschoß geführt werden. Der Höhenunterschied zwischen der neuen von Liblar-Rheinbach-Ringen kommenden Bahn und dem Ahrtal beziehungsweise der bereits bestehenden Bahnlinie betrug in Ahrweiler etwa 100 Meter, zudem war die Schlucht über den Adenbach zu überbrücken.
Baugeschichte Grundsteinlegung für die neue Bahnlinie war dann im Herbst 1921. Hierzu mussten erst einmal zehn Meter tiefe Fundamente in den Fels getrieben werden. Im Frühjahr 1923 waren die Pfeiler mit den Bogenansätzen fertig gegossen und das Gerüst mit der Verschalung stand schon zum Ausgießen der Bögen mit Beton bereit.
Die beiden großen Pfeiler, die bis heute noch in der Weinbergslandschaft oberhalb der Adenbachhut stehen, sollten die drei Hauptbogen mit einer Spannweite von je 36 Metern und einer Scheitelhöhe von 40 Metern über der Talsohle tragen. Ein Bogen sollte hier die beiden Pfeiler verbinden und je einer verlief vom Pfeiler zum Widerlager am Berghang. Ihre Fundamente haben einen Querschnitt von 10 x 8,5 Meter. Auf ihnen ruhen die Betonpfeiler mit einem Querschnitt von 8 x 6,5 Meter. Etwa 15 Meter über der Talsohle zeigen sie einen im rechten Winkel zur Vertikalachse stehenden Absatz, wodurch sie die Hälfte ihres Querschnittes einbüßen. Von hier an beträgt der Querschnitt nur noch 4 x 6,5 Meter.
Die Bahn war als doppelspurige Bahn geplant, somit mussten auch die Träger der Brücke, auf der die Bahn entlang fahren sollte, einer Doppelspur standhalten.
1922 verbot die Interalliierte Rheinlandkommision (die oberste Verwaltungsbehörde der alliierten Besatzungsmächte nach dem Ersten Weltkrieg im Rheinland) dann den Weiterbau und ließ erst nach schwierigen Verhandlungen eine einspurige Eisenbahn zu. Aufgrund der Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen 1923 und der Einstellung des gesamten Bahnverkehres wurde der Weiterbau aufgegeben, so dass das Baugerüst bereits im Jahre 1924 zurückgebaut wurde.
Zurück blieben die nackten Säulenstümpfe, die bis heute in den Himmel ragen. Hiermit war das Bahnprojekt Liblar-Ahrtal beendet, da es keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hatte. Im Raum Ringen und oberhalb von Ahrweiler lassen noch aufgeschüttete Bahndämme und eine Brücke den geplanten Verlauf der Strecke erkennen.
Heutiger Hochseilgarten Seit nun fast 80 Jahren ragen die Brückenpfeiler in den Himmel. 1999 erhielten sie allerdings eine völlig neue Bedeutung. Mit ihren bis zu 35 Metern Höhe wurden sie Teil eines Hochseilgartens beziehungsweise einer Kletteranlage. So ist zwischen zwei Pfeilern eine 40 Meter lange Seilbrücke entstanden, die den Besuchern ein einzigartiges Erlebnis in schwindelerregenden Höhen ermöglicht. Direkt gegenüber den Brückenpfeilern liegt ein Trainings-Hochseilgarten, der seit dem Frühjahr 2000 besteht.
(Vanessa Bindarra, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet www.alt-ahrweiler.de: Heimatverein Alt-Ahrweiler e.V.: Die strategische Bahnlinie (abgerufen 24.08.2014) www.kreis-ahrweiler.de: Josef Müller, Brückenpfeiler im Adenbachtal. Erinnerung an eine unvollendete Bahnlinie im Ahrtal (abgerufen 24.08.2014)
Literatur
Burggraaff, Peter; Haffke, Jürgen; Kleefeld, Klaus-Dieter; Kremer, Bruno P. (2012)
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