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Kirchenschiff Richtung Altar
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Katholischer Teil der Stiftskirche
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Paradies mit Engel-Orchester
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Stadtansicht mit Stiftskirche (1634)
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Matthäus Merian
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Die Aufnahme zeigt die Stiftskirche vom Kartoffelmarkt aus gesehen.
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Das gotische Kirchenschiff wird von einer Trennmauer geteilt, die ein Mosaik ziert.
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Den katholischen Teil der Stiftskirche ziert ein barocker Altar.
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An der Decke des Paradieses der Stiftskirche ist ein Engel-Orchester (vor 1440) zu erkennen.
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Ausschnitt aus der Stadtansicht von Matthäus Merian (1634)
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Die Stiftskirche von Neustadt an der Weinstraße ist als Grablege der Wittelsbacher eines der wichtigsten Gotteshäuser der ehemaligen Kurpfalz. Von Kriegszerstörungen verschont ist sie ein bedeutendes Zeugnis des Spätmittelalters. Zudem ist sie eine der wenigen noch mit einer Mauer getrennten Simultankirchen Deutschlands.
Vorgeschichte und Bau Geistiges Zentrum von Neustadt an der Weinstraße, früher an der Haardt, ist die spätgotische Stiftskirche. Als 1275 Rudolf von Habsburg der Stadt ihre Stadtrechte verlieh, stand an ihrer Stelle ein romanischer Vorgängerbau, die Kirche St. Ägidius. Die Stadt wurde linksrheinisches Verwaltungszentrum der Kurpfalz, erhielt Zollfreiheit, Marktrecht, Gerichtsbarkeit und war mit einem Schloss zwischen der heutigen Kellereistraße und Laustergasse einen kurfürstlichen Residenzort. Zum Bau der Stiftskirche kam es, als Pfalzgraf Rudolf II. (1306-1353) durch Testament die Stiftung einer Kirche samt Personal (Kollegiatsstift) verfügte. Als Nachfolger setzte Ruprecht I. (1309-1390) das Vorhaben 1356 um. Die Stiftskirche sollte auch als Grablege der pfälzischen Wittelsbacher dienen. Ruprecht I., Gründer der Heidelberger Universität (1386), ließ 1368 den Chorraum bauen, gleichzeitig begann die Stadt mit dem Bau des Südturms, von dem aus ein Turmwächter über die Stadt wachen sollte. Fertiggestellt wurde sie 1400 unter Kurfürst Ruprecht III. (1352-1410; später König Ruprecht I.) und als Marienkirche geweiht. Die Wandmalereien entstanden unter Kurfürst Ludwig III. (1378-1436), der im Chorraum dargestellt ist. Der Nordturm wurde erst 1489 vollendet. Der Südturm wurde um 1739 mit einem Barockhelm und der Türmerwohnung versehen.
Spätmittelalter und Renaissance Die Stiftskirche und das Kollegiatsstift standen in enger Verbindung zur Universität Heidelberg. Der Stiftsdekan Ludwig von Buscho (um 1425) war sogar Rektor der Universität Heidelberg sowie Kurpfälzischer Rat. Mit dem Stift ist die Stiftsschule als ehemalige Lateinschule verbunden, weswegen das altsprachliche Gymnasium Neustadts 1964 nach dem Gründer des Stifts, Kurfürst Ruprecht I., benannt wurde. 1554 wurde mit Jörg Schoner der erste evangelische Pfarrer in der Stiftskirche eingeführt. Das Stift wurde aufgehoben und der letzte Stiftsdekan, Laurentius Kercher, 1561 in der Stiftskirche beigesetzt. Nach kurzer Zeit des lutherischen Bekenntnisses unter Kurfürst Ottheinrich (reg. 1556-1559) führte Kurfürst Friedrich III. (reg. 1559-1576) in der Kurpfalz den reformierten Glauben ein. Basis war der Heidelberger Katechismus von Zacharias Ursinus, der in der Stiftskirche 1583 bestattet wurde. Unter den Reformierten wurden die Wandmalereien übertüncht. Nach wechselnder Nutzung im 30-jährigen Krieg war die Kirche bis zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) in reformierter Hand.
Simultankirche Die Stiftskirche blieb während der Zerstörung der Kurpfalz durch den französischen Heerführer Ezéchiel de Mélac im Pfälzischen Erbfolgekrieg verschont. Sie wurde zunächst gemeinsam (simultan) zu unterschiedlichen Zeiten für Gottesdienste genutzt, bis 1708 eine Mauer den nun katholischen Chorraum vom evangelischen Langhaus trennte. Nach einem Streit wurde die Mauer 1714 an derselben Stelle wieder aufgebaut. Hintergrund war die 1705 erschienene Kurpfälzische Religionsdeklaration als Basis für die Aufteilung des Kirchenbesitzes. Den Chorraum stattete man mit einer barocken Kanzel und einem Hochaltar aus, dessen Gelbglas-Gloriole dem Apsisaltar des Petersdomes in Rom nachempfunden war. Die barocke Empore stammt aus Rheinsheim (Baden) und wurde erst 1935 gekauft. Auf ihr steht die Orgel, verblendet mit einem Barock-Motiv von 1788. Im Chorraum befinden sich auch die Gräber der Wittelsbacher. Die französischen Revolutionstruppen plünderten 1793 die Stiftskirche, raubten Glocken, das Geländer der Türmerwohnung (heute an der Stiftskirche Landau) sowie die protestantische Orgel.
Stiftskirche 1816 bis heute Im Königreich Bayern schlossen sich Reformierte und Lutheraner 1818 zu einer Unionskirche zusammen und feierten am 28. November 1818 in der Stiftskirche das erste gemeinsame Abendmahl. Der Bankier Friedrich Hetzel (1804-1886), der der protestantischen Stiftskirchengemeinde angehörte, förderte Projekte wie den neuen Marktbrunnen vor der Stiftskirche. Der größer werdende Raumbedarf der katholischen Gemeinde führte 1862 zum Bau der Marienkirche, wobei der katholische Teil der Stiftskirche weiterhin gottesdienstlich genutzt wurde. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden die Glocken der Stiftskirche als kriegswichtiges Material konfisziert. Der evangelische Teil wurde 1928/29 nach Plänen des Architekten Hermann Alker umgebaut. Die Kanzel rückte in den Altarraum, August Babberger schuf 1929 das Mosaik an der Trennmauer als bedeutendes spätexpressionistisches Werk. In der NS-Zeit wurden Gottesdienste überwacht und teils gestört, Feiern wie die zur Goldenen Konfirmation 1938 sogar verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten sich aufgrund des starken Zuzugs Heimatvertriebener die protestantischen Filialgemeinden Hambach und Winzingen von der Stiftskirche und gründeten eigene Gemeinden. 1949 erhielt die Kirche neue Glocken, deren Eintreffen von einer riesigen Menschenmenge gefeiert wurde. Darunter war die größte läutbare Gussstahlglocke der Welt, die Kaiserglocke im Nordturm. 2009 gab es eine Initiative, die Trennmauer zu entfernen. Allerdings ist die Mauer eine der letzten ihrer Art und daher historisch bedeutsam, nachdem ähnliche wie die in der Heiliggeistkirche Heidelberg oder in der Klosterkirche Otterberg entfernt wurden. 2010 wurde im katholischen Teil eine Gemeinde des tridentinischen Ritus (lateinische Messe) angesiedelt. Diese lässt die Stiftstradition aufleben, Messen zu Ehren der Wittelsbacher zu feiern. Regelmäßig sind Mitglieder der Fürstenfamilie bei den Messen zugegen. Eine Herausforderung war die 2013 abgeschlossene Renovierung. Man fand Mauerreste der Vorgängerkirche sowie Grabplatten, das Dach wurde instandgesetzt und die Wand verputzt. Die steinerne Korbkanzel wurde in ihren Farben der Entstehungszeit an den ursprünglichen Ort gesetzt. Eine neue Orgel sowie ein neuer Abendmahlstisch der Künstlerin Dorothée Aschoff zieren den Altarraum des evangelischen Teils.
Besonderheiten Beeindruckend sind die spätmittelalterlichen Wandmalereien in der Kirche und über dem Nordeingang („Paradies“, vor 1440). Im Paradies finden sich Bilder von Propheten, Evangelisten und Kirchenvätern, musizierender Engel sowie Schlusssteine für Maria (Mond) und Jesus Christus (Sonne). Im evangelischen Teil finden sich Wandmalereien wie Weihekreuze, symbolische Pflanzen, der Verkündigungsengel, Maria und Maria Magdalena sowie der Heilige Christophorus. In den Seitenschiffen wurden Kirchenväter sowie die Marterwerkzeuge der Passion Christi entdeckt. Im heute katholischen Chorraum findet sich eine Szene des richtenden Jesus aus dem „Jüngsten Gericht“ sowie ein spätmittelalterlicher „Gnadenstuhl“, eine seltene Darstellung der Trinität (Vater, Sohn und Heiliger Geist). Im Chorraum finden sich Grabplatten von Pfalzgraf Rudolf II. (1306-1353) und seiner zweiten Frau Margarete von Sizilien-Aragon, Tochter von König Friedrich II. (1331-1377), von Kurfürst Ruprecht I. (1309-1390) und seiner zweiten Frau Beatrix von Berg (um 1360-1395) sowie von Blanca von England (1392-1409), Tochter des englischen Königs Heinrich IV. und erste Frau von Kurfürst Ludwig III. Durch zwei Erinnerungstafeln sowie durch ein Reformatorenfenster wird an den hier bestatteten Reformator Zacharias Ursinus (1534-1583) gedacht. Besonderheiten sind auch eine Beton-Wendeltreppe des Eisenbeton-Pioniers Conrad Freytag sowie die Türmerwohnung aus dem 18. Jahrhundert. Im Rahmen von Turmführungen kann die Wohnung sowie die größte läutbare Gussstahlglocke erkundet werden.
(Michael Landgraf, Neustadt an der Weinstraße, 2025)
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