Objekt
Der geostete, ursprünglich zweigeschossige Bau, der einst durch einen Gang mit der Pfarrkirche verbunden war, wurde vermutlich im 19. Jahrhundert um ein Fachwerkgeschoss erhöht.
Über dem Unterbau, der wohl als Karner diente, befand sich ein einfacher Saal mit eingezogenem, aus den fünf Seiten eines Achtecks gebildetem Chor. Noch anschaulich erhalten ist die gegen den Hang gestellte Westwand des früher wohl zweischiffigen Beinhauses, mit den noch ablesbaren Schildbögen und Gewölbeanfängern. Darüber hinaus ist ein Teil der anschließenden, sehr kräftigen Südwand, in Richtung „Posthof“, mit rundbogigem Durchgang erhalten geblieben. Das Mauerwerk besteht aus Schieferbruchsteinen.
Geschichte
Die vermutlich im 13. Jahrhundert unterhalb der Wernerkapelle errichtete Friedhofskapelle wurde im Jahre 1872 beim großen Stadtbrand zerstört, die Ruine bis auf wenige Überreste abgebrochen. Die Kapelle trug verschiedene Namen: im Jahr 1775 wurde sie als ehemalige „Nicolai Kapelle“, später oft irrtümlich als „Templerkapelle“ bezeichnet. Inzwischen gehört das Objekt zum Grundstück des „Posthofs“, der westlich anschließende ehemalige Friedhofsteil wurde zur Gartenterrasse umgewidmet.
Kulturdenkmal
Die ehemalige Friedhofskapelle St. Michael in Bacharach wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mainz-Bingen (Stand 09.10.2025) geführt. Der Eintrag lautet:
„Oberstraße o. Nr.
Ehem. Friedhofskapelle St. Michael, einzig erhaltene Reste: Westwand des Beinhauses sowie Teil der Südwand mit Rundbogenportal“.
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Mainz, 2025, bearbeitet von Kristina Sus, Universität Koblenz unter Verwendung eines Auszugs der Denkmaltopografie der Bundesrepublik Deutschland - Kreis Mainz-Bingen, 2007)