Wasserleitung zum Kloster Steinfeld bei Wahlen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Kall
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 29′ 23,28″ N: 6° 33′ 21,62″ O 50,4898°N: 6,556°O
Koordinate UTM 32.326.641,89 m: 5.595.944,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.539.500,66 m: 5.595.038,35 m
Die Wasserversorgung spielte in mittelalterlichen Klöstern eine große Rolle. Im Unterschied zu Siedlungen dieser Zeit waren Wasserleitungen in Klöstern durchaus üblich, so auch im Kloster Steinfeld. Schon 1960 dokumentierten Archäologen bei Kall-Wahlen einen gemauerten Gang, in dem sie die alte Wasserleitung des Klosters erkannten. Moderne Methoden sollen nun ihren genauen Verlauf klären.

Bisheriger Kenntnisstand
Die Versorgung mit Trinkwasser ist bei klösterlichen Anlagen von größter Wichtigkeit. Im Kloster Steinfeld, in dem aufgrund seines felsigen Untergrundes lediglich das Sammeln von Regenwasser in Zisternen möglich war, musste ein Großteil des Wassers für lange Zeit auf altmodischem Wege beschafft werden: zu Fuß! Dies änderte sich, als im 14. Jahrhundert eine Wasserleitung gebaut wurde. Die Reste einer solchen Leitung konnten bei zwei Ausgrabungen in Wahlen beziehungsweise Steinfeld angeschnitten werden. Bisher ist es jedoch nicht gelungen, den genauen Verlauf der Leitung vollständig zu erfassen.
Die Existenz einer Wasserleitung, welche von einer Quelle im oder im Umfeld des Ortes Wahlen zum Kloster Steinfeld führte, ist durch eine rekonstruierte Urkunde der Abtei Steinfeld bezeugt. Dem Dokument zufolge schenkten „Phillipp Herr von Wildenburg und seine Frau Johanna […] zu ihrem und ihrer Tochter Katharina Seelenheil der Abtei Steinfeld einen Morgen Ackerland bei Wahlen, durch das die Steinfelder Wasserleitung hindurchgeht und den sie einst von Mattheus, einem Steinfelder Lehnmann, gekauft hatten.“ (Joester 1976, 192). Nach dem Datum der Urkunde zu schließen, existierte die Leitung bereits im Jahr 1328.
Ihren Anfang nahm die Leitung vermutlich in Wahlen. In der Rochusstraße ist eine heute überbaute Quellfassung bekannt, welche nach Aussage des Historikers Helmut J. Kirfel die Aufschrift „Kloster“ trug. Sie mündete in dem noch heute existierenden Brunnenhaus des Klosters. Dies geht aus zwei historischen Plänen hervor, die, wenn auch um einiges jünger als die Leitung, ihren Verlauf auf dem Klostergelände abbilden.

Wie sah die Leitung aus?
Bei Erdarbeiten auf einem Feld nördlich von Kall-Wahlen konnten im Jahr 1960 die Überreste eines gemauerten Gangs angeschnitten werden. Es handelte sich um einen im Hohlkernverfahren errichtetes Gewölbe aus Grauwackebruchsteinen. Der Boden war bedeckt von Lehm und Kalksinter. Mit einer lichten Weite von 0,80 bis 1,10 Metern und einer Wangenhöhe von über 0,85 Metern war der Gang, wenn auch in gebückter Haltung, noch auf einer Länge von 50 Meter begehbar. Anders als bei der römischen Eifelwasserleitung war er nicht wasserdicht, das Wasser floss also nicht frei durch den Kanal. Stattdessen wurde im Inneren des Kanals eine Leitung aus ineinandergesteckten Bleirohren verlegt. Der unter der Erdoberfläche verlaufende Gang sollte die Rohrleitungen vor Frostschäden schützen und ermöglichte gleichzeitig die Wartung der Leitung. Im Zuge von Metallraub nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bleirohre allerdings entfernt und sind heute vermutlich nicht mehr erhalten.
Laut den Angaben der Anwohner, denen die Existenz der Leitung schon lange bekannt war, befanden sich entlang des Bauwerkes in regelmäßigen Abständen kleine „Wartungshäuschen“, in denen Glocken oder Pfeifen etwaige Probleme meldeten. Heute lassen sich keine Spuren dieser Einrichtungen mehr im Gelände erkennen. Trotz dieser Vorkehrungen kann davon ausgegangen werden, dass der Wasserdruck im Inneren der Leitung nicht sehr hoch gewesen sein kann und ein Großteil des Wassers auf dem Weg zum Kloster verloren ging.
Aufgrund der topographischen Gegebenheiten muss die Leitung, zumindest in Teilen, als Druckleitung konzipiert gewesen sein. Gemäß dem Prinzip der kommunizierenden Röhren ist es erforderlich, dass der Ausgangspunkt einer Wasserleitung höher liegt als ihr Endpunkt. Die Höhe der ursprünglichen Quellfassung in der Rochusstraße betrug circa 522 Meter über Normalnull, während der Endpunkt im Kloster auf etwa 512 Meter über Normalnull lag. Der resultierende Höhenunterschied beläuft sich folglich auf 10 Höhenmeter. Da die Leitung unmittelbar nördlich von Wahlen eine natürliche Senke querte, deren tiefster Punkt bei 495 Meter über Normalnull liegt, konnte ein ausreichender Druck aufgebaut werden, um das Wasser den restlichen Weg zum Kloster zu transportieren, ungeachtet des Geländes. Dies impliziert, dass der Verlauf der Leitung frei geplant werden konnte und man sich nicht, wie bei einer Freispiegelleitung, entlang des Gefälles orientieren musste. Der genaue Verlauf der Leitung lässt sich dadurch allerdings nur schwer vorhersagen.

Ergebnisse der geophysikalischen Untersuchung
Im Vorfeld der archäologischen Sondage wurde die Fläche mittels geomagnetischer Untersuchungsmethoden prospektiert. Dabei werden mithilfe eines Magnetometers Störungen des natürlichen Erdmagnetfeldes gemessen. Magnetische Anomalien erlauben Rückschlüsse auf im Boden befindliche Strukturen. Das Ergebnis dieser Untersuchung war allerdings nicht so eindeutig, wie erhofft. Erwartungsgemäß schließt die Wasserleitung an die Altmaßnahme aus dem Jahr 1960 an und reicht im südlichsten Prospektionsabschnitt in die Untersuchungsfläche hinein. Somit könnte es sich bei Südwest-Nordost verlaufenden, schwachmagnetischen Anomalien um die Überreste der Leitung handeln. Aufgrund der erwarteten Ausmaße des ursprünglichen Kanals erscheinen diese Anomalien jedoch äußerst schwach. Eine zweite Möglichkeit für den Verlauf ist eine stark ausgeprägte Anomalie, welche von Südsüdwest nach Nordnordost die Fläche quert. Allerdings ist sie derart intensiv ausgeprägt, dass es sich dabei eher um eine moderne Leitung handeln wird. Eine plausible Theorie wäre, dass diese moderne hochmagnetische Leitung in die Überreste des alten gemauerten Kanals gelegt wurde. Ein im Luftbild von 1957 erkennbarer Weg würde somit grob der ehemaligen Wasserleitungstrasse folgen. In diesem Szenario würde die hochmagnetische Leitung den älteren Kanalbefund „überstrahlen“. Eine abschließende Klärung der Situation ist nur durch eine archäologische Grabung möglich.

(LVR-Amt für Bodendenkmapflege im Rheinland, 2025)

Die Wasserleitung bei Kall-Wahlen ist Station der Archäologietour Nordeifel 2025.

Quelle
Wolfgang Kirfel, Historische Leitung. Mit welchen Tricks Wasser ins Kloster Steinfeld geschafft wurde, in: Kölner Stadt-Anzeiger, 18.09.2023 (online www.ksta.de, abgerufen 14.9.2025)

Literatur

Grewe, Klaus (2007)
Die Wasserleitung des Grafen Blankenheim. In: Frontinus-Gesellschaft e.V., Wasser auf Burgen im Mittelalter. Geschichte der Wasserversorgung Bd. 7, S. 23-92. Mainz.
Joester, Ingrid (Bearb.) (1976)
Urkundenbuch der Abtei Steinfeld. In: Publikation der Gesellschaft der rheinischen Geschichtskunde 60, S. 192, Nr. 246, Köln, Bonn.
Kirfel, Helmut J. (2019)
Salvatorianer Kloster Steinfeld. In: Kleine Kunstführer, Kirchen und Klöster Bd. 1440, Regensburg (9. Auflage).

Wasserleitung zum Kloster Steinfeld bei Wahlen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Steinfelder Straße
Ort
53925 Kall - Wahlen
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1400

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Wasserleitung zum Kloster Steinfeld bei Wahlen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356592 (Abgerufen: 25. September 2025)
Seitenanfang