Charliers Mühle am Weserbach

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Roetgen
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 38′ 38,64″ N: 6° 10′ 42,39″ O 50,64407°N: 6,17844°O
Koordinate UTM 32.300.517,26 m: 5.614.044,18 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.512.665,98 m: 5.612.066,05 m
  • Straßenansicht der heutigen Charliers Mühle (2012)

    Straßenansicht der heutigen Charliers Mühle (2012)

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    Gabriele Harzheim
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  • Nordost-Giebel der Charliers Mühle (2012)

    Nordost-Giebel der Charliers Mühle (2012)

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  • Ableitung des Weserbachs an der Charliers Mühle (2012)

    Ableitung des Weserbachs an der Charliers Mühle (2012)

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  • Durch Ableitung trocken gefallenes, altes Bachbett des Weserbachs (2012)

    Durch Ableitung trocken gefallenes, altes Bachbett des Weserbachs (2012)

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Lage
Das ehemalige Mühlengebäude ist heute ein Privathaus und befindet sich an der Brücke über den Weserbach in der Mühlenstraße in Roetgen. Von den Mühlenanlagen wie Wasserrad, Wassergraben oder Mühlenteich sind keine Einrichtungen mehr vorhanden.

Geschichte der Mühle

Die Geschichte der Mühle geht ins 18. Jahrhundert zurück. 1768 erhielt der Frachtfuhrunternehmer Johann Peter Kaufmann die Genehmigung zum Bau einer Getreidemühle am Weserbach westlich von Roetgen. Der reiche Unternehmer ließ eine befestigte Straße zu seiner Mühle bauen. Außerdem unterstützte die Gemeinde das Vorhaben durch die Bereitstellung von günstigem Bauland. Die Anlage erhielt einen Mühlenteich, der kurz oberhalb des Gebäudes angelegt wurde und durch einen mehr als 200 Meter langen Wassergraben, der oberhalb vom Weserbach abzweigte, seine Wasserzufuhr hatte. Der Teich ist auf der preußischen Urkatasteraufnahme aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch gut zu sehen. Durch den Bau der Anlage erhofften sich die Roetgener Landwirte einen wesentlich günstigeren Weg zu einer Mahlmühle zu haben, da sie vorher ihr Getreide aufgrund des Mühlenbanns bis zur mehr als 10 Kilometer entfernten Belgenbacher Mühle transportieren mussten. Allerdings erwarb Kaufmann mit dem Bau auch das Privileg einer Beimühle, sodass die Landwirte vor Ort mahlen und die Preise des Unternehmers akzeptieren mussten. Der Mühlenbetrieb wurde von einem Pächter geführt.
Nach dem Tod von Johann Peter Kaufmann 1786 übernahm sein Sohn Johann Mathias die Anlage. Diese muss wohl gut ausgelastet gewesen sein, denn neben dem Pächter waren noch weitere Personen hier angestellt. Da Johann Mathias einziges Kind bereits im Säuglingsalter verstarb, ging nach seinem Tod die Mühle in den Besitz seiner Schwester über. Einer ihrer Söhne, Friedrich Wilhelm Charlier, übernahm schließlich die Anlage. Er selbst zog bald nach Aachen, verpachtete die Mühle allerdings weiter.
1840 ließ er die Anlage baulich erweitern, setzte ein zweites Stockwerk auf das Gebäude und ersetzte die beiden oberschlächtigen Wasserräder durch ein einziges größeres. Außerdem erhielt die Mühle weitere, größere Wirtschaftsgebäude wie eine Remise, ein Backhaus, einen Stall und eine Scheune. Nach einem Brand 1861 wurde sie schnell wieder aufgebaut.

Mit dem Bau der Eisenbahnverbindung (Vennbahn) 1885 durch Roetgen kam auch das Ende des Mühlenbetriebs. Aufgrund der Steigung der Bahnlinie in Richtung Lammersdorf benötigten die Dampf-Lokomotiven viel Wasser. Für diesen Zweck war am Weserbach etwa einen Kilometer oberhalb der Mühle der Weserbach zu einem kleinen Wasserreservoir aufgestaut worden, von wo das Wasser zum Bahnhof in Roetgen geleitet wurde. Damit ging der Mühle wichtige Antriebskraft verloren.
1890 verkaufte daher die Erbengemeinschaft, der die Anlage nun gehörte, diese an die Preußische Eisenbahnverwaltung. Der Mahlbetrieb war bereits vorher zum Erliegen gekommen. Nun wurde die Mühle als Wohnung für Bedienstete der Eisenbahn genutzt. In den 1930er Jahren kaufte ein Landwirt die Anlage mit den zugehörigen Wiesen- und Weidenflächen. Eine größere bauliche Veränderung erfuhren die Mühlengebäude, als mit dem Bau der Wesertalsperre einige Kilometer weserabwärts auf belgischem Staatsgebiet das Weserwasser 1963 über einen Stollen quer unter Roetgen zum Grölisbach geleitet wurde. Grund war die Gefahr einer möglichen Wasserverschmutzung für die Talsperre. Der Stolleneingang befindet sich in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Mühle. Von hier bildet sich die Weser wieder neu.
Inzwischen ist die Charliers Mühle umgebaut und heute in Privatbesitz.

Baudenkmal
Das Objekt „Charliers Mühle am Weserbach“ in Roetgen ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Gemeinde Roetgen, Nr. 27).

(Gabriele Harzheim, 2025)

Literatur

Schuppener, Ulrich (2025)
Charliers Mühle. Die ehemalige Roetgener Weserbachmühle ist heute ein. (Das Monschauer Land Jahrbuch 2025.) S. 63-72. Monschau.

Charliers Mühle am Weserbach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mühlenstraße 41
Ort
52159 Roetgen / Deutschland
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1768, Ende nach 1885

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Gabriele Harzheim (2024): „Charliers Mühle am Weserbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356245 (Abgerufen: 3. Mai 2025)
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